Säbelrasseln vor dem Gipfeltreffen

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München - Am Sonntag wird der ruhmreiche FC Bayern München 111 Jahre alt. Das sind "111 Jahre mia san mia", betont das hauseigene "Bayern Magazin". "Mia san mia" - das Selbstwertgefühl des deutschen Rekordmeisters ist mit dem Sieg bei Inter Mailand am Mittwoch plötzlich wieder ausgeprägt wie zu besten Zeiten, pünktlich zum Prestigeduell gegen Borussia Dortmund am Samstag (ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) bläst deshalb auch die "Abteilung Attacke" mit breiter Brust zum Angriff.

"Wir sind die bessere Mannschaft", behauptet Präsident Uli Hoeneß, "eins gegen eins haben die Dortmunder keine Chance." Die Tabelle signalisiert das Gegenteil. Es ist "ein ganz besonderes Spiel", "ohne Frage auch ein Imagespiel", sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

13 Punkte Rückstand

Und es ist ein Rekordspiel. In 198 Länder wird die herausragende Begegnung des 24. Spieltags der Bundesliga am Samstag live übertragen, nie zuvor bestand weltweit mehr Interesse am Aufeinandertreffen zweier deutscher Mannschaften. Dabei geht es nur um drei Punkte; drei Punkte, die der FC Bayern dringend braucht, um am Saisonende mindestens Zweiter zu sein und so neben dem designierten Meister Borussia Dortmund direkt in die Champions League einzuziehen.

An die Meisterschaft denkt beim FC Bayern keiner. Oder doch? "Dortmund ist aus dem Rhythmus, das sieht man an den Punkten", erklärt Münchens Trainer Louis van Gaal. Will heißen: Der BVB ist nicht mehr so souverän wie in der Hinrunde - "und das wird noch stärker werden, wenn wir gewinnen und sie noch mehr Punkte verlieren", ergänzt der Niederländer. Einstweilen liegen die Münchner üppige 13 Zähler hinter dem Tabellenführer auf Rang drei - Nahziel bleibt, drei Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen wettzumachen. Das ginge nur, wenn Leverkusen am Sonntag bei Werder Bremen verliert.

Remis oder Niederlage "völlig ausgeschlossen"

Weil der FC Bayern im Kampf um Platz eins oder zwei nach wie vor von der Konkurrenz abhängig ist, ist ein Sieg gegen die meisterlichen Emporkömmlinge aus Westfalen deshalb vor allem erst mal eins: eine Frage der Ehre. Uli Hoeneß hält ein "Unentschieden oder eine Niederlage für völlig ausgeschlossen". "Wir gewinnen gegen Dortmund. Das steht außer Frage", sekundiert Mannschaftskapitän Philipp Lahm. Trainer van Gaal hält derlei Kommentare für überflüssig, er sagt: "Dortmund ist eine sehr gute Mannschaft, spielt wie eine Mannschaft und macht auch gerne mal ein Tor. Sie haben die beste Verteidigung, das ist unglaublich."

Die beste Verteidigung wurde am Freitag allerdings auseinandergerissen: Torhüter Roman Weidenfeller fällt aus. Er hatte im Training am Dienstag bei einem Zusammenprall mit Nationalspieler Mats Hummels eine Innenbanddehnung und einen kleinen Kapseleinriss im linken Knie erlitten. Dann spiele für "einen der besten deutschen eben einer der besten australischen Torhüter", sagte Trainer Klopp bereits. Besagter Australier heißt Mitchell Langerak, ist 22 Jahre alt, kam vor der Saison von Melbourne Victory nach Dortmund - und wird nun sein erstes Bundesligaspiel bestreiten.

Klopp: "Wahnsinnig reizvolles Spiel"

Der FC Bayern gegen den BVB - für Dortmunds Trainer Jürgen Klopp ist es im Februar 2011 nicht mehr und nicht weniger als ein "wahnsinnig reizvolles Spiel zwischen der erfolgreichsten Mannschaft der gefühlt letzten 100 Jahre" und der Mannschaft, "die die meisten Punkte hat." Die Bayern sind heiß wie Frittenfett, die Dortmunder können sich Gelassenheit gönnen. Die Münchner besser? Dortmund "eins gegen eins" ohne Chance? "Man könnte sagen, dass Bayern die individuell höhere Klasse hat", sagt Klopp, und schränkt doch umgehend ein: "Ich weiß aber nicht, ob ich meinen Jungs damit gerecht werde."

Zumindest die Offensive der Münchner, meint Klopp respektvoll, "gehört zum Besten, was weltweit in den gleichen Trikots unterwegs ist". Aber der Trainer betont auch, "ich bin mir sicher, dass wir das so gut verteidigen können wie kaum eine andere Mannschaft." Rein statistisch betrachtet aber sollte sich die Borussia nicht zu sicher fühlen. Vor fast schon neunzehneinhalb Jahren, am 12. Oktober 1991, gewann der BVB das bislang letzte Mal beim FC Bayern (3:0) - da war einer wie der Dortmunder Senkrechtstarter Mario Götze noch gar nicht geboren.