Marcus Sorg (M.) bittet seine Mannschaft vor mehreren hundert Zuschauern zum Trainingsauftakt
Marcus Sorg (M.) bittet seine Mannschaft vor mehreren hundert Zuschauern zum Trainingsauftakt

"Permanent an die Grenzen gehen"

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Freiburg/ München - Der SC Freiburg hat in der abgelaufenen Saison lange um die internationalen Plätze mitgespielt, Torjäger Papiss Demba Cisse stellte mit 22 Toren einen neuen Rekord für afrikanische Spieler in der Bundesliga auf und mit Julian Schuster gelang einem Freiburger das "Tor der Saison" - der SCF hat auf ganzer Linie überzeugt.

Nun gilt es für die Breisgauer, an die erfolgreiche Saison anzuknüpfen und zwar mit einem neuen Trainer. Marcus Sorg, der zuvor im Nachwuchsbereichs des Clubs tätig war, löst den zu Bayer Leverkusen gewechselten Robin Dutt als Cheftrainer ab. Im exklusiven Interview mit bundesliga.de spricht der neue Trainer der Freiburger über seinen Einstand, ein schweres Erbe und die kommende Saison.

bundesliga.de: Herr Sorg, wie haben Sie Ihre ersten Einheiten als Coach einer Bundesliga-Mannschaft erlebt?

Marcus Sorg: Es war vor allem eine Freude, dass es wieder los geht und alle wohl erhalten aus dem Urlaub zurück kamen. Ansonsten haben wir die erste Einheit genutzt, um in kleinen Gruppen zu arbeiten, während Teile der Mannschaft sich bei Leistungs- und Medizinchecks befanden.

bundesliga.de: Sie sind ja schon seit 2008 beim SC Freiburg, kennen die Spieler der Bundesliga-Mannschaft. Gab es trotzdem eine kleine Vorstellungsrunde?

Sorg: Eine Vorstellungsrunde gab es für die Neuzugänge im Trainerteam und in der Mannschaft, ansonsten habe ich die Ansprache knapp und nicht zu feierlich gehalten.

bundesliga.de: Die Mannschaft ist - zumindest bislang - weitestgehend zusammengeblieben. Die größte Veränderung ist sicherlich der neue Cheftrainer Marcus Sorg. Wie haben Sie sich auf Ihre erste Bundesliga-Saison vorbereitet?

Sorg: Für uns alle war es ein Vorteil, dass ich bereits im Verein tätig bin und seit der Entscheidung im März die Vorbereitung hier vor Ort vorantreiben konnte. Daher konnte ich mich gewissenhaft vorbereiten, ohne alles auf den letzten Drücker machen zu müssen, beispielsweise die Beobachtung potenzieller Neuzugänge.

bundesliga.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainer beschreiben? Sind Sie eher ein harter Hund oder der Kumpel-Typ?

Sorg: Wie ich arbeite und was für ein Typ ich bin, sollen andere beurteilen. In Freiburg ist es wichtig, die Spieler kommunikativ ins Boot zu holen und den guten Teamgeist, den wir haben, zu pflegen.

bundesliga.de: Sie treten kein leichtes Erbe an, Ex-Trainer Robin Dutt ist ein Sympathieträger bei den Fans und die vergangene Saison war sehr erfolgreich, die Mannschaft spielte lange in der Tabellenregion um die europäischen Plätze mit und landete schließlich auf einem guten 9. Platz. Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison - persönlich und mit dem Club?

Sorg: Ich finde es kein schweres Erbe, als Nachfolger eines erfolgreichen Sympathieträgers anzutreten, für mich macht das einiges angenehmer beim Umfeld. Unser erstes Ziel wird auch diese Saison der Klassenerhalt sein - wenn der vorzeitig geschafft sein sollte, sehen wir weiter. Mein persönliches Ziel deckt sich mit dem des Vereins: Erfolgreich die gute Arbeit beim SC Freiburg fortzuführen.

bundesliga.de: Merken Sie, dass durch die sehr gute Vorsaison die Erwartungen von außen an die Mannschaft gestiegen sind?

Sorg: Unsere Fans sind traditionell etwas leidensfähiger als die von großen Traditionsmannschaften, die die Zugehörigkeit zur Ersten Liga als selbstverständlich betrachten. Aber natürlich wollen auch die Fans des SC so viele Spiele wie möglich gewinnen. Von einer gestiegenen Erwartung spüre ich in der täglichen Arbeit wenig. Wir alle wissen im Breisgau, dass wir keinen Punkt aus der Vorsaison mitnehmen, wenn es losgeht. Bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison haben alle gespürt, dass der SC permanent an die Grenzen gehen muss, um die Klasse zu halten.

bundesliga.de: Papiss Demba Cisse hat mit seinen vielen Toren in der vergangenen Saison für Furore gesorgt. Das macht ihn natürlich auch für andere Clubs interessant. Hoffen Sie trotzdem, dass der SC Freiburg ihn längerfristig halten kann?

Sorg: Als Trainer hoffe ich selbstverständlich, dass so ein Spieler uns erhalten bleibt. Aber den Fußballmarkt, den es nunmal gibt, werde ich nicht im Alleingang verändern können.

bundesliga.de: Mit Garra Dembele hat der SCF sich in der Offensive auch schon verstärkt. Was für ein Stürmer-Typ ist Dembele?

Sorg: Er ist ein sehr geradliniger Spieler, der zielstrebig den Torabschluss sucht. Wenn er sich gut ins Team integriert und in der Bundesliga zurecht kommt, werden wir Freude haben mit ihm.

bundesliga.de: Sie waren bei den Freiburgern zuvor im Jugendbereich tätig. Mit Christian Bickel und Simon Brandstetter rücken wieder mal zwei eigene Nachwuchsspieler in den Profi-Kader nach. Was zeichnet die Freiburger Talentschmiede und insbesondere die beiden Spieler aus?

Sorg: Beide haben mit ihrer Entwicklung in der Freiburger Fußballschule die Chance verdient, dass sie nun eine weitere Stufe erklimmen können. Wichtig ist, dass sie zu ihren offensiven Qualitäten nun auch den Feinschliff für die Defensivarbeit bei uns bekommen.

bundesliga.de: Sehen Sie für die Mannschaft noch Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt?

Sorg: Nur, wenn sich in den kommenden Wochen herausstellt, dass wir auf einer Position zu dünn besetzt sind, oder Verletzungen hinzukommen. Andernfalls sind wir komplett.

bundesliga.de: Ihre Pflichtspielpremiere werden Sie im DFB-Pokal bei der SpVgg Unterhaching haben. Ein Sieg ist Pflicht, um einen guten Start hinzulegen, oder?

Sorg: Ein Sieg ist die klare Vorgabe, aber kein Selbstläufer. Auch der DFB-Pokal ist keine leichte Aufgabe.

Die Fragen stellte Jessica Pulter