Hannover ist in: Mehr als 42.500 Fans strömten im Schnitt zu den Heimspielen von 96
Hannover ist in: Mehr als 42.500 Fans strömten im Schnitt zu den Heimspielen von 96

Renaissance der "Roten"

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Köln - Entweder Mainz, Freiburg und Hannover. Oder Kaiserslautern, St. Pauli und Hannover. So oder ähnlich sah die Antwort vieler Experten auf die Frage nach den möglichen Absteigern vor dieser Bundesliga-Saison aus. Die meisten hatten Hannover auf dem Zettel.

Eigentlich folgerichtig, retteten sich die 96er in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag und das mit 33 Punkten: einer Bilanz, die häufig in der Historie der Bundesliga nicht zum Klassenerhalt gereicht hat.

Vereinsrekord eingestellt

Alles in allem deutete von außen wenig auf eine Leistungsexplosion der "Roten" hin. 17 Spieltage später steht Hannover mit 31 Punkten auf dem 4. Platz und hat sogar den FC Bayern hinter sich gelassen. Mit dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart im letzten Heimspiel hat Hannover außerdem den eigenen Vereinsrekord von fünf Siegen in Folge aus der Saison 2004/05 eingestellt.

Doch nicht nur auf sportlicher Ebene könnte diese Bundesliga-Saison die beste aller Zeiten für Hannover werden. Denn die Mannschaft von Cheftrainer Mirko Slomka hat in der Stadt eine große Euphorie entfacht: 42.524 Zuschauern kamen durchschnittlich in der Vorrunde in die AWD-Arena. In der Spielzeit 2009/2010, der bisherigen Rekordsaison, waren es nach 17 Heimspielen gut 36.000 Fans.

Hannover ist "sexy"

"Im ganzen Verein herrscht ein äußerst positiver Umgang miteinander", beschreibt Frank Watermann, Fanbeauftragter von Hannover 96, die Situation im Klub. Man musste vor einem Jahr gemeinsam die schwere Zeit nach dem tragischen Tod von Robert Enke überstehen und "das hat enorm zusammengeschweißt", erklärt Watermann, "das war schon letzte Saison zu spüren." Mannschaft, Fans und Verantwortliche sind zusammengerückt. Diese Geschlossenheit ist sicherlich auch ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der 96er.

"Sexy" sei Hannover 96 inzwischen sogar geworden, meint Klubchef Martin Kind. Der Verkauf des weinroten Heimtrikots, immer ein untrügliches Zeichen für die Stimmung unter den Anhängern, läuft überragend: Es ist schon länger ausverkauft und nur noch in Kindergröße zu haben.

"Als Fan träumt man natürlich immer"

Trotzdem werden bei den Fans die Saisonziele vorerst nicht radikal geändert. "Zunächst mal 40 Punkte erreichen und dann sehen wir weiter" lautet das Motto der meisten Anhänger. "Noch spricht hier niemand vom Europapokal, aber als Fan träumt man natürlich immer", gesteht Watermann. Zumal die Hannoveraner bei ihrem letzten Europapokal-Ausflug wahrlich nicht weit gekommen sind.

Als die "Roten" 1992 durch den DFB-Pokalsieg letztmalig an einem internationalen Wettbewerb teilnahmen – dem Europapokal der Pokalsieger -, träumten die Fans von Reisen in die Fußballmetropolen des Kontinents. Zugelost wurde den 96ern aber der gerade mal 125 Kilometer entfernt liegende SV Werder Bremen - und Hannover schied in der ersten Runde aus.

Hannover nicht auf dem Zettel

Noch ist es ein weiter Weg bis Europa, aber eins ist zumindest klar: Wenn die Experten im Winter die Prognosen abgeben, für welche Teams es am Saisonende eng werden wird, werden die Hannoveraner nicht dabei sein.

Dieser Erfolg ist Mirko Slomkas Team nicht mehr zu nehmen.

Florian Reinecke