Zufriedener Torjäger: Nils Petersens (r.) Miene ist nach der Partie deutlich relaxter als die von VfB-Keeper Thorsten Kirschbaum, den er... (© Imago)
Zufriedener Torjäger: Nils Petersens (r.) Miene ist nach der Partie deutlich relaxter als die von VfB-Keeper Thorsten Kirschbaum, den er... (© Imago)

Punkt erkämpft - Werder stabilisiert sich

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Stuttgart - Thomas Eichin ist ein freundlicher Mann. Nach dem letztlich doch steht der Sportdirektor des SV Werder Bremen in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena und lobt den Gegner in den höchsten Tönen. "Der VfB Stuttgart hat derzeit eine bärenstarke Mannschaft", sagt Eichin in die Mikrofone der wartenden Journalisten. "Von daher sind wir mit dem Unentschieden sehr zufrieden, auch weil unsere Mannschaft so einen großen Kampf abgeliefert hat."

Starker Mielitz, starker Prödl

In der Tat hatten die Bremer an diesem vorherbstlichen Nachmittag über 90 Minuten alles in die Waagschale geworfen. Geplagt von zahlreichen Ausfällen von Leistungsträgern wie Cedrick Makiadi, Aleksandar Ignjovski oder auch Assani Lukimya boten die Norddeutschen den spielerisch doch überlegenen Schwaben vor allem physisch Paroli und hatten sich am Ende das 1:1 redlich verdient.



Beeindruckend ist, wie es Trainer Robin Dutt mittlerweile gelungen ist, jeden einzelnen Spieler in seiner Leistung stabiler zu machen und den Zusammenhalt zu stärken. Akteure wie Keeper Sebastian Mielitz, Sebastian Prödl, Luca Caldirola oder Santiago Garcia zeigten in Stuttgart eine überzeugende Vorstellung. Insgesamt ein Dutzend Eckbälle flogen in den Strafraum der Bremer, Prödl und Co. entschärften eine gefährliche Situation nach der anderen. Auffällig dabei: Immer wieder feuerte Mielitz nach gelungenen Aktionen seine Vorderleute an, der Keeper hat auch in Sachen Kommunikation merklich dazugelernt.

Die Bremer kämpften, rannten und grätschten, was die Lungen hergaben. Kein Wunder, dass Dutt nach dem Abpfiff stolz auf seine Spieler war: "Die Mannschaft hat ihre Mentalität gezeigt und ist für ihren Fight belohnt worden", meinte Dutt, der sich mit Werder im stabilen Mittelfeld der Liga eingereiht hat.

Acht Spiele, nur neun Tore



Problem der Bremer ist nach wie vor das Offensivspiel. Neun Tore in mittlerweile acht Partien sprechen eine eindeutige Sprache. Auch beim VfB gelang der Dutt-Truppe nach vorne viel zu wenig, mit Müh und Not erspielte sie sich drei Chancen. Eine davon allerdings verwandelte Torjäger Nils Petersen, der auch ansonsten eine überzeugende Partie lieferte, eiskalt. Es war der Ausgleich in der 37. Minute, aber eben das einzige Tor.

Um die Offensiv-Problematik wissen auch die Verantwortlichen. "Nach der Pause dürfen wir uns nicht beschweren, wenn wir das Spiel verlieren. Verteidigt haben wir aber gut in der zweiten Hälfte, nach vorne war es nicht so gut", analysierte Dutt treffend.

Freiburg wartet - und dann Europa?



Dennoch: Die Bremer werden von Spiel zu Spiel stabiler. Zweikämpfe, Laufverhalten, Spiel gegen den Ball - das alles sieht gut aus bei Werder, nun fehlt noch der entscheidende Schuss Kreativität, dann scheint in dieser Saison noch einiges möglich. In zwei Wochen, nach der Länderspielpause, geht es nun zu Hause gegen den derzeit kriselnden SC Freiburg. Da sind drei Punkte Pflicht für die Norddeutschen. Gelingt das, machen sie einen Sprung in der Tabelle - und dürfen dann sogar ein wenig von Europa träumen.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer