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Zum Verzweifeln: Arjen Robben klebt momentan das Pech an den Stiefeln
Zum Verzweifeln: Arjen Robben klebt momentan das Pech an den Stiefeln

Robbens Trauma geht weiter

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Charkiw - Als das lähmende Gefühl der Ohnmacht nachließ, suchte Arjen Robben eine Erklärung - und fand sie auch gleich. "Vielleicht war es die ganze Scheiße", sagte der Superstar von Bayern München nach der EM-Auftaktpleite der Niederlande gegen Dänemark (Hier geht's zum Spielbericht). Diese "ganze Scheiße", damit meinte er die Debatte um Egoismus, Elfmeterversagen und Pfiffe der eigenen Fans. Sie hat anscheinend eine Blockade bei dem genial veranlagten Linksfuß hinterlassen.

Am Pfosten gescheitert

In seiner besten Szene suchte der 28-Jährige im Strafraum nicht den Abschluss - sein Pass auf Geburtstagskind Wesley Sneijder rollte ins Nichts. Weil auch die restliche versammelte niederländische Weltklasse-Offensive kein Scheunentor traf, steht "Oranje" nach dem 0:1 vor dem Klassiker am Mittwoch gegen Deutschland mit dem Rücken zur Wand. "Jetzt heißt es gewinnen oder sterben. Aber Deutschland will Fußball spielen, das macht sie zu einem besseren Gegner", sagte Ibrahim Afellay vom FC Barcelona. Tod oder Gladiolen.



Robben, der nach dem Schlusspfiff allein in stiller Verzweiflung am dänischen Strafraum hockte, das Gesicht in den Händen vergraben, fand die 90 Minuten unbegreiflich: "Wenn die Dänen ins Bett gehen, werden sie denken: Wie haben wir hier gewinnen können?" Die Antwort: Eine starke dänische Defensive und ein überragender Torhüter Stephan Andersen sowie ein Genie-Streich des ehemaligen Ajax-Spielers Michael Krohn-Dehli, der in der 24. Minute in Charkow das einzige Tor erzielte, waren genug, um den Vize-Weltmeister in die Knie zu zwingen.

Robben selbst hatte wenige Geistesblitze, spielte wie immer in "Oranje" sehr mannschaftsdienlich, wechselte oft die Position. Pech hatte er in der 36. Minute, als er den einzigen Fehler von Andersen nicht bestrafte, sondern am Pfosten scheiterte. Erst, als nichts mehr ging, versuchte er sich doch noch als "Ego-Shooter". Doch seine zwei typischen Aktionen mit dem Haken nach innen und anschließendem Torschuss (65./79.) brachten zum Entsetzen von Tausenden "Oranje"-Fans, die sich mit 30.000 Litern Bier auf der Fanmeile in Stimmung gebracht hatten, nur die Ballkinder hinter dem dänischen Kasten in Gefahr.

Huntelaar grinst auf der Bank



Robben leiden zu sehen, ist ein gewohntes Bild in den vergangenen Monaten. Neben dem Flügelstürmer wirkte auch Robin van Persie wie ein tragischer Held in Orange: Der Torschützenkönig der englischen Premier League, der den Vorzug vor dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar erhalten hatte, vergab seine Chancen reihenweise. Als van Persie nach einem perfekten Pass von Sneijder den Ball im Strafraum verstolperte, konnte sich Huntelaar auf der Bank ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Bondscoach Bert van Marwijk wird viel Arbeit haben, die schwelenden Konflikte unter seinen Offensivstars unter Kontrolle zu halten.

"Wir hätten drei Tage Spiele können, ohne ein Tor zu schießen. Gegen Deutschland ist es für uns schon ein Endspiel", sagte der ehemalige Hamburger Rafael van der Vaart. Wie Bundesliga-Torschützenkönig Huntelaar hatte der Mittelfeldspieler zwei Drittel des Spiels von der Bank aus verfolgen müssen. "Es ist sehr schwer, auf der Bank zu sitzen und die vielen Chancen zu sehen. Auch zu sehen, dass die Teamkameraden Fehler machen", sagte van der Vaart.

Kapitän Mark van Bommel gab sich kämpferisch. "Wir sind noch nicht fertig mit dieser EM, da kommen noch zwei Spiele. Wir haben gut gespielt und nicht gewonnen. Das nächste Spiel müssen wir gewinnen." Van Marwijk haderte mit Schiedsrichter Damir Skomina. Der hatte bei einem Handspiel von Lars Jacobsen ("Ja, es war Hand, kein Zweifel. Ich war einfach nur froh, dass er nicht gepfiffen hat") nicht auf Elfmeter entschieden: "Das war die Sahne auf dem Kuchen", sagte der ehemalige Dortmund-Trainer ironisch: "Gegen Deutschland müssen wir gewinnen. Und das können wir auch."

"Es fühlt sich für mich sehr speziell an"



Unterdessen hat Dänemark einen neuen König: "König Krohn", Michael Krohn-Dehli. So schrieben es die dänischen Zeitungen am Tag nach dem fast sensationellen 1:0 gegen die Niederlande zum EM-Auftakt. Der Stürmer, der am Mittwoch seinen 29. Geburtstag gefeiert hatte, wird es recht gelassen nehmen - er strahlte nach seinem "eiskalten Diebstahl" eine tiefe, innere Zufriedenheit aus.

"Es fühlt sich für mich sehr speziell an", sagte der Matchwinner ganz freundlich. Krohn-Dehli, ein "halber Holländer" und einst bei Ajax Amsterdam gescheitert, steht nun an der Spitze des Beutezugs der dänischen Wikinger, die mit ihrem großen Selbstbewusstsein weitere Großtaten ankündigten. Von "Rache" wollte Krohn-Dehli nach dem Sieg gegen den Favoriten jedoch nichts wissen, trotz enttäuschender Jahre in der Ehrendivison, wo er nicht nur bei Ajax Amsterdam, sondern auch bei RKC Waalwijk und Sparta Rotterdam spielte. "Ich kenne dort viele Leute. Und meine Freundin ist auch Holländerin", sagte Krohn-Dehli.

Die dänische Presse hielt sich keineswegs zurück. "König Krohn erledigt Holland! Olsen (Trainer Morten Olsen, Anm. d. Red.) hat ein Meisterwerk geschaffen - mit Krohn-Dehli als Maler. Krohn-Dehli hat holländischer gespielt als die Holländer", schrieb Berlingske Tidende. Jyllands-Posten legte nach: "Olsens größter Coup. Die Holländer mögen es eiskalten Diebstahl nennen, aber alle Dänen dürfen sich darüber freuen."