Die Schalker boten eine schwache Leistung bei der 0:1-Niederlage gegen Gladbach. Kevin-Prince Boateng, Joel Matip und Adam Szalai (v.l.n.r.) sind enttäuscht
Die Schalker boten eine schwache Leistung bei der 0:1-Niederlage gegen Gladbach. Kevin-Prince Boateng, Joel Matip und Adam Szalai (v.l.n.r.) sind enttäuscht

Müde Schalker: Parolen für Platz 3

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Gelsenkirchen - "Jetz geht datt umme Wurst" hatte Schalkes Stadionmagazin in einer Kolumne in bestem Ruhrpott-Deutsch vor dem Spiel gegen Gladbach verkündet. Von der Vizemeisterschaft war dort noch die Rede, dem "Entrecote unter den Fleischstücken, schwer saftich."

"Haben es noch in eigener Hand"

90 Minuten später sieht die Realität anders aus. Maximal noch Schnitzel ist nach der bitteren 0:1-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach angesagt, um im Bild zu bleiben. Platz zwei und damit der ungeliebte Erzrivale aus Dortmund sind nicht mehr zu erreichen. Und selbst um Platz 3 und die sicher geglaubte Teilnahme an der Champions League muss Schalke auf einmal wieder zittern.

Mit Durchhalteparolen versuchen die Königsblauen nun zu retten, was noch zu retten ist, und verbreiten dabei den Eindruck größtmöglicher Gelassenheit. "Wir haben es noch in eigener Hand", stellten Roman Neustädter und Horst Heldt nach der zweiten Niederlage in Folge trotzig fest. Leon Goretzka gab sich "zuversichtlich, dass es wieder besser wird". Und Julian Draxler empfahl kämpferisch, "die Kräfte zu bündeln und wieder drei Punkte einzufahren".

Von einer tiefer gehenden Analyse der aktuellen Problematik sah zumindest offiziell auch Schalkes Trainer ab. "Es sind noch sechs Punkte zu vergeben, wir sind noch gut im Rennen um Platz drei", versuchte sich Jens Keller in Optimismus. Ihm dürfte aber kaum verborgen geblieben sein, dass der Trend zurzeit nicht der Freund seiner Mannschaft ist. Nach wochenlang guten Auftritten ging zuletzt weder spielerisch noch kämpferisch viel zusammen bei Schalke. (Schafft Schalke die direkte CL-Qualifikation?)

Auch gegen Gladbach wirkten die Knappen trotz aller Bemühungen teils einfallslos, teils lethargisch. Die Spieler pendelten irgendwo zwischen Kraftlosigkeit und Unkonzentriertheit. Während junge Kräfte wie Max Meyer oder Kaan Ayhan schlicht eine Pause gebrauchen könnten, tauchen geforderte Leistungsträger wie Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler zunehmend ab. "Wir haben in die Spiele in der Rückrunde sehr viel Energie gesteckt. Das fehlt uns im Moment etwas", versuchte sich Klaas-Jan Huntelaar in einer Erklärung.

Müden Schalkern geht die Puste aus

Eine "gewisse Müdigkeit" hat auch Jens Keller ausgemacht, wollte dies aber nicht als Entschuldigung für den Auftritt gegen Gladbach gelten lassen.

Horst Heldt bemühte sich ebenfalls, der Mannschaft kein Alibi in Sachen Müdigkeit an die Hand zu geben. "Wir haben noch genügend Benzin", versicherte der Sportvorstand mit Nachdruck und versuchte parallel, die Mannschaft an ihre Stärken zu erinnern. Lange habe man "auf hohem Niveau gespielt", an eben diese Qualitäten solle man sich erinnern und daran anknüpfen. (Alle Ergebnisse der Schalker)

Bei den Spielern allerdings geht es im Endspurt wohl nicht mehr darum, spielerische Qualitäten abzurufen. "Wir müssen vorne die Tore machen und hinten keinen reinlassen", brach Neustädter die Vorgehensweise beim SC Freiburg und in der letzten Partie gegen den 1. FC Nürnberg auf eine ganz einfache Formel herunter. "Wie wir das machen, ist egal. Jetzt kommt es nur noch auf das Ergebnis an."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte