Endlich wieder mit den Kollegen auf dem Platz: Arjen Robben (r.)
Endlich wieder mit den Kollegen auf dem Platz: Arjen Robben (r.)

Robben rackert

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Doha/Katar - Als seine Kollegen längst unter der Dusche standen, war für Arjen Robben noch immer nicht Schluss. Der Niederländer legte mit dem Physiotherapeuten Gerry Hoffmann auf dem Platz im Aspire-Center eine Sonderschicht ein, um seine strapazierte Muskulatur zu dehnen. Zuvor hatte er im Training geschossen, geflankt und gedribbelt wie zu allerbesten Zeiten - und vor allem wieder "sehr viel Spaß" gehabt.

Der 26-Jährige brennt "wie eine Fackel" (Karl-Heinz Rummenigge) auf seine Rückkehr, die bei Bayern München sehnsüchtig erwartet wird. Und es klang fast wie eine Drohung, als Robben am Mittwoch im noblen Mannschaftshotel Grand Hyatt in Doha seine Ziele formulierte.

"Es war immer in meinem Kopf, dass ich stärker als vorher zurückkomme. Deshalb arbeite ich auch so hart", sagte der "Fußballer des Jahres" der vergangenen Saison.

Robben warnt vor übertriebenen Erwartungen

Doch Robben will die schwere Last auf seinen schmalen Schultern nicht alleine tragen, deshalb dämpft er die Erwartungen. "Druck ist immer da, ich will nicht davor weglaufen und schnell wieder für die Mannschaft wichtig sein. Aber ich brauche Zeit. Es ist nicht so, dass ich wieder zurückkomme und alles läuft gleich wieder super", sagte er.

Doch nicht weniger wird vom Mittelfeldstar erwartet. Nach einer durchwachsenen Hinrunde des deutschen Rekordmeisters gilt er als der große Hoffnungsträger. Insgeheim träumen die Verantwortlichen trotz der 14 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund sogar von der Titelverteidigung - vor allem wegen Robben.

"Er bedeutet eine Wahnsinnsverbesserung für uns. Ich bin überzeugt, dass wir mindestens Zweiter werden", betonte Sportdirektor Christian Nerlinger im Trainingslager der Bayern in Katar. Robben selbst hat "viel Vertrauen, dass wir es besser als in der Hinrunde machen".

"Vielleicht müsste ich manchmal etwas dosieren"

Der Nationalspieler unternimmt seit Wochen alles, um in Wolfsburg zum Bundesliga-Rückrundenstart am 15. Januar sein Comeback zu geben. Ab und an muss er in seinem Elan sogar gebremst werden. "Natürlich würde ich lieber morgen schon wieder spielen. Es ist eine Qualität von mir, dass ich auch im Training immer 100 Prozent gebe - aber auch eine Gefahr. Vielleicht müsste ich manchmal etwas dosieren", sagte er und beschrieb seinen unbändigen Ehrgeiz, so schnell wie möglich wieder den Anschluss zu schaffen.

Bei einem Testspiel der Bayern am Samstag gegen Al-Wakrah wird er erstmals seit Monaten wieder spielen, in Wolfsburg ist ein Kurzeinsatz geplant. Trainer Louis van Gaal ist auf jeden Fall "sehr zufrieden" mit seinem lange verletzten Offensivspieler: "Ich genieße, wie er trainiert."

Robben genießt erst einmal nur den Augenblick. "Es tut gut, wieder mit der Mannschaft zu trainieren. Das ist ein super Gefühl. Ich bin zufrieden, auch das Gefühl mit dem Ball ist schon wieder gut." Der Muskelriss im linken Oberschenkel sei komplett ausgeheilt: "Das Loch ist weg."

Alle Energie in die Rehabilitation gesteckt

Robbens Stimmungshoch ist verständlich, weil er in der Hinrunde kein Spiel absolviert hat. "Das war eine sehr schwierige Phase. Es war nicht einfach, zum Stadion zu fahren und nicht spielen zu können."

Der Vizeweltmeister hatte die Verletzung bereits vor der WM in Südafrika erlitten, das Turnier aber trotzdem durchgezogen. Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub diagnostizierte Bayerns Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth dann einen Muskelriss, worüber ein heftiger Disput mit dem niederländischen Verband KNVB entbrannte.

Doch damit will sich Robben nicht beschäftigen. Er habe zuletzt alle Energie in seine Rehabilitation gesteckt, "alles andere ist nicht meine Sache, das müssen andere Leute ausmachen". Robben steckt die Energie nun lieber in seine Sonderschichten.