Sandro Wagner trifft gegen Werder, muss sich aber mit einem Unentschieden begnügen - © © imago / Eibner
Sandro Wagner trifft gegen Werder, muss sich aber mit einem Unentschieden begnügen - © © imago / Eibner

Remis gegen Werder ärgert ungeschlagene Hoffenheimer

xwhatsappmailcopy-link

Sinsheim - Dietmar Hopp, der Mäzen und Gesellschafter der TSG 1899 Hoffenheim, war auch nach dem 1:1 gegen den SV Werder Bremen bester Dinge. Schließlich geht seine TSG als Tabellenfünfter in der Winterpause und: "Wir sind weiter ungeschlagen", bemerkte Hopp. Dabei zeigt sich Trainer Julian Nagelsmann und seine Spieler nach dem zehnten Remis in dieser Serie enttäuscht.

Das Gefühl, vielleicht doch zu viele Punkte liegen gelassen zu haben, überwog über die grundsätzliche Freude, die noch einzige unbesiegte Mannschaft der Liga in dieser Saison zu sein. Statt auf Champions-League-Rang drei überwintern die Nagelsmänner also auf Europa-League-Rang fünf.

Alles zu #TSGSVW im Matchcenter

Der Trainer ist ehrgeizig, vor der Saison hat er mit der Mannschaft ein Saisonziel vereinbart, das in Hoffenheim niemand und um nichts in der Welt verraten will. Man darf aber davon ausgehen, dass der notorisch mutige Nagelsmann auch in der Ausrufung des Saisonziels mutig war. Nach dem frustrierenden Erlebnis gegen Bremen zum Abschluss einer erstaunlichen Vorrunde bewertete er den Tabellenplatz zu Weihnachten mit der Schulnote 2, seine persönliche Zufriedenheit aber nur mit einer 3-4. "Vielleicht", haderte Nagelsmann, "wären wir mit ein paar Siegen mehr aber Sphären, wo wir noch nicht hingehören."

- © gettyimages / Alexander Scheuber

Keine Frusttränen bei Nagelsmann

Das der Frust ein wenig Überhand gewann, findet Rosen gar nicht so schlecht: Das beweise, dass die Gier nach Erfolg da sei. Es ist in der Tat so: Julian Nagelsmann hat in Hoffenheim die Mentalität verändert, statt selbstzufrieden präsentiert sich die TSG auch im Erfolg weiter gierig. Nagelsmann sagt: "Ich finde es gut, dass die Spieler mit Frust in die Pause gehen, das steigert die Lust, es nach dem Urlaub besser zu machen." So sei das ja auch bei ihm. Er will sich im Urlaub Übungen überlegen, mit der Torabschluss und das Ausspielen von aussichtsreichen Kontersituationen verbessert werden können. Das waren die beiden Schwachpunkte der Elf in dieser starken Vorrunde.

Nagelsmann erzählte jüngst, immer an Silvester, kurz vor Mitternacht, verlasse er das Fest, um für einen Moment das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Wenn er das am kommenden Jahreswechsel machen werde, werde er sicher eine Träne verdrücken. Aus Demut, fügte er hinzu, aber auch ein bisschen aus Stolz. 2016 wird für Julian Nagelsmann ewig das Jahr bleiben, in dem der mit 28 Jahren jüngste Cheftrainer aller Zeiten seine Chance in der Bundesliga eindrucksvoll nutzte.

Mittlerweile ist der Oberbayer 29 Jahre alt und hat in den letzten neun Monaten diese Mannschaft von einer verunsicherten zu einer mit Selbstvertrauen gemacht und in Hoffenheim eine stärkere Siegermentalität entwickelt - und sich selbst als einen der spannendsten Trainer der Liga präsentiert: Der ehrgeizige Trainer, der sehr wohl abschalten und entspannen kann, war am Mittwoch zwar frustriert, aber er weiß die reale Lage der TSG doch richtig einzuschätzen. Mit seinem gewohnten Hang zum Flachs antwortete Nagelsmann schließlich auf die Frage, ob er an Silvester vielleicht auch eine Frustträne verdrücken werde, mit dem ihm eigenen Humor: "Täte ich das, hatte ich ja einen Pfeil im Kopf."

Aus Sinsheim berichtet Tobias Schächter