Das ging gerade noch gut: Marko Arnautovic (r., mit Clemens Fritz) traf für die extrem junge Bremer Elf zum 1:1-Endstand
Das ging gerade noch gut: Marko Arnautovic (r., mit Clemens Fritz) traf für die extrem junge Bremer Elf zum 1:1-Endstand

Rekordelf mit Reserven

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Bremen - Noch kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit bedachten die Fans des SV Werder Bremen ihre Lieblinge auf dem Rasen mit Pfiffen. Wieder einmal war ein Angriff durch einen Abspielfehler im Nichts verpufft. Die 1:0-Führung der Hoffenheimer war zu diesem Zeitpunkt verdient. Aber die junge Mannschaft der Hausherren gab sich nicht auf, kämpfte und sicherte sich durch einen Last-Minute-Treffer von Marko Arnautovic zumindest noch einen Punkt.

Zu wenig für die Ansprüche der "Grün-Weißen", die auf Rang 5 aber weiterhin Anspruch auf die Teilnahme an der Europa League haben. "Das war die Fortsetzung dessen, was wir in diesem Jahr schon von der Mannschaft gesehen haben. Wir haben sehr großen Aufwand betrieben, die Spieler marschieren hoch und runter, aber sie setzen dieses Engagement nicht so effektiv ein, dass wir auch mal ein Spiel für uns entscheiden können", haderte Trainer Thomas Schaaf nach dem vierten Remis in Folge seit Rückrundenbeginn.

Jüngste Bremer Elf der Geschichte

Doch so richtig wollte Schaaf seinen Spielern keinen Vorwurf machen. Denn schließlich stand eine Mannschaft auf dem Platz, die man in der Art zu Saisonbeginn wohl nicht erwartet hätte.

Mit einem Altersdurchschnitt von 24,3 Jahren schickte Schaaf - aus der Not heraus - die jüngste Startelf der Bremer Bundesliga-Geschichte auf den Rasen. Die Stammspieler Claudio Pizarro (gelbgesperrt) sowie Naldo, Sebastian Prödl und Aaron Hunt (verletzt) mussten ersetzt werden.

"In der Hinrunde hat uns der Konkurrenzkampf getragen, im Moment haben wir kaum Alternativen. Aber jeder einzelne, der spielt, bemüht sich, die Vorgaben des Trainers bestmöglich umzusetzen", sagte Kapitän Clemens Fritz.

Das alte Problem mit den Ecken

Die Anfälligkeit bei Eckbällen konnten aber auch die "Jungen Wilden" nicht abstellen. Gegen 1899 kassierte Werder bereits zum neunten Mal nach einer Ecke ein Gegentor - Ligahöchstwert.

"Wir trainieren das regelmäßig und müssen das unbedingt abstellen, solch einfache Gegentore zu kassieren. Bei den Standards muss jeder einzelne Verantwortung übernehmen. Aber es fehlt uns derzeit auch an der Lufthoheit", erklärte Fritz und hatte schon eine einfache Lösung parat: "Vielleicht sollten wir keine Ecken mehr zulassen."

Vielleicht benötigt die neuformierte Viererkette mit den Innenverteidigern Sokratis und dem Winterneuzugang Sebastian Affolter aber einfach noch ein wenig Zeit, um sich zu finden. Youngster Florian Hartherz absolvierte auf der linken Seite gegen Hoffenheim erst sein drittes Bundesliga-Spiel. Mit der Rückkehr von Naldo dürfte die Defensive wieder mehr Stabilität gewinnen.

Pizarro schmerzlich vermisst

Und dass in der Offensive ohne "Tormaschine" Pizarro derzeit nur wenig zusammenläuft, ist keine Neuigkeit. Der Peruaner wird schon im Derby gegen den Hamburger SV nach abgesessener Gelbsperre wieder dabei sein.

Beim Erzrivalen soll es dann endlich mit dem ersten Sieg in 2012 klappen. "Wir haben aus vier Spielen vier Punkte geholt. Das ist zu wenig, wenn man oben dran bleiben möchte. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir den internationalen Wettbewerb nicht erreichen, aber es ist wichtig, dass wir mal wieder drei Punkte holen. Am liebsten nächste Woche im Derby", meinte auch Fritz.

Die Fans haben ihrer Mannschaft auf jeden Fall eine gehörige Portion Unterstützung mit auf den Weg gegeben. Denn die Pfiffe aus dem ersten Durchgang wichen mit dem Schlusspfiff einem frenetischem Jubel als Dank für den leidenschaftlichen Einsatz und dem daraus resultierenden Punktgewinn.

Aus Bremen berichtet Michael Reis