Rolfes und die Superjoker

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München - Bis zur 70. Spielminute sah es für Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag überhaupt nicht gut aus. Mit 0:2 lag die "Werkself" beim VfL Wolfsburg zurück. Doch dann wurde Simon Rolfes zum vierten Mal in dieser Saison eingewechselt - es sollte sein erfolgreichster Einsatz werden.

Gerade 120 Sekunden auf dem Rasen, ist der 28-Jährige gleich zur Stelle: Nach einem Freistoß von Arturo Vidal köpft er mit seiner ersten Ballberührung den wichtigen Anschlusstreffer. Wiederum zwei Minuten später zwingt der Mittelfeldspieler Gegner Makoto Hasebe zu einem Handspiel im Strafraum - Vidal gleicht vom Punkt aus.

Danach lässt Rolfes sich ein bisschen mehr Zeit, um endgültig zum Matchwinner zu avancieren: In der 82. Minute stellt er nach einer Ecke erneut per Kopf auf 3:2 und sichert Bayer damit drei verloren geglaubte Punkte.

"Wie im Film"

Rolfes selbst hatte die Partie trotz des Rückstands keineswegs abgehakt: "Ich komme doch nicht rein, um nur irgendwie mitzuspielen. Ich habe gespürt, dass hinten raus noch etwas geht." Wie genau diese turbulenten Minuten vonstatten gingen, wusste er danach aber auch nicht so genau. "Es ging alles ganz schnell, so wie im Film", sagte Bayers Nummer 6.

Wegen Knieproblemen hatte Rolfes fast zwölf Monate pausieren und unter anderem den Traum von der WM in Südafrika abhaken müssen. Nach schier 241 Tagen kehrte er am 5. Spieltag zurück auf den Platz. "Für Simon war das wie ein Märchen", sagte Sportchef Rudi Völler: "Er ist ein netter Kerl, der hart für dieses Comeback gearbeitet hat."

"Mir fehlt noch die Frische"

Das Spiel sei wichtig für seine Gemütslage gewesen, aber er sei noch nicht wieder ganz der Alte. "Mir fehlt noch die Frische", sieht der bescheidene Nationalspieler noch Luft nach oben. Die Bayer-Fans dürfen sich also auf weitere Topleistungen freuen.

Mit dem beeindruckenden Auftritt hat sich Rolfes auf jeden Fall in den Kreis der Superjoker befördert - auch wenn die Aktion vor dem Strafstoß nicht offiziell als Assist gilt, bleiben zwei Tore innerhalb von 20 Minuten Spielzeit. bundesliga.de hat tief in die Datenbank geschaut und präsentiert weitere herausragende Leistungen. Insgesamt waren bisher sechs Spielern in der Bundesliga-Geschichte noch erfolgreicher als Rolfes, denn sie trafen jeweils dreifach.

    Ioan Viorel Ganea schnürte 2002 im Trikot des VfB-Stuttgart in nur 20 Spielminuten ein "Dreierpack", dank des Rumänen gewannen die Schwaben mit 3:2 gegen den VfL Bochum.

    Martin Max stand am 30. März 2002 in der Partie von 1860 München gegen den FC St. Pauli 33 Minuten lange auf dem Rasen - und schoss drei Treffer für die "Löwen".

    Einen Tick länger - nämlich 35 Spielminuten - brauchte 1988 Norbert Dickel, als er drei Buden zum Dortmunder 4:0 gegen Hannover 96 beisteuerte.

    Miroslav Klose, gerade frisch vom 1. FC Kaiserslautern zu Werder Bremen gewechselt, zeigte sich am 25. September 2004 für die "Grün-Weißen" besonders effektiv. Beim 4:1 gegen Bochum netzte er in der zweiten Halbzeit drei Mal ein.

    Auf Platz 5 dieser Rangliste liegt Bernd Klotz. 1982 benötigte er für den BVB beim 11:1-Schützenfest gegen Arminia Bielefeld 49 Einsatzminuten für drei Tore.

    Last but not least: Uwe Wassmer. Der Stürmer des SC Freiburg schoss 1996 in 61 Minuten beim 4:1-Sieg gegen den MSV Duisburg wie alle vor ihm genannten dreifach.


Tim Tonner