Der ehemalige Gladbacher Angreifer Arie van Lent coacht heute Kickers Offenbach
Der ehemalige Gladbacher Angreifer Arie van Lent coacht heute Kickers Offenbach

"Reus und Hanke sind für Borussia Gold wert"

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München - Fünf Jahre lang stürmte Arie van Lent zwischen 1999 und 2004 für Borussia Mönchengladbach. In 144 Spielen in der Bundesliga und 2. Bundesliga schoss er 54 Tore für die "Fohlen".

An den Treffer zum 1:0-Sieg der Borussia gegen den FC Bayern am 1. Spieltag der Saison 2001/02 denkt er noch heute gerne zurück. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 41-Jährige, der derzeit erfolgreich den Drittligisten Kickers Offenbach trainiert, über den Klassiker.

bundesliga.de: Die Winterpause geht nun zu Ende, und die Bundesliga startet direkt mit einem Topspiel am Freitagabend, wenn Borussia Mönchengladbach den FC Bayern empfängt. Wie sehr freuen Sie sich auf den Rückrundenstart?

Arie van Lent: Für mich sind fünf Wochen ohne Pflichtspiele dramatisch. Ich bin froh, dass es wieder losgeht. Und dann gleich mit dem Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München. Vor zehn Jahren habe ich mit der Borussia am 1. Spieltag 1:0 gegen die Bayern gewonnen und mir ist das goldene Tor gelungen.

bundesliga.de: Wie präsent ist Ihnen das Spiel heute noch?

Van Lent: Sehr. Das Spiel gehört zu der Geschichte der Duelle der beiden Vereine. Es ist eine sehr schöne Erinnerung für mich. Wir haben damals als Aufsteiger den Champions-League-Sieger geschlagen. Das war das Beste, was uns passieren konnte. Der Bökelberg war ausverkauft, es herrschte eine Riesenstimmung. Ich denke sehr gerne daran zurück. Das Spiel gehört sicher zu den Highlights meiner Karriere.

bundesliga.de: Damals war die Borussia der Underdog. Die Zeiten haben sich geändert.

Van Lent: Genau, in diesem Jahr ist die Begegnung Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München nicht nur von der Tradition her ein Topspiel, sondern auch von der Platzierung der beiden Vereine. Der Erste spielt gegen den Vierten, und die Borussia ist mit von der Partie. Wenn man die Sache aber ganz ehrlich betrachtet, ist Bayern in dieser Paarung immer Favorit. Aber in diesem Jahr sind die Chancen der Borussia, den Bayern ein Bein zu stellen, größer.

bundesliga.de: Wie schlägt man die Bayern?

Van Lent: Lucien Favre weiß, wie es geht. Er hat die Mannschaft schon beim 1:0-Sieg im Hinspiel in München hervorragend eingestellt. Aber diesmal wird es ein ganz anderes Spiel. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Spieler gegen Bayern München immer besonders motiviert sind und einen Schritt mehr laufen als sonst. Es ist irgendwie verrückt, aber es ist so. In den Spielen muss niemand mehr motiviert werden. Ich bin gespannt wie es ausgeht.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Arbeit von Lucien Favre?

Van Lent: Unter Lucien Favre hat sich Gladbach toll entwickelt. Die Spieler wirken gefestigt. Im vergangenen Jahr sind sie weit unter ihren Möglichkeiten geblieben. Jetzt liefern sie richtig gute Leistungen ab.

bundesliga.de: Kommen wir auf Ihre Nachfolger im "Fohlen"-Sturm zu sprechen. Was denken Sie über Marco Reus und Mike Hanke?

Van Lent: Marco Reus spielt eine tolle Saison. Er kommt meistens über halbrechts und geht dann mit einem überragenden Tempo aufs Tor. Das macht ihn so gefährlich. Mike Hanke ist ein guter Kämpfer, er ist nicht so schnell aber läuferisch sehr stark. Er ist ein bisschen so ein Typ wie ich früher. Allerdings fehlt ihm etwas der Torriecher. Aber zusammen sind die beiden für die Borussia Gold wert.

bundesliga.de: Unabhängig vom Ausgang dieses Spiels. Wer ist Ihr Meisterschaftsfavorit? Kann Dortmund die Bayern noch gefährden?

Van Lent: Am Anfang der Saison sah es noch so aus, als könnten die Bayern dem Rest des Feldes davonlaufen. Aber es hat sich anders entwickelt. Borussia Dortmund hat sich oben festgebissen. Auch Schalke und Leverkusen traue ich in der Rückrunde noch einiges zu. Und Mönchengladbach kann sicher auch eine Überraschung schaffen. Aber ich gehe davon aus, dass Bayern am Ende vor dem BVB landet und Meister wird. Die Münchener bleiben mein Favorit.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski