Schmerzhaft: Franck Ribery und seine Franzosen müssen einen 0:2-Rückstand wettmachen
Schmerzhaft: Franck Ribery und seine Franzosen müssen einen 0:2-Rückstand wettmachen

Ribery bangt, Nilsson hofft

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Hamburg - Das Drahtseil im "Stade de France" in Paris ist gespannt. Und zwar auf Anschlag. Die Fingernägel vieler Franzosen werden wohl schon vor dem Anpfiff am Dienstagabend stark in Mitleidenschaft gezogen. Denn nach dem 0:2 aus dem Hinspiel in der Ukraine droht der Grande Nation das erste Verpassen einer Weltmeisterschafts-Endrunde seit 20 Jahren.

Ronaldo auf Pauletas Spuren

Die Hoffnungen ruhen nun auf Bayern-Star Franck Ribery - und zwar allein auf Ribery. "Das Spiel in Kiew hat gezeigt, dass Didier Deschamps bis auf Ribery keinen Spieler von großer internationaler Klasse hat. Alle Last liegt auf seinen Schultern. Normalerweise kann er sie tragen. Das Spiel in der Ukraine sollte sein Spiel werden, das war nicht der Fall. Noch hat er am Dienstag die Chance, zum Helden der K.o.-Spiele zu werden", schrieb die große französische Sportzeitung "L'Equipe".



Es bedarf also einer Leistungssteigerung Riberys, um das Blatt zu wenden. Denn im Hinspiel blieb Europas Fußballer des Jahres hinter seinen Möglichkeiten zurück. Was aber nicht allein an ihm lag. "Es gab für Ribery wenig Eins-Gegen-Eins-Situationen, denn er wurde fast immer gedoppelt. Natürlich wusste die Ukraine um seine Gefährlichkeit. Sie haben sehr aggressiv gegen ihn verteidigt, viele Fouls begangen und die Räume eng gemacht", so Trainer Deschamps.

Auch wenn die Abstimmung zur Wahl zum Weltfußballer des Jahres bereits abgeschlossen ist. Mit einer Gala-Vorstellung und dem Wunder von Paris könnte Ribery seinem bisher grandiosen Spieljahr 2013 schon jetzt die Krone aufsetzen.

Was Ribery für Frankreich ist Cristiano Ronaldo für Portugal. Mehr vielleicht noch. In 108 Länderspielen schoss der Superstar von Real Madrid bereits 44 Treffer - nur noch drei fehlen, um den portugiesischen Rekordschützen Pauleta (47) einzuholen. Zuletzt traft der 28-jährige Ronaldo am Freitag in Lissabon gegen Schweden zum 1:0-Endstand.

Nürnbergs Per Nilsson hielt die Abwehr der Skandinavier bis zur 81. Minuten dicht, dann setzte sich doch die individuelle Klasse Ronaldos durch. In Stockholm hofft nun nicht nur Nilsson, dass Ronaldos schwedischer Gegenpart, Zlatan Ibrahimovic, seine Torjägerqualitäten unter Beweis stellt und Schweden nach 2006 wieder an einer WM teilnehmen darf.

Olic stürmt neben Mandzukic



Vor einer wesentlich leichteren Aufgabe steht dagegen Kroatien. Doch das Team um die Bundesligaprofis Mario Mandzukic (FC Bayern), Ivan Perisic, Ivica Olic (beide VfL Wolfsburg), Milan Badelj und Ivo Ilicevic (beide Hamburger SV) tat sich schon beim 0:0 auf Island gegen den krassen Außenseiter schwer.

Selbst in Überzahl konnte das kroatische Team um das Trainer-Brüder-Duo Niko und Robert Kovac den Ball nicht im Netz unterbringen. Olic kam auf der Insel wegen Wadenproblemen erst zur zweiten Halbzeit. Im Rückspiel in Zagreb wird der Routinier, der in dieser Saison in zwölf Bundesliga-Spielen schon sechs Mal traf, sicherlich von Beginn an neben Mandzukic stürmen.

Ein komfortables 3:1-Polster hat Griechenland in Piräus gegen Rumänien rausgeschossen. Das Gegentor wird Dortmunds Abwehrspezialisten Sokratis sicherlich gewurmt haben. Nur gut, dass Konstantinos Mitroglou vor heimischem Publikum weiter seinen Torinstinkt unter Beweis stellte. Kaiserslauterns Konstantinos Fortunis hofft nach 90 Minuten Ersatzbank auf einen Einsatz am Dienstag.

Als Bundesliga- und vor allem Stuttgart-Fan wird man verwundert gewesen sein, dass Alexandru Maxim erst in der 86. Minute von Rumäniens Trainer Victor Piturca eingewechselt wurde. Der Spielmacher des VfB befindet sich derzeit in bestechender Form und ist mit vier Toren und sechs Assists der Top-Scorer der Schwaben in der Bundesliga.

Boateng gibt sein Comeback



Für einen anderen Stuttgarter lief es in dieser Saison dagegen überhaupt noch nicht. Das lag bei Marco Rojas aber an einem Mittelfußbruch, der den neuseeländischen Techniker außer Gefecht setzte. Beim 1:5 in Mexiko vor wenigen Tagen wurde der 22-Jährige eingewechselt. Für Neuseeland hat das Rückspiel wohl nur noch statistischen Wert.

Ähnlich verhält es sich bei Ghana, nur andersherum. Schalkes Kevin-Prince Boateng wird die 6:1-Torgala gegen Ägypten von Mitte Oktober mit Wohlwollen verfolgt haben. Wegen Kniebeschwerden war er nicht aktiv dabei. Das wird sich im Rückspiel in Kairo ändern. Sportlich gibt es keinen Grund zur Sorge, die angespannte Lage im Land des Gegners bereitet den "Black Stars" schon mehr Bauchschmerzen.

Richtig spannend wird es noch in Algerien zugehen, wo Burkina Faso ein 3:2 aus dem Hinspiel verteidigen will. Den Siegtreffer in Ouagadougou besorgte Düsseldorfs Aristide Bance per Elfmeter. Dem Fortuna-Stürmer sei ein weiterer Treffer gegönnt.

Michael Reis