Pep Guardiola (r.) und Mario Götze: Bayerns Matchwinner bei Borussia Dortmund (© Imago)
Pep Guardiola (r.) und Mario Götze: Bayerns Matchwinner bei Borussia Dortmund (© Imago)

Polster dank Picke und Pep

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Dortmund - Die ARD hat gerade ein umfangreiches Themenpaket zum Thema "Glück" gesendet. Seit Samstagabend muss eigentlich noch ein Beitrag folgen - ein Bericht über Mario Götze. Den Spieler, der aus dem Tunnel kam, den FC Bayern in Dortmund mit der Picke auf die Siegerstraße schoss und sich selbst damit mitten hinein ins große Fußballglück.

Viel Lob für Götze

Jubeln wollen hatte Mario Götze nicht, als er nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung den BVB mitten ins Herz traf. Ausgerechnet er, der verlorene Sohn, der ein Pfeifkonzert mit epochalem Ausmaß über sich hatte ergehen lassen (Internationale Pressestimmen). Stattdessen stattete der Jung-Bayer den alten Mannschaftskameraden nach dem Schlusspfiff ganz cool in Badelatschen und bester Laune noch einen Besuch in der Kabine ab und kehrte mit einem schwarz-gelben Trikot in der Hand zurück. Trophäe, Erinnerungsstück - für Götze war es wohl beides an diesem Abend.



Nur reden mochte der 21-Jährige nach dem zunächst nicht. "Ist gerade nicht so gut", druckst er herum, um dann samt strassbesetztem Rucksack schnell im Bus zu verschwinden. Dafür aber redeten andere und aus ihnen sprach dabei eine Menge Anerkennung für den bayrischen Matchwinner. "Mario hat eine riesengroße Qualität, ist mental stark und am Ball einfach unglaublich - ein genialer Fußballer", lobte Philipp Lahm. Auch Arjen Robben () bekundete "großen Respekt vor Mario. Es ist nicht einfach, wenn du zu deinem alten Verein zurückkommst und so empfangen wirst."

Genau das bestätigte Götze selbst dann auch am Tag danach via Vereinshomepage. Natürlich sei es keine angenehme Situation gewesen, "wenn man vom ganzen Stadion ausgepfiffen wird. Es war neu für mich, aber ich hab irgendwo auch Verständnis dafür. Es war aber nicht so leicht, damit umzugehen."

Den Pfiffen und Schmähgesängen hatte Pep Guardiola den 21-Jährigen allerdings erst im letzten Moment ausgesetzt, indem er ihn zum Aufwärmen in den Spielertunnel statt vor die Dortmunder Südtribüne geschickt hatte. Von dort kam Götze nach 55 Minuten, traf abgezockt mit der Picke und drückte dem Spitzenspiel damit seinen Stempel auf. (XL-Galerie: Götze im Fokus)

Guardiolas Umstellungen fruchten



Götzes Schuss brach den Bann, sein Treffer war der Dosenöffner zum Prestigeerfolg - einerseits. Andererseits waren es die generellen Umstellungen, die Pep Guardiola in der zweiten Halbzeit vorgenommen hatte. Mit den Einwechslungen von Götze und erstmals nach seinem Riss des Syndesmosebandes auch Thiago setzte der Trainer die entscheidenden Impulse Richtung Sieg. "Nach den Wechseln waren wir präsenter und spielstärker im Mittelfeld", freute sich Guardiola nach der Partie über seinen gelungenen Schachzug, "da hatten wir eine Überzahl im Mittelfeld und haben insgesamt flüssiger kombiniert."

Zuvor allerdings hatte der Spanier vor allem in der ersten Halbzeit auch einiges gesehen, was ihm nicht wirklich gefallen konnte. Zwar verbuchte der Rekordmeister wie gewohnt mehr Ballbesitz, kam aber kaum zu nennenswerten Chancen. Gegen laufstarke Dortmunder agierten die Bayern zu langsam im Spielaufbau und suchten überraschend oft ihr Heil in hohen Bällen nach vorne. Auf der anderen Seite brachte der BVB die Münchner mit seinem schnellen Umschaltspiel ein ums andere Mal in Bedrängnis. Auch ein Grund, warum Pep Guardiola hinterher betonte, dass "wir gegen die beste Kontermannschaft der Welt gewonnen haben".

Bayern demütig



Mit dem Sieg schraubte der FC Bayern seine Erfolgsbilanz auf unglaubliche 38 Spiele ohne Niederlage, hat nun einen satten Vorsprung von sieben Punkten auf die Dortmunder und liegt immerhin vier Zähler vor Leverkusen. Guardiola, den Perfektionisten, stellt das aber noch nicht zufrieden: "Wir haben zwar jetzt ein gutes Polster, aber es bleibt auch noch viel Arbeit."

Ein Einstellung, die sich auch die Mannschaft zu Eigen macht. Statt großer Euphorie gab es eher demütige Statements wie das von Arjen Robben zu hören: "Wir wollen uns immer noch weiter entwickeln und immer weiter verbessern. Dafür haben wir mit Pep Guardiola den richtigen Trainer. Mit ihm wollen wir noch ein Stück besser werden."

Ein bisschen freuen aber darf man sich trotzdem, bevor es am Mittwoch in der Champions League in Moskau wieder weitergeht. Wie sagte doch Thomas Müller mit seinem breitesten Grinsen? "Die sieben Punkte Vorsprung auf den BVB nehmen wir schon gerne mit!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte