Milivoje Novakovic, Kevin Pezzoni, Andrezinho und Petit gehören vorerst nicht mehr zum Kader der "Geißböcke"
Milivoje Novakovic, Kevin Pezzoni, Andrezinho und Petit gehören vorerst nicht mehr zum Kader der "Geißböcke"

Rückendeckung für Solbakken - Profis aussortiert

xwhatsappmailcopy-link

Augsburg - Trotz der gab Stale Solbakken einen lockeren Spruch zum Besten. Als während der Pressekonferenz sein Handy klingelte, sagte der norwegische Trainer des 1. FC Köln trocken: "Oh, das ist meine Frau. Die will fragen, ob ich morgen noch eine Arbeit habe."

Einige Profis nicht mit ins Trainingslager

Die bessere Hälfte des 44-Jährigen braucht sich nicht zu sorgen. Ihr Mann bleibt im Amt - obwohl einige Medien bereits seine Entlassung gemeldet hatten. Am Tag nach der zwar knappen, aber dennoch demütigenden Niederlage sprach Claus Horstmann dem Coach das Vertrauen aus.



"Wir sind der festen Überzeugung", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, "dass nicht der Trainer das Problem ist, sondern dass die Mannschaft mit entsprechenden Maßnahmen die Kraft und die Möglichkeit hat, das Bild, was in den letzten Spielen geboten wurde, zu revidieren und somit auch die Punkte, die wir für den Klassenerhalt brauchen, zu holen." Außerdem war seinem Statement zu entnehmen, dass sich die "Geißbock"-Profis auf harte Zeiten einstellen müssen.

"Es wird drastische Veränderungen in der Mannschaft und in der Trainingsvorbereitung für das Spiel gegen Bremen geben", kündigte Horstmann an. "Von der Mannschaft erwarten wir den unbedingten Willen, sich mit aller Kraft und Leidenschaft gegen das weitere Abrutschen in den Keller der Bundesliga zu stemmen."

Seit Dienstag sind diese Veränderungen bekannt. Die Mannschaft wird ein zweitägiges Trainingslager in Marienfeld beziehen. "Dort haben wir mehr Ruhe und können nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz arbeiten - auch im mentalen Bereich", sagte Solbakken, der dabei und gegen Bremen außerdem auf drei Profis verzichten wird: "Kevin Pezzoni, Milivoje Novakovic, Andrezinho und Petit werden nicht mit ins Trainingslager fahren. Sie werden beim Spiel gegen den SV Werder Bremen nicht zum Kader zählen. Diese vier Spieler werden in Köln trainieren." Andrezinho wäre allerdings in den nächsten Wochen sowieso keine Option gewesen, denn der Brasilianer zog sich am Dienstag einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu und wird dem 1. FC Köln voraussichtlich sechs Monate lang fehlen.

"So kann man ein Spiel nicht gewinnen"



Im Vorfeld dieser Maßnahmen hatten die Kölner in Augsburg eine fußballerische Grundtugend - nämlich Leidenschaft - gänzlich vermissen lassen. Uninspiriert und unmotiviert stellten sie sich dem zu allem entschlossenen Gegner, knüpften haargenau dort an, wo sie beim 1:6-Heimdebakel gegen Borussia Dortmund aufgehört hatten.

"Die letzten drei Halbzeiten waren enttäuschend", kritisierte Solbakken, während Lukas Podolski, per Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 erfolgreich, die Defizite klar ansprach. "Man kann ja verlieren", sagte "Prinz Poldi", "aber nicht so. Wir kämpfen nicht, wir haben keine Torchancen, wir spielen keinen Fußball. Da kann man so ein Spiel nicht gewinnen."

Dass sie nicht so gewaltig unter die Räder kamen wie gegen den Deutschen Meister Dortmund, hatten die nun auf den Relegationsrang 16 abgerutschten Rheinländer allein Michael Rensing zu verdanken. Während kaum einer seiner Teamkollegen auch nur annähernd Normalform erreichte, präsentierte sich der Keeper in überragender Verfassung, machte mit tollen Paraden etliche Top-Chancen zunichte.

Rensing stellt sich hinter Solbakken



In der Mixed-Zone stellte er sich den Journalisten, stand Rede und Antwort, obwohl der dazu seinen eigenen Ausführungen nach gar nicht in der Lage war. "Mir fehlen die Worte", sagte der 27-Jährige: "Ich weiß jetzt auch keinen Lösungsansatz, weiß nicht, was noch passieren muss."

Eine Lanze brach er für Solbakken und dessen Mitstreiter. "An den Trainern liegt es wirklich nicht", befand er. "Sie tun alles, was in ihrer Macht steht und sind mit Herzblut bei der Sache. Wir waren top eingestellt und gut vorbereitet."

Obwohl intern angesprochen worden sei, "warum es zuletzt nicht geklappt hat", blieb die Mannschaft auch in Augsburg das meiste schuldig, was im Abstiegskampf unerlässlich ist für ein Happy-End. Einstellungssache? "Jeder", pflichtete Michael Rensing dem bei, "muss in den Spiegel schauen und sich fragen, ob er alles gegeben hat. Ich glaube, da gibt es den einen oder anderen, der diese Frage mit nein beantworten muss."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse