0:2 verloren - und dennoch weiter: Der FC Bayern München gibt sich nach dem 0:2 gegen den FC Arsenal selbstkritisch, Arjen Robben sieht die Niederlage als "Wake-up-call"
0:2 verloren - und dennoch weiter: Der FC Bayern München gibt sich nach dem 0:2 gegen den FC Arsenal selbstkritisch, Arjen Robben sieht die Niederlage als "Wake-up-call"

"Rechtzeitiger Warnschuss" für die Rekord-Bayern

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München - Im Fußball kann manchmal alles ganz schnell gehen. Bis Mittwochabend hatte der FC Bayern München eine regelrechte Traumsaison gespielt, Bestmarken wie am Fließband geliefert - und dann reichten 90 schlechte Minuten, um sich mit einem Mal auf dem harten Boden der Tatsachen wiederzufinden.

"Blaues Auge" für die Bayern

Nach der bitteren 0:2-Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel der "Königsklasse" zuhause gegen den FC Arsenal, die dank des 3:1-Sieges in London vor drei Wochen mit Ach und Krach zum Weiterkommen genügte, zeigte das Stimmungsbarometer bei Spielern und Verantwortlichen bedrohlich in Richtung Keller.

Denn die 68.000 Zuschauer in der bitterkalten Allianz Arena hatten gerade erst Platz genommen, da gelang den "Gunners" durch Olivier Giroud bereits der erste Paukenschlag (3.). 0:1 - so hatte sich der Rekordmeister das natürlich nicht vorgestellt: "Der Rückstand nach drei Minuten war nicht so programmiert. Da haben wir dem Gegner in die Karten gespielt. In der zweiten Hälfte war es besser und wir hatten bessere Chancen als Arsenal", analysierte Jupp Heynckes.



Trotzdem wollte der Trainer, dessen Team sich offensiv schon deshalb über weite Strecken schwer tat, weil ohne den verletzten Franck Ribery und den gesperrten Bastian Schweinsteiger die gewohnte Dominanz im Mittelfeld, Spielwitz und Ballsicherheit Fehlanzeige waren, nichts schönreden: "Insgesamt müssen wir sehr kritisch mit dem Spiel umgehen. Wir haben das Spiel nicht kontrolliert und nicht die Ruhe gehabt wie sonst. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Wir haben noch nichts gewonnen. Man hat gesehen, dass die Champions League etwas ganz anderes ist. Es war ein Denkanstoß für uns alle. Es geht nicht von selbst."

Und das war durchaus noch freundlich formuliert. Hingegen griff Uli Hoeneß nach dem ersten verlorenen Pflichtspiel seit 23 Partien schon zu etwas drastischerer Wortwahl. Auch, weil dem FCB-Präsidenten bereits die vergangenen beiden Auftritte bei 1899 Hoffenheim (1:0) und gegen Fortuna Düsseldorf (3:2) nicht gefallen hatten. "Wir spielen seit drei Wochen einen schönen Dreck. Wenn wir so wie heute spielen, gewinnen wir gegen keinen. Wir müssen froh sein, dass wir das geschafft haben", fauchte der 61-Jährige nach dem Schlusspfiff und forderte: "Wir müssen jetzt aufpassen. Für mich war das gerade noch ein rechtzeitiger Warnschuss. Wir waren schon gegen Hoffenheim und Düsseldorf nicht gut. Die heutige Niederlage muss jedem klarmachen, dass wir anders spielen müssen, wenn wir die Champions League gewinnen wollen."

"Heile Welt" gerät ins Wanken



Manch einer dürfte sich dabei wohl auch an die legendäre Bankettrede seines Vorgängers Franz Beckenbauer vom März 2001 erinnert haben: Bei Olympique Lyon hatte man soeben mit 0:3 verloren, woraufhin das damalige Vereinsoberhaupt von einer "Blamage" sprach und die mangelnde Leidenschaft und Laufbereitschaft der Bayern im selben Atemzug mit dem "Altherrenfußball" einer "Uwe-Seeler-Traditionself" verglich. Was seine Wirkung im Nachhinein nicht verfehlt zu haben scheint, denn nur zwei Monate später sicherten sich die Münchner im Herzschlagfinale die Meisterschale und stemmten den Henkelpott in den Nachthimmel von Mailand.

Und so könnte die kritische Aufarbeitung der ersten Niederlage im Jahr 2013 erneut eine Art "Wake-up-call" sein, meinte Arjen Robben. Denn so zittern wie nach dem späten 0:2 durch Laurent Koscielny (85.), durch das der Viertelfinaleinzug nochmal ziemlich auf der Kippe stand, möchte augenscheinlich niemand mehr. "Wenn man in so einem wichtigen Spiel zuhause mit 0:2 verliert, wirft das in unserer heilen Welt, die wir momentan haben, natürlich einige Fragen auf", sagte Thomas Müller und schob nach: "Es ist darum vielleicht gar nicht so schlecht, das wir auch mal so ein Negativerlebnis haben und trotzdem weiter sind. Da kann sich jetzt jeder mal wieder Gedanken über sich selbst und über die Mannschaft machen."

"Müssen uns verbessern"



Über den möglichen Gegner in der Runde der letzten Acht, in der Javi Martinez das Hinspiel nach seiner dritten Gelben Karte verpassen wird, wollten sich die "Roten" dagegen noch keine Gedanken machen. Am Samstag, bloß einen Tag nach der Auslosung in Nyon (Vorschau), wartet nämlich bereits ein weiteres Topspiel: Beim Tabellendritten Bayer Leverkusen, der dem Spitzenreiter im Oktober die erste und nach wie vor einzige Saisonpleite in der Bundesliga zugefügt hatte (1:2), gilt es zu zeigen, dass die erforderlichen Lehren gezogen wurden.

Noch ist schließlich nichts verloren. "Wir müssen immer 100 Prozent konzentriert sein. Wir müssen uns verbessern. Wir wissen, wir müssen hart arbeiten für unsere Siege", gab Kapitän Philipp Lahm die Marschroute für die "Mission Wiedergutmachung" vor. Im Fußball kann manchmal schließlich alles ganz schnell gehen.

Aus München berichtet Stefan Missy