Klaas-Jan Huntelaar wechselte im Sommer 2010 vom AC Mailand zum FC Schalke
Klaas-Jan Huntelaar wechselte im Sommer 2010 vom AC Mailand zum FC Schalke

"Richtig gut drauf"

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Gelsenkirchen - Mit einem Bein stand Schalke schon im Aus, aber der "Hunter" hat es gerichtet. Mit seinen vier Toren zum 6:1-Sieg über Helsinki war Klaas-Jan Huntelaar der Mann des Abends - und blieb danach bescheiden: "Ich habe einfach einen Lauf!"

Nach der Partie sprach der Holländer über Bier und Bundesliga, Fehler und Glück. Und er erklärt, warum die offensive Ausrichtung der Schalker Mannschaft gerade ihm so gut tut.

Frage: Klaas-Jan Huntelaar, haben Sie schon einmal vier Tore in so einer Partie geschossen?

Klaas-Jan Huntelaar: Zum letzten Mal habe ich vor ein paar Wochen mit Schalke im Pokal vier Mal getroffen. Mit Ajax Amsterdam ist mir auch zweimal ein Viererpack in der holländischen Ehrendivision gelungen. Aber in der Bundesliga oder im Europapokal habe ich das noch nicht geschafft. Das war eine Premiere.

Frage: Dürfen Sie sich als Matchwinner feiern lassen?

Huntelaar: Ach, wichtig ist einfach, dass wir 6:1 gewonnen haben. Natürlich ist es immer schön, dabei selbst ein Tor zu schießen - oder auch mehrere. (lacht) Wahrscheinlich kann man auch Matchwinner zu mir sagen. Wenn man vier Tore macht, ist das wohl so.

Frage: Dann haben Sie ja allen Grund, richtig zu feiern.

Huntelaar:(lacht) Nein, leider muss ich noch selbst fahren. Also werden es wohl nicht so viele Bierchen werden. Außerdem geht s ja am Sonntag schon in der Bundesliga weiter.

Frage: Schalke musste gegen Helsinki einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen. Aber hätten Sie gedacht, dass man gleich sechs Treffer erzielt?

Huntelaar: Wir wussten, dass wir viele Tore machen können und wir haben auch an uns geglaubt. Der Gegentreffer zum 1:1 war dann allerdings schlecht für die Moral. Danach mussten wir schnell selbst weitere Tore schießen, damit unser Selbstvertrauen keinen Schaden nimmt.

Frage: Die erste Halbzeit war insgesamt ziemlich turbulent.

Huntelaar: Ich denke, wir haben gut angefangen. Danach haben wir ein bisschen unglücklich gespielt und zu viele Konter bekommen. In dieser Phase hatten wir Glück, dass Helsinki nur ein Tor gemacht hat. Sie hatten noch weitere gute Chancen, aber zum Glück haben sie nur diesen einen Treffer erzielt.

Frage: Wie groß waren denn Ihre Sorgen, als Helsinki nur fünf Minuten nach Ihrem Führungstor der Ausgleich gelungen war?

Huntelaar: Da haben wir nicht aufgepasst und waren nicht konzentriert genug. Das war ein Fehler von uns mit der Konsequenz, dass wir selbst noch drei Tore mehr machen mussten. Das ist nicht einfach, auch gegen Helsinki nicht. Das haben wir im Auswärtsspiel ja gesehen. Aber wir haben genau im richtigen Moment unsere Tore geschossen und geantwortet. Vor allem auch unmittelbar nach der Halbzeit. Helsinki war danach am Boden und die Moral hat ein wenig gefehlt. So konnten wir unser Spiel immer besser aufziehen.

Frage: Muss man sich über die Defensivleistung noch einmal Gedanken machen?

Huntelaar: Defensiv müssen wir uns noch verbessern. Dann wird unser Spiel insgesamt sicherer. Hätte Helsinki unsere Fehler genutzt und drei Tore gemacht, wäre es für uns sehr schwer geworden. Wir können sicher noch vieles verbessern. Aber das Wichtigste war in diesem Spiel, sich für die Europa League zu qualifizieren. Das ist am Ende das Einzige, was zählt. Wenn wir nicht in die Europa League gekommen wären, wäre das für den Verein eine Katastrophe gewesen.

Frage: In der zweiten Halbzeit war es aber eine echte Gala, bei der Helsinki keine Chancen mehr hatte.

Huntelaar: In der zweiten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt und viel Druck gemacht nach vorne. Wir wussten, dass wir mit der Unterstützung unserer Fans im Rücken einen großen Vorteil haben. Und den haben wir genutzt. Wir haben in der gesamten zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft waren. So wie auch schon gegen Mainz. Wir sind zurzeit einfach richtig gut drauf - und genau das müssen wir am Sonntag gegen Mönchengladbach auch wieder zeigen.

Frage: War es wichtig für Schalke, dass Raul trotz Verletzung und Kopfturban durchgehalten hat? Und dass Farfan wieder auf dem Platz steht?

Huntelaar: Ich denke, die ganze Mannschaft hat gut gespielt und eine tolle Leistung gezeigt. Ich habe Raul in der Halbzeit in der Kabine gesehen mit seiner Bandage um den Kopf und habe mich wirklich erschrocken. Ich wusste nicht, wie stark er verletzt ist. Aber er hat dann in der zweiten Hälfte auf die Zähne gebissen und das war für die Mannschaft ganz wichtig. Und Farfan tut unserem Offensivspiel auch richtig gut. Seine Flanke zu meinem vierten Tor passte genau. Ich konnte hineingrätschen und den Ball in die lange Ecke drücken.

Frage: Dreierpack gegen Köln, Viererpack gegen Helsinki: Wie kommt es, dass Sie zurzeit so zielsicher treffen?

Huntelaar: Ich habe einfach einen Lauf. Ich bin fit, ich fühle mich wohl. Ich habe in der ganzen Vorbereitung gut mittrainieren können und alles mitgemacht. Und wir spielen einfach gut, wenn auch nicht immer in jeder Phase. Aber viele Sachen klappen bereits sehr gut.

Frage: Liegt Ihnen die Spielweise unter Ralf Rangnick besonders?

Huntelaar: Wir spielen einen offensiven Fußball. Wir machen viel Druck nach vorne und viele Spieler beteiligen sich an den Offensivaktionen. Wenn ich alleine bin, muss ich den Ball halten und lange warten auf Unterstützung. Wenn viele Leute da sind, kann ich schneller spielen, den Ball mit einem kurzen Kontakt weiterspielen und selbst wieder schneller vor das gegnerische Tor kommen. Das ist genau mein Spiel!

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte