Trainer Edin Terzic soll Neuzugänge wie Karim Adeyemi beim BVB integrieren - © IMAGO / GEPA pictures
Trainer Edin Terzic soll Neuzugänge wie Karim Adeyemi beim BVB integrieren - © IMAGO / GEPA pictures
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Saisonvorschau Borussia Dortmund: Mit altem Trainer und neuem Personal

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Ab dem 5. August rollt der Ball endlich wieder in der Bundesliga. bundesliga.de nimmt alle Clubs im Teamcheck unter die Lupe. Hier: Borussia Dortmund. Der BVB will mit eindrucksvollen Verstärkungen und seinem alten, neuen Trainer den Bayern Paroli bieten.

Der Kader

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In seiner ersten Transferperiode als Sportdirektor hat Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund gleich eindrucksvoll Fakten geschaffen: Mit Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi kamen drei deutsche Nationalspieler zum BVB. Süle und der aufstrebende Schlotterbeck dürften dabei auch in der Nationalmannschaft das Innenverteidiger-Duo der Wahl bilden. Adeyemi war in der vergangenen Saison der beste europäische Torschütze unter 21 Jahren. Und mit Salih Özcan vom 1. FC Köln kam direkt ein Ersatz für Axel Witsel (Vertragsende), wenngleich Özcan eine deutlich aggressivere Körpersprache mitbringt als sein belgischer Vorgänger.

Alle offiziellen Transfers in der Übersicht

Auf Seiten der Abgänge wiegt natürlich vor allem der Wechsel von 22-Tore-Mann Erling Haaland zu Manchester City schwer. Doch auch hier präsentierte Kehl zunächst einen adäquaten Ersatz, um das Profil eines bulligen Mittelstürmers auch 2022/23 im Kader zu haben: Sebastien Haller, bestens bekannt aus Zeiten von Eintracht Frankfurt, kam mit der Empfehlung von 34 Pflichtspieltoren von Ajax Amsterdam. Alleine elf davon in der Champions League. Doch kaum war Haller beim BVB angekommen, kam der Schock. Diagnose: Hodentumor. Der BVB wird Monate auf seinen Neuzugang verzichten müssen. Viel wichtiger ist aber die vollständige Wiedergenesung des 28-Jährigen.

Richten müssen es jetzt andere im Sturm. Ein Ersatz für Haller, so hat es der Club bereits angekündigt, soll noch kommen. Aber auch das vorhandene Personal könnte vorerst in die Bresche springen. Donyell Malen hat sich in der Vorbereitung in bestechender Frühform präsentiert, Adeyemi traf gleich bei seinem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal und Youssoufa Moukoko hat im Vergleich zur letzten Saison die komplette Vorbereitung absolviert und sich hier auch als Alternative aufgedrängt.

Die wohl wichtigste neue Personalie ist am Ende aber noch immer die des Trainers. Nach dem Aus von Marco Rose übernimmt wieder der allseits beliebte Edin Terzic, der sich in seinem halben Jahr als Interimstrainer 2021 mit dem DFB-Pokal krönte und dem Club seither als Technischer Direktor weiter verbunden war. Der 39-Jährige kennt das Team entsprechend gut.

Routinier und Senkrechtstarter: Mats Hummels und Nico Schlotterbeck - IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/IMAGO/Sven Simon

Top-Neuzugang: Nico Schlotterbeck

Nico Schlotterbeck war einer der Senkrechtstarter der letzten Saison und wurde prompt Nationalspieler. Der Neuzugang vom SC Freiburg bringt alles mit, was ein Innenverteidiger von internationalem Format braucht: Kompromisslose Zweikampfführung, starkes Kopfballspiel, ein enorm guter Spielaufbau und eine hohe Grundschnelligkeit. Als einziger Linksfuß dürfte der 22-Jährige in der Innenverteidigung gesetzt sein, wenngleich er sich als immer noch junger Spieler an der Seite von erfahrenen Spielern wie Süle oder Mats Hummels noch einmal weiterentwickeln kann. Und er soll vor allem die Defensive stabilisieren. 52 Gegentore 2021/22 waren für einen Vizemeister deutlich zu viel.

Schlüsselspieler: Marco Reus

Gerade vor einer Saison, wo viele neue Spieler integriert werden müssen, ist der Kapitän noch einmal umso wichtiger. An Reus führt absolut kein Weg für Trainer Edin Terzic vorbei. Der 33-Jährige mag vielleicht nicht mehr der schnellste sein, doch seine Rolle als Zehner beim Angriffsspiel mit den entscheidenden Pässen in die Gefahrenzone sorgt noch immer für den Unterschied. Gleichermaßen sorgt er auch immer noch selbst für Torgefahr. Auch 2021/22 kam er wieder auf 21 direkte Torbeteiligungen. Nach dem Abgang von Erling Haaland könnte Reus außerdem wieder zum etatmäßigen Elfmeterschützen werden. Reus profitiert von Jude Bellingham in seinem Rücken, der zunehmend eine immer bedeutendere Rolle beim BVB spielt und mit 19 Jahren bereits zum dritten Kapitän ernannt worden ist.

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Youngster to watch: Jamie Bynoe-Gittens

Schon in der letzten Saison durfte der Engländer in der Bundesliga debütieren und zeigte sogleich sein großes Potenzial. Schnelligkeit, Spielwitz, Torgefahr: Viele Parallelen zu seinem Landsmann Jadon Sancho, der einige Jahre zuvor den gleichen Weg von Manchester City nach Dortmund gemacht hatte, lassen sich beim 17-Jährigen erkennen. Bynoe-Gittens wird seine Einsätze zunächst als Joker bekommen und soll so in der Schlussphase auf der linken, offensiven Außenbahn für Furore sorgen. Er hat locker das Potenzial, zu einem der Senkrechtstarter dieser Saison zu avancieren.

Spielmacher unter sich: Jude Bellingham und Marco Reus - IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO/IMAGO/RHR-Foto

So könnten sie spielen

Terzic hat sowohl die Dreierkette als auch die Viererkette in der Vorbereitung einstudiert. Niklas Süle wird zu Saisonbeginn noch mit einer Muskelverletzung ausfallen, weshalb zumindest zum Ligaauftakt eine Viererkette mit Schlotterbeck und Hummels erwartet werden darf. So lange noch kein Ersatz für Haller gefunden ist, bietet sich im Sturm eine Doppelspitze mit Malen und Adeyemi an. Als alleiniger Mittelstürmer käme eher noch Moukoko in Frage. Im Zentrum hat neben dem gesetzten Bellingham Neuzugang Özcan noch ein wenig Rückstand, weshalb aktuell eher Mahmoud Dahoud auf der Sechser-Position die Nase vorne hat. Auf den Außenbahnen dürften Raphael Guerreiro und Thomas Meunier ein Abo auf den Stammplatz haben. Als Ergänzungsspieler bieten sich hochwertige Alternativen wie Julian Brandt, aber auch hungrige Talente wie Tom Rothe, Jamie Bynoe-Gittens oder der wiedergenesene Mateu Morey an.

Die mögliche Startelf

Kobel - Meunier, Hummels (Süle), Schlotterbeck, Guerreiro - Dahoud (Özcan) - Bellingham, Reus - Malen, Adeyemi - Moukoko

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Bisherige Vorbereitung

Die Testspiele gegen unterklassige Gegner liefen gut, gegen die beiden La-Liga-Teams Villareal (0:2) und Valencia (1:3) gab es hingegen Niederlagen. Die Krankheit von Haller hat aber auch bei der Mannschaft einen großen Schock hinterlassen, der erst einmal verarbeitet werden musste. Doch schon beim Pflichtspiel-Auftakt im DFB-Pokal gegen den TSV 1860 München zeigte der BVB, was in ihm steckt. Beim 3:0-Sieg, der deutlich höher hätte ausfallen können, ließen die Borussen ihrem Gegner nicht den Hauch einer Chance. "Das war ein sehr gutes Spiel von uns, sehr dominant und erwachsen", resümierte Edin Terzic im Anschluss.

Saisonziel und Prognose

Obwohl sich die neue Elf erst einmal einspielen muss, sind die Töne zumindest aus Spielerkreisen forsch: "Was am Ende dabei herauskommt, weiß man nie. Aber die Qualität der Mannschaft ist so hoch, dass man den ersten Platz in der Bundesliga erreichen kann, sonst hätte ich den Wechsel nicht gemacht. Ich glaube zu 100 Prozent, dass wir der nächste Deutsche Meister werden können", sagte Niklas Süle, der immerhin den ungewöhnlichen Weg von Bayern nach Dortmund genommen hat.

Aber: auch die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Die Neuzugänge der schärfsten Konkurrenten aus München und Leipzig lesen sich ähnlich spektakulär wie beim BVB. Es wird also alles andere als einfach, selbst die Vizemeisterschaft zu verteidigen. Ein Platz unter den ersten drei ist gewiss das Mindestziel, doch auch nach oben ist in dieser Saison vielleicht mehr möglich als noch in den Jahren zuvor.