Emanuel Pogatetz (2.v.r.) ist nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen enttäuscht, will aber auch Positives mitnehmen (© imago)
Emanuel Pogatetz (2.v.r.) ist nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen enttäuscht, will aber auch Positives mitnehmen (© imago)

Nürnbergs Notelf: "Das müssen wir aufarbeiten"

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Nürnberg - Als die Nürnberger Spieler mit gesenkten Köpfen in die Kabine gingen, pfiffen nur wenige Fans die Mannschaft aus. Die Mehrzahl der 40.000 Zuschauer hatte das Stadion längst schweigend verlassen oder applaudierte sogar aufmunternd, als das 1:4 gegen Bayer Leverkusen feststand.

Pogatetz moniert Schwäche bei Standards

Schuldzuweisungen wären allerdings auch Fehl am Platze gewesen, wie Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek zurecht feststellte: "Ich kann keinem in meiner Mannschaft einen Vorwurf machen. Jeder Spieler hat alles gegeben." Genutzt hat es allerdings nicht viel, im zweiten Durchgang war der "Club" weitgehend chancenlos und machte sich durch individuelle Fehler das Leben zusätzlich schwer.

"Es führt kein Weg daran vorbei, dass Leverkusen individuell besser ist", ächzte dann auch Innenverteidiger Emanuel Pogatetz, der einer der Besten im Team war. "Aber das erklärt nicht, warum wir uns selbst bei Standardsituationen so dumm angestellt haben. Das müssen wir aufarbeiten." So habe man eben Tor um Tor gefangen. Und nach dem zwischenzeitlichen 3:1 "ein bisschen den Mut verloren." Zumindest mental müsse man zulegen, so der Österreicher. "Auf der ersten Halbzeit können wir in Mainz auch aufbauen. Da haben wir vieles richtig gemacht."

Tatsächlich hatte der FCN recht ordentlich angefangen, hatte kompakt agiert, wenige gegnerische Chancen zugelassen und sogar ein, zwei Angriffe abschließen können. Doch nach dem zwischenzeitlichen Hoffnungsschimmer - Marvin Plattenhardt hatte die Leverkusener Führung durch Emir Spahic (16.) mit einem schönen Freistoßtor ausgeglichen (26.) - kam es knüppeldick. Sebastian Boenisch (48.), Spahic (80.) und der eingewechselte Roberto Hilbert (87.) trafen zum  letztlich verdienten 4:1-Sieg einer Leverkusener Mannschaft, die plötzlich wieder beste Chancen auf die Teilnahme an der Champions League hat.

Jeder zweite Stammspieler fällt aus

Allerdings würden auch ganz andere Mannschaften Probleme bekommen, wenn jeder zweite Stammspieler verletzungsbedingt ausfällt. Genau das ist in Nürnberg der Fall. Gegen Leverkusen fehlten Timothy Chandler, Makato Hasebe, Daniel Ginczek, Markus Feulner, Adam Hlousek, Timo Gebhart, Per Nilsson und Ondrej Petrak. Stattdessen, so Trainer Gertjan Verbeek, standen "drei, vier Spieler im Kader, die am Dienstag wieder U 23 spielen."

Was dem ersatzgeschwächten Nürnberger Ensemble jetzt noch bleibt, ist die Hoffnung auf eine Leistungssteigerung in den kommenden Spielen. "Wir älteren Spieler müssen jetzt mit gutem Beispiel vorangehen", forderte Routinier Javier Pinola. "Wir dürfen jetzt nicht den Kopf hängen lassen." Rechnerisch, da waren sich alle Spieler einig, sei die Lage sowieso weit besser als die derzeitige Stimmung nach zuletzt acht Niederlagen in den vergangenen neun Spielen.

Immerhin würde ein einziger Sieg reichen, um den HSV noch vom Relegationsrang zu stoßen, falls der bei seinem schweren Restprogramm keine Überraschung schafft. "Vor sechs Wochen habe ich gesagt, dass wir noch drei Spiele gewinnen müssen, und jetzt sind nur noch drei Spiele übrig, aber wir geben die Hoffnung nicht auf."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf