Thomas Müller (l.) will die feststehende Meisterschaft nicht als Ausrede gelten lassen: "Wir waren nicht so frisch und gierig, wie wir das sein sollten und wollten" (© Imago)
Thomas Müller (l.) will die feststehende Meisterschaft nicht als Ausrede gelten lassen: "Wir waren nicht so frisch und gierig, wie wir das sein sollten und wollten" (© Imago)

Fehlende Gier: Bayern suchen den Rhythmus

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München - Matthias Sammer zeigte durchaus Verständnis. "Das ist kein Beinbruch. Unsere Spieler sind keine Roboter, sie haben auch Gefühle", lieferte der Sport-Vorstand des FC Bayern nach der deutlichen 0:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund überraschend moderat eine Steilvorlage für seine Spieler.

Meister-Bilanz: Ein Remis und zwei Pleiten

Verwandeln wollte Thomas Müller diese aber nicht. Das Problem, dass für die Münchner nach der gewonnen Meisterschaft die Luft raus sei, hat er zwar auch erkannt. Als Alibi wollte der Offensivmann diesen Umstand aber keineswegs gelten lassen.

"Wir waren nicht so frisch und gierig, wie wir das sein sollten und wollten", sagte Müller. "Dass es mental nicht einfach ist, darf keine Ausrede sein. Wir wollen eigentlich jedes Spiel gewinnen, aber aktuell fehlt die letzte Gier."

Seit dem Titelgewinn am 27. Spieltag spielten die Bayern wenig meisterlich und holten nur einen Punkt aus drei Bundesligaspielen. Zuletzt gab es zwei Pleiten hintereinander. "Wir hatten durchaus schon bessere Phasen in dieser Saison", sagte Müller nach der höchsten Heimniederlage seit September 2008 (Topdaten zum Spiel).

Und besonders die Klatsche gegen den "großen Rivalen aus den letzten vier, fünf Jahren und auf längere Sicht" (Müller) schmerzte den FCB. Das erste Gegentor war "ein kleiner Schock" für Müller, der auch die beiden weiteren Nackenschläge durch Marco Reus und Jonas Hofmann noch von der Bank aus hinnehmen musste. "Es hat einiges nicht gepasst. Vor unseren eigenen Fans haben wir uns natürlich etwas ganz anderes vorgestellt."

Guardiola: "Haben angegriffen ohne Ordnung"

Dem obligatorischen, aggressiven Pressing der Westfalen (Sahin: "Wir wollten Chaos stiften") hatten behäbig wirkende Bayern, die knapp acht Kilometer weniger zurücklegten, nicht viel entgegenzusetzen. Sie hatten - na klar - auch gegen den BVB mehr Ballbesitz (65:35 Prozent), aber Quantität ist eben nicht gleich Qualität. Das hatte zuletzt schon der ein oder andere vermeintlich so dominante Auftritt der Münchner offenbart. Nur zwei Torschüsse brachten sie diesmal aufs gegnerische Gehäuse.

"Wir haben kein richtiges Mittel gefunden um durchzubrechen", bekannte Müller, Trainer Pep Guardiola bemängelte: "Wir haben angegriffen ohne Ordnung." Die bis dahin so dominanten Meister wurden demontiert von geschickt verteidigenden und blitzschnell umschaltenden Dortmundern.

Trainer muss "den Trick finden"

Nach ihrer ersten Schwächephase in dieser Saison brauchen die Bayern eine Leistungssteigerung, damit der Traum von der Triple-Verteidigung weiterlebt.

"Es geht darum, den Rhythmus zu bewahren", sagte Sammer im Hinblick auf das Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (Mi., ab 20:15 Uhr im Live-Ticker) und das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (Bericht).

Leichter gesagt als getan, wenn es nach Guardiola geht: "Ich muss den Trick finden, damit wir wieder in unseren Rhythmus kommen." 

Aus München berichtet Tim Tonner