Der Ex-Dortmunder Karl-Heinz Riedle äußert sich im Interview mit bundesliga.de optimistisch zur Zukunft der Borussia
Der Ex-Dortmunder Karl-Heinz Riedle äußert sich im Interview mit bundesliga.de optimistisch zur Zukunft der Borussia

Riedle: "Götze-Nachfolger muss mega-kreativ sein"

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Dortmund - Karl-Heinz Riedle wurde mit Borussia Dortmund zwei Mal Deutscher Meister und gewann zudem 1997 die Champions League. Momentan hält der BVB Ausschau nach einem Nachfolger für den zum FC Bayern abgewanderten Mario Götze - aber die Suche gestaltet sich schwierig. Im Interview mit bundesliga.de erklärt Riedle, warum er sich trotzdem keine Sorgen um seinen ehemaligen Verein macht und welche Eigenschaften ein Götze-Nachfolger mitbringen muss.

bundesliga.de: Karl-Heinz Riedle, zum Trainingsauftakt gibt es beim BVB noch einige offene Fragen, was den Kader betrifft. Vor allem ein potentieller Nachfolger für Mario Götze ist noch nicht gefunden.

Karl-Heinz Riedle: Mario Götze zu ersetzen, ist auch keine einfache Aufgabe. Einen Spieler mit seinen Qualitäten gibt es so in Europa ganz selten. Er hat unbestritten überragende Qualitäten und sein Wechsel ist ohne Zweifel ein ganz bitterer Verlust für den Verein. Auf der anderen Seite hat Borussia Dortmund auch in der Vergangenheit schon gute Spiele ohne Götze gemacht. Ich habe in dieser Hinsicht vollstes Vertrauen zu Jürgen Klopp und Michael Zorc. Sie werden gezielt einen Spieler aussuchen. Es wird keine Panikkäufe geben.

bundesliga.de: Welche Qualitäten muss dieser Spieler mitbringen, um dem BVB weiterzuhelfen?

Riedle: Auf der Position, für die er als Götze-Ersatz vorgesehen wäre, muss er megakreativ sein und zugleich torgefährlich. Er muss nicht nur das Offensivspiel lenken und verteilen, sondern auch immer wieder selbst in die Spitze gehen und Tore erzielen.

bundesliga.de: In der Presse wird der Armenier Henrikh Mkhitaryan von Shakhtar Donetsk heiß gehandelt. Trauen Sie ihm diese Rolle zu?

Riedle: Ehrlich gesagt kenne ich ihn zu wenig, um darüber wirklich urteilen zu können. Aber hier liegt ja auch eine der Stärken des BVB: Jürgen Klopp hat ein richtig gutes Auge für Spieler, die vielleicht noch nicht den ganz großen Namen haben und ein bisschen auch ein Überraschungspaket sind. Großkreutz, Götze, Gündogan - die waren anfangs alle noch nicht so weit, dass man ihnen eine tragende Rolle unbedingt zugetraut hätte und haben sich dann sehr gut entwickelt.

bundesliga.de: Sie haben vorhin Panikkäufe angesprochen - ist der Transfermarkt derzeit fast schon zu überhitzt, um wirtschaftlich seriöse Wechsel zu tätigen?

Riedle: Jeder weiß natürlich, dass die Dortmunder zurzeit auf Geld sitzen. Es gibt mit Sicherheit täglich etliche Angebote von Spielern, bei denen vor allem die Berater Kohle machen wollen. In der Vergangenheit hat man sich beim BVB mal darauf eingelassen und dieser Schuss ging ordentlich nach hinten los. Aber diesen Fehler wird der Verein mit seiner derzeitigen Führung nicht noch einmal machen.

bundesliga.de: Ein Spieler, der bereits neu unter Vertrag genommen wurde, ist Bremens Sokratis. Trauen Sie ihm zu, eine tragende Rolle zu spielen und vor allem in den nächsten Monaten den verletzten Lukasz Piszczek auf der rechten Abwehrseite ersetzen zu können?

Riedle: Sokratis ist ohne Zweifel ein guter Spieler - und man hat in den letzten Jahren gesehen, was Jürgen Klopp aus guten Spielern machen kann. Das zeichnet ihn wie bereits erwähnt als Trainer aus. Er kann mit jungen Spielern, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und die Potenzial mitbringen, viel bewegen. Gündogan ist das beste Beispiel - er zählt im Mittelfeld heute zu den besten Spielern in Europa.

bundesliga.de: Wo sehen Sie weitere Baustellen in der Dortmunder Mannschaft? BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte angekündigt, angesichts des Mammut-Programms und der Erwartungen in der neuen Saison den Kader in der Breite qualitativ besser aufstellen zu wollen.

Riedle: Generell ist der Kader der Dortmunder nach meiner Ansicht ganz gut aufgestellt. Natürlich könnte man darüber nachdenken, zur Absicherung für die Abwehr noch einen Mann zu holen. Und wenn Robert Lewandowski vorne mal ausfällt und Julian Schieber ihn ersetzen muss, ist das schon ein meilenweiter Unterschied. Wenn bei den Bayern Pizarro anstelle von Gomez gespielt hat, war das nicht so auffällig. Noch zwei, drei richtig starke Offensivspieler stünden dem BVB gut zu Gesicht.

bundesliga.de: Ein Fazit zum Ende: Es scheint, als sehen Sie den BVB für die neue Saison gut gerüstet, auch wenn der eine oder andere Transfer noch nicht realisiert werden konnte.

Riedle: Das stimmt, ich mache mir da gar keine Sorgen um die Borussia. Der Verein hat doch in den letzten Jahren alles richtig gemacht. Und man muss auch nicht immer auf die Bayern gucken und sich vergleichen. Der BVB wird seinen Weg weiter gehen.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte