Franz Beckenbauer freut sich auf schöne Spiele im Premiere-Ligapokal
Franz Beckenbauer freut sich auf schöne Spiele im Premiere-Ligapokal

"Premiere-Ligapokal soll Appetit machen"

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Franz Beckenbauer freut sich auf den Premiere-Ligapokal und erwartet eine Menge von der kommenden Bundesliga-Saison. Das folgende Interview gab der "Kaiser" dem offiziellen Magazin des Ligaverbandes für den Premiere-Ligapokal 2007.

Frage: Franz Beckenbauer, die Sommerpause neigt sich dem Ende zu. Wie groß ist bei Ihnen persönlich schon die Vorfreude auf das bevorstehende Fußball-Jahr?

Franz Beckenbauer: Wie wahrscheinlich Millionen anderer Fußball-Fans in Deutschland bin ich auch dieses Mal ganz besonders gespannt auf die neue Saison. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die vergangene Spielzeit bis zum Schluss dramatisch war, was Meisterschaft und auch den Abstieg anging, und dass darüber bei den Fans noch wochenlang diskutiert wurde. Auch, weil es Überraschungen gegeben hat, zum Beispiel den Deutschen Meister VfB Stuttgart und den DFB-Pokalsieger 1. FC Nürnberg.

Frage: Viel Gesprächsstoff gab es in den vergangenen Wochen aber vor allem auch durch besondere Transfers - in erster Linie bei Ihrem FC Bayern...

Beckenbauer: Es lag ja auf der Hand und war einfach logisch, dass es beim FC Bayern nach der vergangenen Saison und dem enttäuschenden 4. Platz einen gewaltigen personellen Schnitt geben musste und die neue Mannschaft ein ziemlich verändertes Gesicht haben würde. Das ist umgesetzt worden, mit einem erheblichen finanziellen Aufwand. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass wir auf dem Platz wieder einen anderen FC Bayern erleben werden.

Frage: Sie haben die außergewöhnlichen Investitionen angesprochen, mit den es jetzt auch gelungen ist, internationale Stars zu verpflichten. Wie zufrieden sind Sie?

Beckenbauer: Grundsätzlich ist es für die gesamte Bundesliga und die Fans von Vorteil, wenn solche Spieler wie Luca Toni und Franck Ribéry hier Woche für Woche in unseren Stadien zu sehen sind. Und gleiches gilt für Miroslav Klose, weil er der Bundesliga erhalten bleibt, und auch für einen jungen Nationalspieler wie Marcell Jansen. Und auch über die Rückkehr von Zé Roberto in die Bundesliga dürfen wir uns freuen.

Frage: Noch mehr als ohnehin immer gewohnt, wird der FC Bayern 2007 als Star-Ensemble bezeichnet. Was erwarten Sie von dieser neuen Mannschaft?

Beckenbauer: Vor allem natürlich, dass sie wieder bessere Leistungen zeigt als in der vergangenen Saison, wieder attraktiver Fußball spielt. Natürlich muss auch diese neue Mannschaft zusammenwachsen, aber hier bin ich optimistisch, dass es Ottmar Hitzfeld gelingen wird, ein sehr gutes Team zu formen.

Frage: Und dass auch an die erfolgreichen Zeiten anknüpfen soll: Die Trainer-Kollegen aus der Bundesliga machen die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld zum haushohen Favoriten.

Beckenbauer: Die Rolle des Favoriten auf die Meisterschaft spielt der FC Bayern doch vor jeder Saison. Das ist ja nichts Neues. Und deshalb ist es ist es jetzt nach diesen Transfers erst recht nicht verwunderlich, wenn die Erwartungshaltung noch größer ist, was Titel angeht. Mit diesem Druck muss eine solche Mannschaft leben, und ich bin zuversichtlich, dass sie das auch kann. Aber auf dem Silbertablett werden die anderen Vereine die Meisterschale sicherlich nicht nach München zurückbringen. Man hat in der vergangenen Saison doch gesehen, wie eng es an der Tabellenspitze mit dem VfB Stuttgart, Schalke 04 und Werder Bremen lange zuging. Und diese Mannschaften, und vielleicht noch die eine oder andere Mannschaft mehr, haben doch unverändert Ambitionen und entwickeln vielleicht noch ein Stück mehr Ehrgeiz, um mit dem FC Bayern Schritt zu halten.

Frage: In dieser Hinsicht wird der Premiere-Ligapokal vielleicht schon einen ersten Eindruck vermitteln. Was erhoffen Sie sich von diesem Probelauf kurz vor dem Bundesliga-Auftakt?

Beckenbauer: Vor allem schöne Spiele, die Appetit machen auf die kommende Saison - so wie es durch diesen Wettbewerb schon in den vergangenen Jahren der Fall war. Es gibt ja attraktive Paarungen wie zum Beispiel Werder Bremen gegen den FC Bayern in Düsseldorf, wo der Sieger danach im Halbfinale beim VfB Stuttgart antritt. Und für den Neuling in diesem Kreis, den 1. FC Nürnberg, und für den Karlsruher SC, ist der Reiz sicherlich auch ganz besonders groß. Der Premiere-Ligapokal ist als Härtetest gerade für die Trainer von besonderem Wert, auch wenn in den Vereinen sicherlich noch an der besten Formation gebastelt wird und zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung noch nicht alles perfekt laufen kann. Aber für die meisten Fans bieten diese Spiele auch die Gelegenheit, die neuen Spieler und die neu formierten Teams erstmals live zu sehen.

Frage: Sie haben den Karlsruher SC angesprochen, der souverän die Rückkehr in die Bundesliga geschafft hat. Was trauen Sie dem KSC und den beiden anderen Aufsteigern, dem FC Hansa Rostock und dem MSV Duisburg, zu?

Beckenbauer: Einerseits geht es für die Aufsteiger natürlich vorrangig darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Sie sollte sich aber dadurch Mut machen, wie gut in der vergangenen Saison der VfL Bochum und Energie Cottbus mitgehalten haben. Ihnen war doch der sofortige Abstieg prophezeit worden, aber auch Alemannia Aachen hatte lange die Chance, die Bundesliga zu halten.

Frage: Die vergangene Saison hat eine Fortsetzung der tollen WM 2006 in der Bundesliga gebracht. Glauben Sie, dass dieses Hoch mit Rekordzuschauerzahlen anhält?

Beckenbauer: Die WM 2006 wirkt wirklich sehr positiv nach, wie es kaum zu erwarten war. Ich selbst habe ja nicht geglaubt, dass ein Jahr später noch so viel über die WM gesprochen wird, vor allem über die einzigartige Stimmung im ganzen Land. Für die Bundesliga sind die hochmodernen Stadien natürlich ein unschätzbarer Vorteil. Wenn ich jetzt höre, wie viele Dauerkarten schon wieder für die kommende Saison verkauft worden sind, bin ich sicher, dass diese positive Entwicklung anhält.

Frage: Ein Jahr nach der WM 2006, ein Jahr vor der EURO 2008: Wird dieses Turnier in Ihrer Wahlheimat Österreich und in der Schweiz ein ähnliches Highlight?

Beckenbauer: Auch für diese beiden Gastgeberländer ist die EURO eine einmalige Chance. Auch im nächsten Jahr wird es an vielen Orten wieder Public Viewing geben für die vielen Fans, die keine Spiele live im Stadion sehen können. Natürlich hoffe ich, dass die Stimmung in Österreich und der Schweiz ähnlich gut wird wie bei uns vor einem Jahr und dass unsere deutsche Nationalmannschaft dort wieder eine sehr gute Rolle spielen kann, nachdem sie in der Qualifikation schon einen großen Schritt geschafft hat. Wenn alle Teilnehmer feststehen und die Gruppen im Dezember ausgelost sind, wird die EURO-Begeisterung richtig ansteigen. Jetzt dürfen wir uns aber erst einmal besonders auf die neue Bundesliga-Saison freuen.