"Königsblauer" Traumsturm: Klaas-Jan Huntelaar (l.) und Raul feiern den Einzug ins Achtelfinale
"Königsblauer" Traumsturm: Klaas-Jan Huntelaar (l.) und Raul feiern den Einzug ins Achtelfinale

Rückkehr ins Rampenlicht

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Gelsenkirchen - Kurz vor Spielende gab es kein Halten mehr für die Fans. "Der S04, der S04, der S04 ist wieder da", dröhnte es aus tausenden Kehlen - ausgelassen, gelöst, befreit. Nach Wochen der Zweifel und der Krise scheint der FC Schalke 04 mit dem 3:0-Sieg über Lyon endgültig auf den Pfad des Erfolges zurückgekehrt zu sein. Und die Spieler waren nicht weniger erleichtert als die Anhänger.

Vor allem die erste Halbzeit beim Erfolg über überforderte Franzosen lieferte ein Beispiel dafür, wie sich Felix Magath den Fußball auf Schalke vorstellt - und wie ihn die Mannschaft offenbar inzwischen auch praktizieren kann.

Aggressiv in den Zweikämpfen, läuferisch und kämpferisch stark, defensiv gut aufgestellt und im Spiel nach vorne mit viel Druck, Esprit und Durchschlagskraft. "Die erste Halbzeit war das beste, was wir bisher in dieser Saison gezeigt haben", lobte Magath.

"Mannschaft hat jetzt eine Struktur"

"Der Knoten ist bei uns geplatzt", glaubt Christoph Metzelder, der selbst den Aufschwung im Schalker Team personifiziert. Zum zweiten Mal nach der Partie gegen Bremen verbuchte der anfangs so Geschmähte die besten Zweikampfwerte aller Spieler. Warum es auf einmal so gut läuft? "Die Mannschaft hat jetzt eine Struktur", sagt Metzelder.

Tatsächlich scheint Felix Magath eine Formation gefunden zu haben, der er Vertrauen schenkt. Vor allem die Abwehr, in der in den ersten Spielen munter rochiert wurde, wirkt zunehmend sicherer und kompakter. Seit drei Spielen steht zuhause die Null. "Wir haben uns in der Viererkette eingespielt. Und eine gute Defensivarbeit ist immer die Basis für Erfolg", bestätigt Metzelder.

Traumsturm netzt nach Belieben

Magath hat aber nicht nur eine Formation, sondern auch ein Spielsystem gefunden, das zu diesen individuell teilweise herausragenden Fußballern zu passen scheint. Wie schon zuletzt agierte Schalke auch gegen Lyon im Mittelfeld nicht mit einer Raute, sondern einer flachen Viererkette. Dass dabei diesmal auch die von Magath gerade erst kritisierten "Sorgenkinder" Jose Jurado über die ungewohnte Position links und Jermaine Jones als Teil der zentralen Doppelsechs ein gutes Spiel machten, passte an diesem Abend ins nahezu perfekte Bild.

Zumal der nominelle Traumsturm Raul und Huntelaar sich immer mehr auch als solcher entpuppt. Gegen Weder netzte der Spanier drei Mal ein, gegen Lyon schnürte der Holländer einen "Doppelpack". "Wichtig ist, dass wir immer sofort Druck nach vorne machen. Dann spielen wir sehr guten Fußball", lobte Klaas-Jan Huntelaar im Anschluss.

Mit Selbstvertrauen auf dem Betzenberg nachlegen

Nach dem Sieg über Lyon ist unverkennbar: Der Einzug ins Achtelfinale der Champions League hat Schalke ebenso wie zuletzt sieben Punkte aus drei Bundesligaspielen eine Menge Selbstvertrauen zurückgebracht. Zumal auch der Schulterschluss mit den Fans wieder geschafft scheint - die lautstarken verbalen Streicheleinheiten nach den letzten Spielen sprachen eine deutliche Sprache.

Die Mannschaft steht wieder im Rampenlicht - und will dies unter allen Umständen fortsetzen. In der Champions League soll jetzt noch ein "Dreier" in Lissabon und damit der Gruppensieg her. Und in der Liga will man am Samstag in Kaiserslautern punkten.

"Auch wenn es auf dem Betzenberg immer schwierig ist, wollen wir den Aufwärtstrend unbedingt fortsetzen", stellt Manuel Neuer klar. Was nach Ansicht von Felix Magath allerdings auch zwingend geboten ist: "In der Bundesliga hinken wir noch hinterher!"

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte