Das Hinspiel am Millerntor gewannen Mario Götze (l.) und seine Dortmunder Kollegen mit 3:1 beim FC St. Pauli
Das Hinspiel am Millerntor gewannen Mario Götze (l.) und seine Dortmunder Kollegen mit 3:1 beim FC St. Pauli

Rückrunden-Spitzenteam prüft den BVB

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München - Am Samstag (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) soll der Knopf wieder aufgehen. Im Kalenderjahr 2011 ist Borussia Dortmund noch ohne Heimsieg. Gegen Stuttgart gab es ein 1:1, anschließend gegen Schalke ein 0:0. Nun soll der FC St. Pauli den Siegeswillen des Tabellenführers zu spüren bekommen.

Die jüngste Trainingswoche lieferte dem BVB allerdings keinen Rückenwind für das Duell mit dem Aufsteiger. Jakub Blaszczykowski musste nach seinem Kapseleinriss im Knie einen Trainingsversuch abbrechen, Sven Bender plagte sich mit Oberschenkelproblemen herum, Mohamed Zidan mit einer Rückenprellung aus dem Kaiserslautern-Spiel. Torhüter Roman Weidenfeller und Robert Lewandowski mussten erkältet einige Einheiten absagen. Definitiv fehlen wird neben Blaszczykowski Neven Subotic, der wegen seiner Gelb-Roten Karte in Kaiserslautern aussetzen muss. Auch die langzeitverletzten Shinji Kagawa, Patrick Owomoyela und Florian Kringe stehen weiter nicht zur Verfügung. Wird es personell eng, so wird Sebastian Kehl nach fünfmonatiger Abwesenheit ein Thema für den Kader. Der Kapitän hatte nach seinem Riss im Sehnenansatz des Hüftbeugers am Dienstag bereits wieder für die zweite Mannschaft gespielt, soll aber nach Möglichkeit noch mit einem Profi-Einsatz unter Wettkampfbedingungen warten.

Mit St. Pauli steht der Borussia die einzige andere Bundesligamannschaft gegenüber, die 2011 noch nicht verloren hat. Mehr noch: Nach dem 1:0 gegen den Hamburger SV, dem ersten Pflichtspielsieg im Stadtderby seit 1977, ist der Aufsteiger die bislang beste Mannschaft der Rückrunde. Dass der letzte Erfolg der "Kiezkicker" aus dem Jahr 1989 datiert und es danach acht Niederlagen und ein Remis gegen die Westfalen gab, schreckt bei St. Pauli daher niemanden. "Wir wollen mit einem Sieg in Dortmund den nächsten Schritt zu unserem Ziel, 40 Punkte plus, gehen", sagt Trainer Holger Stanislawski selbstbewusst. Neben den schon länger verletzten Carsten Rothenbach und Florian Lechner fehlt Innenverteidiger Carlos Zambrano bei diesem Vorhaben wegen einer Gelbsperre allerdings ebenso wie Fabian Boll (Zehenprellung) und Derby-Torschütze Gerald Asamoah (schwere Knieprellung), Moritz Volz (Rippenprellung) und Markus Thorandt (Schlag aufs Wadenbeinköpfchen) sind angeschlagen, dürften aber spielen können. Im Tor wird Thomas Kessler wieder den Vorzug vor Benedikt Pliquett bekommen.




Hamburger SV - SV Werder Bremen

Der HSV hat kaum Zeit, die Niederlage im Stadtduell gegen St. Pauli zu verdauen. Mit dem Nordderby gegen Bremen steht gleich die nächste prestigeträchtige Begegnung an. "Jetzt heißt es 'Kopf hoch - weiter geht's'", erklärte Torhüter Frank Rost vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Verein trotzig. Auch sein Trainer Armin Veh fordert, dass "wir wieder aufstehen. Es wird sich zeigen, wie stark die Mannschaft ist." Gegner Bremen rechnet nicht mit einem angeknockten HSV. "Das Derby gegen uns kommt vielleicht gerade zur rechten Zeit", vermutet Werders Trainer Thomas Schaaf. "Da ist nicht viel Trauer angesagt, sondern man will seine Fans wieder positiv stimmen."

Letzteres stünde auch seiner Mannschaft gut zu Gesicht, denn sie liegt nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz. "Ich will mit meiner Mannschaft eine Leistung abrufen, die uns erfolgreich sein lässt", sagt Schaaf. Das muss ohne Wesley und ohne Claudio Pizarro geschehen, der wegen erneuten Oberschenkelproblemen passen muss. Dafür stehen Aaron Hunt nach Zehenverletzung und Sandro Wagner nach Grippe ebenso wieder zur Verfügung stehen wie Tim Borowski und Dominik Schmidt, die nach langwierigen Rücken- respektive muskulären Problemen auf ein Comeback hoffen. Sie wollen mithelfen, dass Werders 500. Bundesliga-Niederlage noch eine Weile auf sich warten lässt.




SC Freiburg - VfL Wolfsburg

Um Wiedergutmachung geht es in Freiburg sowohl beim gastgebenden SC als auch bei den Gästen aus Wolfsburg. "Eine zweite Leistung wie die auf Schalke können und wollen wir uns nicht erlauben", spielt Freiburgs Trainer Robin Dutt auf den blassen Auftritt seiner Mannschaft beim 0:1 in Gelsenkirchen an. "An dem Spiel gibt es nichts zu beschönigen, einen Staatsakt wollen wir daraus aber auch nicht machen." Er setzt auf die Qualität seiner Mannschaft, gute Reaktionen zu zeigen. Auf das 2:4 in München oder das 0:3 in Hannover antwortete der SCF jeweils mit einem 1:0-Erfolg, gegen Mainz beziehungsweise Hamburg. Sieht man von den langzeitverletzten Simon Pouplin, Tommy Bechmann, Daniel Williams, Jonathan Jäger und Julian Schuster ab, fehlte in der Trainingswoche nur Yacine Abdessadki wegen anhaltender Wadenprobleme. "Gegen Wolfsburg werden wir uns trotzdem schön strecken müssen", nimmt Dutt an.

