Olaf Thon sieht Deutschland in der Favoritenrolle
Olaf Thon sieht Deutschland in der Favoritenrolle

Olaf Thon: "Deutschland ist haushoher Favorit"

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Köln - Olaf Thon hat recht behalten. Der Weltmeister von 1990 war schon vor dem Turnier sehr optimistisch und traute der deutschen Mannschaft den WM-Titel zu. Nun steht Deutschland im Endspiel und trifft dort wie vor 24 Jahren auf Argentinien. Im Interview mit bundesliga.de vergleicht die Schalker Legende die Situation von damals und heute und sieht Deutschland eindeutig in der Favoritenrolle.

bundesliga.de: Herr Thon, im Finale der Weltmeisterschaft trifft Deutschland auf Argentinien. Wie schätzen Sie die Finalisten ein?

Olaf Thon: Deutschland ist ein absolut würdiger Finalteilnehmer. Ich hätte lieber gegen Holland gespielt, obwohl es höchstwahrscheinlich schwieriger geworden wäre. Nach dem 7:1 gegen Brasilien sind wir der Goliath, der nun gegen David Argentinien spielt.

bundesliga.de: Zuletzt standen sich die beiden großen Fußballnationen vor 24 Jahren in einem Finale gegenüber. Sie waren damals dabei. Sehen Sie Parallelen zum Sommer 1990?

Thon: Die sind sicher da. Damals stand bei Argentinien um Diego Maradona herum eine Mannschaft auf dem Platz, die nur defensiv gespielt und nur einmal auf unser Tor geschossen hat. Ähnlich sehe ich die Partie jetzt. Ich erwarte, dass sich die Argentinier um Lionel Messi einigeln, mit zwei Viererketten spielen und vorne auf Messi und Higuain hoffen werden. Sie werden versuchen, den einen Geniestreich anzubringen.

bundesliga.de: Wie sind diesmal die Rollen verteilt? Ist Deutschland der große Favorit?

Thon: Wir sind sogar haushoher Favorit. Die einzige Chance, die Argentinien hat, ist, sich ins Elfmeterschießen zu retten. Ich bin weiterhin Optimist und denke, dass wir das Spiel klar gewinnen werden. Mein Tipp lautet 3:0 für Deutschland. Wir können uns nicht einmal selbst schlagen, weil wir bärenstark fokussiert sind und auf den Punkt fit sind. Eigentlich kann nur noch eine Grippe, die alle Spieler überkommt, den Argentiniern in die Karten spielen.

bundesliga.de: Ihnen muss als Schalker im Halbfinale gegen Brasilien das Herz aufgegangen sein, als zwischenzeitlich mit Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler vier Spieler, die aus der Schalker Jugend hervorgegangen sind, auf dem Platz standen.

Thon: Darüber habe ich mich tatsächlich sehr gefreut. Leider spielen aktuell nicht mehr alle auf Schalke. Benedikt Höwedes ist bei dem Turnier wie Phoenix aus der Asche auferstanden. Er ist ein fester Bestandteil in der Mannschaft von Joachim Löw. Jetzt weiß man auch, warum ihn der Bundestrainer mitgenommen hat, obwohl er sich am Anfang mit Verletzungen schwer getan hat. Seine Leistungen sind phänomenal, davor kann man nur den Hut ziehen.

bundesliga.de: Nicht nur mit der Aufstellung von Benedikt Höwedes hat der Bundestrainer alles richtig gemacht. Wie bewerten Sie seine Arbeit?

Thon: Joachim Löw ist für mich der Champion schlechthin. Er hat in der Abwehr mit vier Innenverteidigern begonnen und dann erkannt, wie wichtig es ist, Philipp Lahm in die Viererkette zurückzuziehen, um das Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Toni Kroos funktionieren zu lassen. Er hat Miroslav Klose gebracht, an Mesut Özil festgehalten. Joachim Löw ist für mich mit seinem Team der Winner.

bundesliga.de: Wer ist Ihr Spieler des Turniers?

Thon: Trotz eines Thomas Müller, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira oder Mats Hummels ist für mich der weltbeste Torhüter mein Spieler des Turniers. Manuel Neuer gibt dem Ganzen die Stabilität. Seine Mitspieler wissen ganz genau, dass auch wenn sie einmal vorne Schwierigkeiten haben, hinten nichts passiert.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski