Strenger Blick: Coach Jupp Heynckes (r.) warnt vor "OM". "Sie haben Dortmund und Inter Mailand ausgeschaltet"
Strenger Blick: Coach Jupp Heynckes (r.) warnt vor "OM". "Sie haben Dortmund und Inter Mailand ausgeschaltet"

Ribery im Fokus - Marseille mit drittem Keeper

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Marseille - Er war schon bei der Ankunft am Flughafen von Marseille die große Attraktion für die einheimischen Fans, er war es auf der Pressekonferenz für die französischen Journalisten und er wird es wohl auch heute Abend (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) im Stade Velodrome sein: Bayerns Superstar Franck Ribery. Der Flügelflitzer spielte von 2005 bis 2007 bei Olympique, ehe er nach München wechselte.

Seine Dribblings dürften im Viertelfinal-Hinspiel gefragt sein, wollen sich die Bayern eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel am kommenden Dienstag sichern. Bei den Hausherren sorgte man sich aber nicht nur um die Qualitäten Riberys.

"Ich habe ein Jahr mit ihm zusammengespielt und schon damals zeigte er sein großes Können. Aber die Bayern haben nicht nur einen Franck, sondern sie haben viele davon. Arjen Robben oder Mario Gomez sind mindestens genauso gefährlich", erklärte Mathieu Valbuena, der für den gesperrten Torwart Steve Mandanda die Kapitänsbinde tragen wird.

Ribery selbst freut sich auf das Duell mit seinem Ex-Club. "Ich bin sehr glücklich, wieder in Marseille zu sein. Sollte ich ein Tor schießen, werde ich aus Respekt vor dem Verein und den Fans nicht jubeln. Das gehört sich so", meinte er.

bundesliga.de präsentiert wenige Stunden vor dem Anstoß der Partie die wichtigsten Fakten im Überblick:

Personal:

20 Spieler hat Bayern-Coach Jupp Heynckes mit auf die Reise an die Cote d'Azur genommen. Auch Bastian Schweinsteiger ist mit dabei. Der Nationalspieler ist nach überstandener Knöchelverletzung und anschließender Fußreizung wieder voll im Training. Einen Einsatz ließ Heynckes aber noch offen: "Bastian ist erst seit zwei Tagen wieder beschwerdefrei. Wir werden sehen, ob er schon zum Kader gehört". Ansonsten wird es in der Aufstellung wohl keine Überraschungen geben. Bis auf Daniel van Buyten und Breno sind alle Mann an Bord. Heynckes kann also aus dem Vollen schöpfen.

Etwas anders sieht das bei Marseille aus. Zwar haben sich mit Andre Ayew und Torjäger Loic Remy die beiden Schlüsselspieler im Angriff wieder gesund gemeldet. Doch in der Defensive gilt es zwei große Löcher zu stopfen. Sowohl Torwart Steve Mandanda als auch Abwehrchef Souleymane Diawara fehlen gesperrt. Diawara zog sich zudem am letzten Spieltag in Nizza auch noch einen Kreuzbandriss zu und wird sechs Monate ausfallen.

Während mit Rod Fanni und Nicolas N'Koulou in der Innenverteidigung immer noch ein wettbewerbsfähiges Duo gestellt werden kann, ist auf der Position des Torhüters Bangen angesagt. Denn Trainer Didier Deschamps hat sich für seine Nummer 3, Elinton Andrade entschieden, weil die eigentliche Mandanda Vertretung, Gennaro Bracigliano. im französischen Pokal in der Verlängerung patzte und Marseille dadurch ausschied. "Ob der Einsatz von Andrade ein Risiko ist? Unsere Nummer eins fällt aus. Da ist es immer irgendwo ein Risiko. Ich habe mich aber so entschieden und muss das nicht weiter erklären", sagte Deschamps. Seit 2009 kam Andrade nur acht Mal für OM zum Einsatz, in dieser Saison aber noch gar nicht. Von 2007 bis 2009 spielte er bei Rapid Bukarest und durfte drei Mal im damaligen UEFA-Pokal ran.