Der VfL steht auf Rang 15, punktgleich mit Kaiserslautern auf dem Relegationsplatz, und ist im zweiten Spiel unter Trainer Pierre Littbarski um jeden Punkt verlegen. "Die Führungsspieler nehmen das Heft in die Hand und reißen die anderen mit", meint der Weltmeister von 1990. "Das ist ein sehr gutes Zeichen. Die Einstellung, die wir einfordern und die nötig ist, um im Abstiegskampf zu bestehen, ist da." Große Hoffnung setzt Littbarski in die Rückkehr von Spielmacher Diego nach dessen Suspendierung für das Spiel gegen Hamburg. "Wenn ich sehe, wie er sich reinhängt und auf brillante Weise Fußball spielt, ist Diego wirklich unser kleinstes Problem. Er ist unser Mann für die besonderen Aktionen." Womöglich steht ihm in Freiburg von Beginn an der Südkoreaner Koo Ja-Cheol zur Seite, zudem rückt Sascha Riether zurück ins Team. Sie sollen helfen, die VfL-Bilanz von nur einem Sieg aus den jüngsten zwölf Ligaspielen aufzubessern. Angreifer Grafite muss dagegen wegen einer Oberschenkelzerrung passen. Auf Thomas Kahlenberg und Alexander Madlung verzichtet Littbarski sogar freiwillig. Er habe bei ihnen derzeit nicht das Gefühl, dass "sie sich zu 100 Prozent einbringen", begründete er seinen Entschluss.




Hannover 96 - 1. FC Kaiserslautern

Formal bietet sich Hannover gegen den FCK die Chance, die 40-Punkte-Grenze zu überschreiten. Doch mit dem Thema Abstiegskampf haben die 96er, bislang mit 38 Zählern auf Tabellenplatz 4, in dieser Saison nicht das Geringste zu tun. Vielmehr geht es für die Niedersachsen um eine noch bessere Ausgangsposition für höhere Ziele. "Wir wissen um die Qualitäten Lauterns", warnt Trainer Mirko Slomka allerdings. "Der FCK wird uns alles abverlangen, da er auch auswärts unglaublich aggressiv agiert." Hannover wird dagegenhalten, und zwar womöglich wieder mit Mohammed Abdellaoue als zweiter Spitze neben Didier Ya Konan. Der Norweger ist von einer Virusinfektion genesen und könnte Jan Schlaudraff ins Mittelfeld verdrängen. Dort wäre Verwendung für ihn, weil Lars Stindl den gelb-gesperrten Manuel Schiedebach auf der Sechser-Position ersetzen dürfte. Abräumer Sergio Pinto steht nach leichter Zerrung wohl wieder zur Verfügung, Carlitos wird nach seiner ersten Woche im Mannschaftstraining nach abgeheiltem Kreuzbandriss wohl noch geschont.

Die Lauterer, die erstmals in dieser Saison auf den Relegationsplatz abgerutscht sind, ziehen derweil neues Selbstvertrauen aus dem in letzter Minute erkämpften 1:1 gegen Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende. "Wir sind gestärkt aus diesem Spiel herausgegangen", sagt Rechtsverteidiger Florian Dick, der nach abgesessener Gelbsperre wieder mitwirken wird. Fraglich ist dagegen die Einsatzfähigkeit von Ivo Ilicevic (Bänderprobleme im Knie) und Rodnei (Erkältung). Erwin Hoffer (Grippe) und Oliver Kirch (Bänderriss im Sprunggelenk) fallen sicher aus. "Wir sind für uns und unsere Punkte selbst zuständig", meint Trainer Marco Kurz. "Also können wir uns nur durch gute Leistung wieder da unten rauskämpfen." Hannover soll das zu spüren bekommen.




1899 Hoffenheim - 1. FC Köln

Für Hoffenheim geht es darum, die Scharte vom jüngsten 0:4 in München auszuwetzen, Köln will im Abstiegskampf nachlegen. "Unser Selbstvertrauen hat in München nicht gelitten", sagt 1899-Trainer Marco Pezzaiuoli. Als Profi muss und kann man Niederlagen wegstecken." Gegen den FC gelte es, die Ruhe zu bewahren. "Dann werden wir uns Torchancen herausspielen", sagt der Coach voraus. "Wir müssen aber auch die Zweikämpfe annehmen und dürfen keine Konter zulassen." Bis auf Chinedu Obasi und Manuel Gulde, die noch länger fehlen, und den noch rot-gesperrten Edson Braafheid kann Pezzaiuoli aus dem Vollen schöpfen. Auch Innenverteidiger Isaac Vorsah hat sich nach seiner Knieverletzung in München zurückgemeldet.

Die Kölner wähnen sich nach zwei eindrucksvollen Heimsiegen gegen Bayern München und den 1. FSV Mainz 05 auf dem richtigen Weg. "Man kann schon von einer Entwicklung sprechen", findet Trainer Frank Schaefer und verrät gleich, wo er den Hebel angesetzt hat: "Als Mannschaft kannst du dich nicht entwickeln, wenn du passiv bist." Diese Passivität hat der FC auf fremdem Platz allerdings noch nicht ablegen können. Seine schmalen fünf Punkte werden von keinem anderen Team unterboten. Das sollte sich ändern, weiß auch Schaefer: "Wir haben auf dem Weg zum Klassenerhalt noch zwölf Spiele vor uns und noch gar nichts erreicht."