Werders Sebastian Boenisch (r., hier gegen Halil Altintop) beim Pass: 84 Prozent seiner Zuspiele landen bei einem Mitspieler
Werders Sebastian Boenisch (r., hier gegen Halil Altintop) beim Pass: 84 Prozent seiner Zuspiele landen bei einem Mitspieler

Rennpferd auf der Überholspur

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Eigentlich ist er ein Kind des Ruhrgebiets. Lange Jahre spielte er bei Borussia Velbert, Rot-Weiß Oberhausen und dem FC Schalke 04. Inzwischen hat Sebastian Boenisch aber eine neue Heimat gefunden.

Nach seinem Wechsel im Sommer 2007 hat es sich der 21-Jährige aktuell bei Werder Bremen gemütlich gemacht - vor allem in sportlicher Hinsicht.

Noch keine Minute verpasst

Aufgrund von Verletzungen kam Boenisch zwar erst in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit in Schwung, startete in der laufenden Saison dafür aber so richtig durch.

2008/09 verpasste der Defensivmann noch keine der 450 Pflichtspielminuten von Werder. "Ich bin überzeugt davon, dass ich, je mehr Spiele ich am Stück machen darf, für Kontinuität auf der linken Seite sorgen kann", formuliert er selbst ehrgeizige Ziele.

Für die Bremer schoss Boenisch, der bis dato auf insgesamt 18 Einsätze in der Bundesliga kommt, auch seinen ersten Treffer in Deutschlands höchster deutscher Spielklasse. Beim 3:6 gegen den VfB Stuttgart erzielte er den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich. Premieren in torreichen Partien sind übrigens eine Spezialität Boenischs. Seine ersten Bundesligaminuten absolvierte der damals 19-Jährige beim 7:4 von S04 gegen Bayer Leverkusen.

Titel mit der Schalke-Jugend

Eigentlich schien seine Karriere in Gelsenkirchen vorgezeichnet. 2003 wechselte Boenisch zum Nachwuchs der "Knappen". Mit deren A-Jugend gewann er seine ersten bedeutenden Titel - den DFB-Pokalsieg 2005 und die Deutsche Meisterschaft 2006.

Nach dem Sprung in den Profikader und den ersten Einsätzen verlängerte Boenisch 2007 sogar seinen Vertrag auf Schalke bis 2010.

Wenig später sah er aber unter Trainer Mirko Slomka keine Perspektive mehr und wagte den Sprung an die Weser. "Ich bin sicher, dass ich mich hundertprozentig richtig entschieden habe", erwartete Boenisch damals einen Karriereschub.

Balance zwischen Angriff und Abwehr

Und er sollte Recht behalten, denn auf der linken Abwehrseite mauserte er sich nun endlich zum Stammspieler. Vergessen sind die Startschwierigkeiten, als der Neuzugang nach zwei Kurzeinsätzen für den Rest der Hinrunde 2007/08 wegen Knieproblemen ausgefallen war.

Boenisch selbst sprüht vor Tatendrang: "Ich bin wie ein junges Rennpferd, dass ungeduldig in der Box steht und es nicht erwarten kann, dass endlich die Klappe aufgeht." Dass er mit Erfolg auf der Außenbahn marschiert, beweist seine Beteiligung an neun Torschüssen von Werder. Außerdem schlug Boenisch bislang zwölf Flanken, von denen jede dritte bei einem Mitspieler landete.

Der Offensivdrang wird ihm aber auch manchmal noch zum Verhängnis. "Ich weiß, dass ich mein Temperament zügeln muss. Ein Weg weniger nach vorn ist manchmal mehr. Auch wenn's schwer fällt", hat der Linksverteidiger erkannt. Dennoch überzeugte er bisher mit ordentlichen 63 Prozent gewonnen Zweikämpfen in der Liga.

Traum von der Nationalelf

Der gebürtige Pole, er stammt wie Lukas Podolski aus Gleiwitz, traf am Jahresanfang 2006 bereits eine andere wichtige Entscheidung - ob richtig, lässt sich noch nicht vollends beantworten.

Aber in jedem Fall ist Boenisch auch hier auf einem guten Weg. Er entschloss sich für eine internationale Karriere in den deutschen Farben. Neun Einsätzen für die U20-Nationalmannschaft folgte der Aufstieg in die U21 (7 Spiele). Auch dort gehört der Modellathlet (1,91 m, 86 kg) inzwischen wie bei Werder zur ersten Wahl.

Der ehrgeizige Verteidiger will aber noch höher hinaus: "Natürlich träumt jeder von der Nationalmannschaft."
Sein Vereinstrainer Thomas Schaaf traut Boenisch diesen Schritt auf jeden Fall zu: "Sebastian hat absolut die Qualität für die Nationalmannschaft. Die Nominierung ist nur eine Frage der Zeit."

Tim Tonner