"OM"-Trainer Didier Deschamps gab sich auf der Pressekonferenz vorsichtig optimistisch
"OM"-Trainer Didier Deschamps gab sich auf der Pressekonferenz vorsichtig optimistisch

Pokerface Deschamps

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Marseille - Wäre er kein Profi-Fußballer von Weltformat geworden, Didier Dechamps hätte das Zeug zu einer Leinwandgröße. Mit seiner Mimik steht er dem französischen Starschauspieler Gerard Depardieu in nichts nach.

Deschamps schiebt Favoritenrolle zu den Bayern

Auf der Pressekonferenz von Olympique Marseille am Tag vor dem Viertelfinalhinspiel gegen den FC Bayern reichte das Repertoire mal wieder von zu Tode betrübt bis ulkig komisch. Seine Antworten waren aber zu jeder Zeit wohl durchdacht.



So ließ er keinen Zweifel daran aufkommen, welches Team der große Favorit auf den Einzug ins Halbfinale der Champions League ist. "Natürlich sind das die Bayern. Und dabei ist es nicht entscheidend, ob wir gerade in der Liga eine schwache Phase durchmachen. Das wäre auch so, wenn wir obenauf wären", meinte Deschamps.

Doch so ganz chancenlos sieht Deschamps sein Team nicht. Schließlich wurde im Achtelfinale das favorisierte Inter Mailand ebenso überraschend bezwungen wie zwei Mal in der Gruppenphase Borussia Dortmund. "Das war ja auch schon wie ein Wunder", so der Welt- und Europameister.

Wie gegen Dortmund?



Was gegen Dortmund so bravourös geklappt hat, könnte auch gegen die Bayern Früchte tragen. Auf Nachfrage von bundesliga.de sieht Deschamps Parallelen - aber auch Unterschiede.

"Es sind zwei sehr offensivstarke Mannschaften. Aber Dortmund hatte ja noch weniger internationale Erfahrung als wir. Das ist bei den Bayern ganz anders. Außerdem haben sie nach vorne vielleicht doch noch die besseren Einzelspieler mit Ribery und Robben."

Mittelfeldspieler Mathieu Valbuena, der beim 3:0 gegen den BVB in Marseille über 90 Minuten zum Einsatz kam, hat ebenfalls Ähnlichkeiten ausgemacht. "Sowohl Dortmund als auch Bayern verfügen über außergewöhnliche Spieler. Aber auch die Münchner haben ihre Schwächen - wir müssen sie nur finden", sagte er bundesliga.de.

"OM" ersatzgeschwächt



Wo die Schwächen der Hausherren liegen, ist angesichts der Personalsituation offensichtlich. Abwehrchef Souleymane Diawara fehlt gelbgesperrt - zog sich am letzten Spieltag beim 1:1 in Nizza aber auch einen Kreuzbandriss zu - und der bislang in der Champions League überragende Torhüter Steve Mandanda pausiert nach der gelb-roten Karte aus dem Rückspiel gegen Inter.

Wer für Mandanda zwischen den Pfosten steht, ist zwar noch nicht ganz offiziell, es zeichnet sich aber ab, dass der dritte Torwart, Elinton Andrade, die Gunst von Deschamps hat. Ein Risiko? "Wenn die Nummer eins ausfällt, ist es immer schwierig für den Ersatzmann. Also was ist da schon ein Risiko?", meinte Deschamps.

So ist das große Ziel für Marseille nicht ganz so einfach zu erreichen. Denn am Mittwoch wollen sowohl Spieler als auch Trainer unbedingt ohne Gegentor bleiben. "Man hat gegen Inter Mailand gesehen, wie wichtig das sein kann. Wir müssen gegen diese starken Bayern in der Defensive an unsere Leistungsgrenze und darüber hinaus gehen", stellte Valbuena fest. Dem stimmte Deschamps mit einer Oscar reifen Geste zu.

Aus Marseille berichtet Michael Reis