Patrick Owomoyela ist im Auftrag von bundesliga.de unterwegs und trifft die Stars der Bundesliga - © © imago
Patrick Owomoyela ist im Auftrag von bundesliga.de unterwegs und trifft die Stars der Bundesliga - © © imago

Owomoyela: "Der BVB ist wieder frisch und lebendig"

xwhatsappmailcopy-link

Köln - 156 Bundesliga-Spiele hat Patrick Owomoyela für Arminia Bielefeld, Werder Bremen und Borussia Dortmund in seiner Karriere bestritten. Zwei Mal durfte der ehemalige Nationalspieler dabei die Meisterschale in den Himmel strecken. Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitet der 35-Jährige als Experte und wird in der Serie "Owo meets..." exklusiv für die Bundesliga die Stars des deutschen Fußballs treffen. Den Anfang macht am 8. September der Wolfsburger Neuzugang Max Kruse.

"Klar ist etwas anders"

Im Interview mit bundesliga.de spricht Owomoyela über seinen neuen Job, die Entwicklung beim BVB sowie die Top-Transfers des Sommers.

bundesliga.de: Patrick Owomoyela, Sie interviewen jetzt jeden Monat einen Star der Bundesliga und haben bereits Max Kruse getroffen. Was reizt Sie daran besonders?

Patrick Owomoyela: Ich freue mich auf diese Aufgabe und finde es gut, dass es mal ein Interview auf anderer Ebene ist. Ich kenne die Jungs ja meistens persönlich. Dadurch entsteht eine lockere Atmosphäre. Als ehemaliger Spieler weiß ich auch, wie es sein kann, wenn immer wieder die gleichen trockenen Fragen gestellt werden. Ich versuche jetzt Interviews zu führen, an denen beide Spaß haben und womit alle zufrieden sein können. Bisher lief das auch sehr gut. Es macht Spaß und wir machen auch immer einen kleinen Wettbewerb mit den Spielern. Insgesamt ist es ein sehr interessantes Format für den Zuschauer.

bundesliga.de: Denken Sie, dass Sie als Ex-Fußballer und Ex-Kollege einen Vorteil haben?

Owomoyela: Es lockert das Ganze etwas auf. Ich denke nicht, dass ich es besser mache als jeder andere Journalist (lacht), sondern einfach anders. Die Spieler begegnen mir auch anders, weil ich einer von ihnen bin oder war. Davon profitiert dann auch dieses Format.

bundesliga.de: Sprechen wir über Borussia Dortmund unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel. Wie hat sich der Spielstil des BVB verändert?

Owomoyela: Ich bin da etwas vorsichtiger mit grundlegenden Analysen. Klar ist jetzt etwas anders. Schließlich sind viele Spieler ausgetauscht worden. Schön zu sehen ist, dass das, was Tuchel spielen möchte, auch funktioniert. Inwiefern sich das grundlegend von dem Spielstil unterscheidet, der sieben Jahre unter Jürgen Klopp gespielt wurde, bleibt abzuwarten. Dafür muss das Ganze erst noch wachsen und sich manifestieren. Es lässt sich zwar seine Handschrift erkennen, aber im Großen und Ganzen hat sich der Stil nicht gravierend verändert. Dortmund spielt immer noch einen aggressiven Fußball und ein hohes Pressing. Ich freue mich darauf, wenn der BVB erstmals gegen wirklich große Mannschaften spielt. Wie sie sich dann verhalten werden, ob sie dominant auftreten. Dann erst kann man wirklich sagen, was die neue DNA des BVB ist. Bisher ist es einfach schön zu sehen, dass alles wieder frisch und lebendig ist. Die Jungs haben Spaß, miteinander und auf dem Platz. Das ist etwas, dass in der letzten Saison nicht so oft zu sehen war.

"Gladbach muss jetzt gegensteuern"

bundesliga.de: Was funktioniert derzeit besonders gut beim BVB und wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?

Owomoyela: Wenn man sich die Positionen näher anschaut, ist Henrikh Mkhitaryan das deutlichste Beispiel. Im letzten Jahr war er oft unglücklich. Er hatte viele gute Ansätze, aber es schien irgendwo nicht zu klappen. Jetzt hat er in acht Spielen acht Tore geschossen, ist immer ein belebender Teil der Mannschaft, strotz vor Selbstbewusstsein. Das Mittelfeld steht gut, gerade die neu zusammengesetzte Sechserposition aus Julian Weigl und Ilkay Güngogan - das passt wunderbar. Matthias Ginter hat sich rechts toll eingefügt, es passt also bereits sehr viel. Das einzige Manko ist die Chancenverwertung. Auch wenn bisher alles positiv war, hat es immer lange gedauert bis sie Tore geschossen haben. Es ist auch nicht schön, wenn man gegen eine vermeintlich kleine Mannschaft wie Odds BK auf einmal 0:3 zurückliegt und auch im Rückspiel wieder ein Gegentor bekommt. So etwas muss abgestellt werden, um in den weiterführenden Runden der Europa League oder auch in der Bundesliga gegen die Topmannschaften auf Dauer zu bestehen.

bundesliga.de: Die Bayern sind jetzt schon wieder sehr stark und der VfL Wolfsburg hat den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte hingelegt. Wer kann denn noch da oben mitspielen?

Owomoyela: Das ist jedes Jahr eine Lotterie. Natürlich sind es die altbekannten Mannschaften, weil sie einfach qualitativ die besten Teams haben. Aber es mischt sich immer auch wieder eine überraschende Mannschaft darunter. Gladbach hat letztes Jahr alle überrascht. Obwohl natürlich schon Jahre vorher zu erkennen war, dass sie guten Fußball spielen. Augsburg hat eine überragende Saison gespielt, damit hat keiner wirklich gerechnet. Aber es sind dann doch Mannschaften wie Bayern, Wolfsburg, Dortmund und sicherlich auch Schalke und Leverkusen. Und dann eben die eine oder andere Überraschung, die am Ende auch oben um die internationalen Plätze oder sogar die Champions League mitspielen wird.

bundesliga.de: Wie sieht das mit dem 1. FC Köln, dem 1. FSV Mainz 05 oder dem FC Ingolstadt 04 aus: Haben diese Clubs großes Überraschungspotenzial?

Owomoyela: Definitiv! Köln hat einen richtig guten Saisonstart hingelegt und Punkte eingefahren. Aber es waren auch erst drei Spiele in der Bundesliga, das ist alles noch kein Maßstab. Nach einem Drittel der Saison oder nach zehn Spielen kann man etwas über die Lage der Bundesliga sagen. Es gibt Mannschaften, die stehen da, wo sie sich überhaupt nicht sehen wollen mit drei Niederlagen. Dann gibt es Mannschaften, die stehen so weit oben, da fragt man sich, wie das sein kann. Das wird sich alles noch korrigieren!

- © gettyimages / Hangst