Demba Ba erzielte gegen den 1. FC Köln sein 12. Saisontor.
Demba Ba erzielte gegen den 1. FC Köln sein 12. Saisontor.

Rückkehr der Leichtigkeit

xwhatsappmailcopy-link

Darauf hatten sie lange gewartet. Nach fast 100 Tagen gelingt den Hoffenheimern das, was Ersatzkapitän Per Nilsson als "das schönste Gefühl für Fußballer" beschreibt: Siegen.

Zwölf Spiele dauerte die Durststrecke an. "Gerade wenn man solange nicht mehr gewonnen hat, spielt sich einiges im Kopf ab", beschreibt Trainer Ralf Rangnick die Sorgen, die ihm seine Mannschaft noch in der ersten Hälfte machte: "Jeder Schritt fällt einem da schwer. Manche wussten wahrscheinlich gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, als Sieger vom Platz zu gehen."

"Wir haben hier nichts zu verlieren"

Erst nach der Halbzeitansprache des Trainers besann sich 1899 Hoffenheim auf die alten Tugenden der jungen Mannschaft. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie hier nichts zu verlieren haben und ganz befreit aufspielen können. Wir sind jetzt in der komfortablen Situation, dass die Jungs ruhig auch mal Fehler machen können", so Rangnick, der auf die Tabellensituation des Aufsteigers anspielt: "Wenn uns vor der Saison einer gesagt hätte, dass wir so früh schon den Klassenerhalt sichern, hätte das keiner geglaubt."

Vertrauen in die eigene Stärke

"Hoffenheim ist hier souverän aufgetreten und hat das Spiel daher absolut verdient gewonnen", sagte auch der Trainer der Gäste, Christoph Daum. Rangnick hob hervor, dass es vor allem die Führung war, die ihn an ein Ende der Negativserie glauben ließ: "Nach dem 1:0 war das Vertrauen ihn die eigene Stärke wieder da. Da war ich mir sicher, dass wir das heute packen."

Dem Befreiungsschlag, ausgelöst durch ein Freistoßtor des gut aufgelegten Sejad Salihovic, folgte ein Distanzknaller von Demba Ba, der zur alten Klasse zurückgefunden hat. Außerdem ein verschossener Elfmeter von Sanogo, dessen Einwechslung für Unruhe im Kölner Strafraum sorgte. "Das Spiel hätte auch ein oder zwei Tore höher ausgehen können", sagt Rangnick.

Viele Dauerverletzte

Die Saison der Hoffenheimer war eine der Extremen. Nach spektakulärer Hinrunde und der Herbstmeisterschaft folgte eine zerwurmte Rückrunde. "Wir mussten sehr viele Rückschläge hinnehmen", erinnert sich auch Innenverteidiger Per Nilsson.

Den Hoffenheimern fehlten neben den Langzeitverletzten Vedad Ibisevic, Matthias Jaissle (beide Kreuzbandriss) und Andreas Ibertsberger (Innenbandriss) auch Marvin Compper (Adduktorenprobleme), Selim Teber (Entzündung im Knöchel), Carlos Eduardo und Andreas Beck (beide gesperrt) - sieben "potentielle Stammspieler" (Rangnick), die ersetzt werden mussten. Timo Hildebrandt weiß: "Das steckt keine Mannschaft in der Liga einfach weg."

Auf der Suche nach der Form der Hinrunde

Der souveräne Auftritt der zweiten Hälfte bestätigte jedoch den Aufwärtstrend, der sich laut Tobias Weis schon in den Spielen gegen Karlsruhe und Wolfsburg andeutete: "Beim KSC hätte es schon mehr sein können und auch gegen Wolfsburg haben wir bis zum ersten Gegentor gut gespielt. Heute hat es endlich mal wieder gereicht."

Die Erklärung für die wieder gewonnene Stärke scheint gemischte Gefühle bei Weis auszulösen: "Jetzt kommen wieder einige Spieler an ihre Form in der Hinrunde ran. Es ist ein wenig ärgerlich, dass das so lange gedauert hat."

Vorfreude auf die letzten drei Spiele

Die letzten drei Spiele können die Kraichgauer entspannt angehen. Beim Gedanken an die nächsten Gegner (Bielefeld, Bayern, Schalke) herrscht Vorfreude in Hoffenheim. "Wir haben noch drei schöne Spiele vor der Brust, auf die wir uns sehr freuen. Jetzt können wir in denen noch mal richtig Gas geben", so Weis.

Eines lässt sich bereits drei Spieltage vor Saisonenden festhalten: 1899 Hoffenheim kann mit der ersten Bundesligasaison in der Geschichte des Vereins durchaus zufrieden sein. "Der Verein ist ehrgeizig genug, um in Zukunft auch um die vorderen Tabellenplätze in der Bundesliga mit zu spielen. Dieses Jahr waren wir noch nicht so weit, haben aber viel gelernt und uns weiter entwickelt", zieht Timo Hildebrand eine vorzeitige, positive Bilanz der Bundesliga-Premiere Hoffenheims.

Darauf angesprochen, ob man mit einem neunten Tabellenplatz denn zufrieden sei, sagt der Torhüter: "Die goldene Mitte ist ein sehr gutes Ergebnis für einen Aufsteiger."

Aus Hoffenheim berichtet Daniel Dillmann