Form:

Der Bayern-Motor läuft nach einer Schwächephase zu Beginn der Rückrunde wieder auf Hochtouren. Die Münchner haben in den vergangenen fünf Pflichtspielen 22 Tore erzielt. Doch nach den Kantersiegen gegen Hoffenheim, Basel und Hertha mussten sie zuletzt im Elfer-Pokalkrimi in Gladbach und beim 2:1 gegen Hannover an ihre Leistungsgrenze gehen, um den Sieg einzufahren. Der entscheidende Schachzug für die Rückkehr auf die Erfolgsspur dürfte der Wechsel von Philipp Lahm auf die rechte Abwehrseite gewesen sein. David Alaba hat sich dafür auf links den Stammplatz erkämpft und bekam ein Sonderlob von Heynckes. "Er hat seine Sache gut bis sehr gut gemacht."

In Marseille hängt der Haussehen schief. Nach acht sieglosen Spielen in der Liga mit lediglich drei Remis ist die Stimmung bei den Fans - diplomatisch ausgedrückt - etwas gereizt. Die Europa League auf Platz 5 ist neun Punkte entfernt und die nächsten beiden Gegner heißen Montpellier und Paris - die beiden Spitzenreiter der Ligue 1. Doch Deschamps hat beim 1:1 am Samstag in Nizza in Unterzahl dennoch eine positive Entwicklung gesehen und verpackte diese medizinisch. "Es war zwar nur ein Punkt, aber wir konnten die Blutung ein wenig aufgehalten, auch wenn wir sie nicht ganz stoppen konnten."


Statistik:

- Olympique Marseille und der FC Bayern treffen erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander

- Die Hausherren erzielten in den vergangenen sechs Champions-League-Spielen gerade einmal fünf Tore, die Bayern alleine gegen Basel sieben.

- 2009/10 trafen die Münchner zuletzt auf ein französisches Team. Gegen Olympique Lyon zogen sie nach zwei Zu-Null-Siegen ins Finale der Champions League ein.

- Seit 36 Jahren ist Marseille gegen deutsche Teams unbesiegt. Es gab in der Zeit aber auch nur sechs Vergleiche. Zuletzt gab es drei Siege am Stück.


Stimmen:

Jupp Heynckes: "Marseille hat die Gruppenphase gegen Borussia Dortmund überstanden und im Achtelfinale Inter Mailand ausgeschaltet. Da kann man davon ausgehen, dass uns ein großer Kampf bevorsteht. Aber wir sind selbstbewusst genug, um ein gutes Resultat zu erzielen."

Philipp Lahm: "Wir müssen an die Leistungen der vergangenen Wochen anknüpfen, genauso konzentriert zu Werke gehen und jeder einzelne muss Akzente setzen. Wichtig wird sein, dass wir unsere Chancen nutzen. Dann bin ich sicher, dass wir mit einem guten Ergebnis nach Hause fliegen."

Franck Ribery: "Das wird kein einfaches Spiel. In Marseille herrscht eine Super-Atmosphäre. Wir haben 40.000 Zuschauer gegen uns. Aber wir sind der FC Bayern und brauchen keine Angst haben."

Didier Deschamps: "In einem Wettbewerb mit Hin- und Rückspiel ist es wichtig, dass wir zuhause kein Gegentor kassieren. Bayern ist der Favorit. Sie treten in der Champions League immer an, um diese zu gewinnen."

Mathieu Valbuena: "Wir müssen vor allem in der Defensive an unsere Grenzen gehen. Aber die Bayern haben auch ihre Schwächen - und die müssen wir finden."

Benoit Cheyrou: "In der Liga machen wir eine schwierige Phase durch. Aber wir haben gegen Inter wieder gezeigt, was wir können. Und das wollen wir auch gegen die Bayern abrufen."


Voraussichtliche Aufstellungen:

Marseille: Andrade - Azpilicueta, Fanni, N'Koulou, Morel - Diarra, M'Bia - Amalfitano, Valbuena, A. Ayew - Remy

Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Kroos - Robben, Müller, Ribery - Gomez

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)

Aus Marseille berichtet Michael Reis