Ralf Fährmann ist zurück: Nach über zwei Jahren feiert der Keeper gegen Stuttgart sein Heim-Comeback, gegen Gladbach überzeugt er trotz Niederlage
Ralf Fährmann ist zurück: Nach über zwei Jahren feiert der Keeper gegen Stuttgart sein Heim-Comeback, gegen Gladbach überzeugt er trotz Niederlage

Fährmann: Nachfolger im zweiten Anlauf

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München - Ruhe, Konstanz und auch mal einen Unhaltbaren aus dem Eck fischen: Die Torwartposition ist eine spezielle - beim FC Schalke 04 ganz besonders. Seit dem Abgang von Manuel Neuer zum FC Bayern München, der ein großes Loch zwischen die Pfosten riss, fand Schalke bis heute keine adäquate Lösung. Der damals als Nachfolger vorgesehene Ralf Fährmann hat nun die Chance, diese Lücke zu schließen - es ist sein zweiter Anlauf.

Fährmann springt ein und überzeugt

Kurz vor dem entscheidenden Champions-League-Heimspiel gegen den FC Basel (Mittwoch, ab 20:30 im Live-Ticker) um den Einzug ins Achtelfinale kann S04-Coach Jens Keller mit Timo Hildebrand und Ralf Fährmann auf zwei fitte Schlussmänner zurückgreifen - die Torwartfrage stellt sich jedoch nicht. "Ralf steht auch gegen Basel definitiv im Tor. Für mich gibt's keinen Grund einen Wechsel vorzunehmen", sagte Keller.

Fährmann bestritt die letzte CL-Partie gegen Bukarest, da Hildebrand mit einer Hüftprellung ausfiel und steht nun also auch im finalen Spiel gegen Basel (Schalke braucht einen Sieg) zwischen den Pfosten. Die Spielpraxis hat er. Auch im Pokal gegen Hoffenheim sowie in den letzten Bundesliga-Partien gegen Stuttgart und in Gladbach rückte er in die Startelf, obwohl die eigentliche Nummer eins Hildebrand am vergangenen Samstag wieder hätte spielen können.

Fährmann überzeugte bei den Fohlen trotz der 1:2-Niederlage, wehrte sechs Torschüsse zum Teil sehenswert ab. "Die Souveränität und das Vertrauen wächst von Spiel zu Spiel. Mir tut das gut", freute sich der Knappen-Keeper.

Die Geschichte der Schalker Problemposition ist eine lange. In den drei Jahren seit dem Neuer-Wechsel versuchten es die Königsblauen mit drei unterschiedlichen Schlussmännern: Ralf Fährmann, Lars Unnerstall und Timo Hildebrand bekleideten schon jeweils die Position der Nummer eins. Keiner von ihnen machte sich durch konstant gute Leistungen unentbehrlich. Und auch aufgrund von Verletzungen kamen alle drei immer mal wieder zum Einsatz. 

Dabei hatte der Verein nie bewusst mit diesem Trio geplant. 2009 wechselte Fährmann zu Eintracht Frankfurt und kehrte nach dem Abstieg der Hessen im Sommer 2011 zurück zu den Knappen. Der alte Bekannte wurde prompt zum Stammkeeper erklärt, sein Start verlief gut. Mit einem gehaltenen Elfmeter sicherte er Schalke gleich mal den Supercup gegen den Erzrivalen Dortmund - mit einer Parade zum Publikumsliebling.

Verletzung befördert den Neuer-Nachfolger in die zweite Reihe

Am 9. Spieltag dann der Rückschlag für den 1,96 Meter-Hünen. Er verursachte bei der 1:2-Heimpleite gegen den 1. FC Kaiserslautern einen Elfmeter und flog mit Rot vom Platz. Als sei das alles nicht schon bitter genug, riss sich Fährmann auch noch das Kreuzband und fiel längere Zeit aus.

An seinen eigentlichen Ersatzmännern Lars Unnerstall und später auch Timo Hildebrand kam er nicht mehr vorbei - bis jetzt. "Ich habe immer gesagt, dass ich meine Chancen bekommen werde", gab sich der gebürtige Chemnitzer stets optimistisch. Er sollte Recht behalten, auch weil Timo Hildebrand, mittlerweile Stammkeeper, durch einige Wackler und - mal wieder - Verletzungen aus dem Schalker Kasten rotierte.

Hildebrand wankt und verliert seinen Stammplatz

"Wir versuchen nur, bestmöglich unseren Job zu machen, doch auch da passieren nun einmal Fehler", äußerte sich Hildebrand nach dem Champions-League-Spiel beim FC Chelsea. Eine Partie, die ihm noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Der 34-Jährige übersah nach einem Klärungsversuch den heranstürmenden Samuel Eto'o, schoss ihn an und sorgte mit diesem Patzer für den frühen 0:1-Rückstand und viel Häme gegen seine eigene Person. Ein Knackpunkt.

Zeigte er nach dem Chelsea-Fauxpas in der Liga gegen Hertha BSC noch eine Trotzreaktion, patze er zwei Wochen darauf in Frankfurt erneut schwer. Nur 60 Prozent der Torschüsse parierte der S04-Keeper insgesamt, im Vergleich zu anderen Torhütern der Liga ist das ein schwacher Wert.

Seine einstige Stärke im Eins-gegen-Eins hat Hildebrand vollkommen eingebüßt. Er entschärfte nur drei von 21 der gegnerischen Großchancen. Ein Ruhepol für die ohnehin schon wacklige S04-Defensive war der Keeper nicht mehr. Sein Vertreter Fährmann will nun endlich die Chance nutzen und sich im Kasten etablieren.

In der Mannschaft kommt der Personalwechsel gut an. "Das Team hat absolutes Vertrauen, er ist ein Klasse-Torwart", sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Fährmann weiß natürlich aus eigener Erfahrung um die Schnellebigkeit des Geschäfts ("Man kann im Fußball keine langfristigen Pläne machen."), sprüht aber vor Ehrgeiz: "Natürlich will ich immer spielen und zeigen, dass ich Qualität besitze. Ich bin kein Notnagel." 

Yannik Schmidt