Mario Gomez (l.) hat schon drei Treffer auf seinem Konto, Lukas Podolski muss da noch nachlegen
Mario Gomez (l.) hat schon drei Treffer auf seinem Konto, Lukas Podolski muss da noch nachlegen

Ohne Rechenspiele ins Viertelfinale

xwhatsappmailcopy-link

Gdansk - Samstagvormittag, Gdansk, kurz vor dem Abflug nach Lwiw. Auch Oliver Bierhoff hat von Reisen in die Ukraine vorerst genug hat. "Wichtig ist", erklärt der Manager der Nationalmannschaft, "dass wir Gruppenerster werden und dann unser Viertelfinale in Danzig bestreiten."

DFB-Team noch nicht durch

Gdansk - das ist buchstäblich vor der Haustüre, zum Halbfinale nach Warschau wäre es auch nicht allzu weit. Zum Endspiel nach Kyiw, Ukraine, das lässt sich eh' nicht beeinflussen. Aber dann wieder gerne einrichten.



Aber so weit wollen sie beim Deutschen Fußball-Bund nicht denken vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Dänemark am Sonntagabend in Lwiw (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker). Nach den Siegen gegen Portugal (1:0) und die Niederlande (2:1), sagt Bierhoff, sei man zwar "gefühlt qualifiziert gewesen, aber auch schnell wieder von der Realität eingeholt worden". Er warnte deshalb vor den unberechenbaren Dänen, die Deutschland noch aus dem Turnier werfen könnten - je nach Ausgang des anderen Gruppenspiels Portugal gegen Niederlande.

Von derartigen Rechenspielen will auch Joachim Löw nichts wissen. Gegen Dänemark nicht verlieren ist gleich "Heim"-Viertelfinale in Danzig - diese einfache Formel hat der Bundestrainer seiner Mannschaft eingehämmert. Denn durch ein Heim-Viertelfinale in Danzig würde zugleich auch im Falle des Halbfinaleinzugs eine weitere Reise in die Ukraine (Donezk) vermieden.

"Wir haben es selbst in der Hand, alles klar zu machen. Der Gruppensieg wäre wichtig, weil wir dann in Danzig bleiben können", sagte Löw, betonte aber auch: "Wir brauchen erst noch einen Punkt gegen die Dänen". Mit einem Sieg könnte die DFB-Auswahl nebenbei sogar noch eine historische Bestmarke aufstellen: Noch nie seit der Einführung des Gruppenmodus 1980 hat eine deutsche Nationalmannschaft eine EM-Vorrunde mit drei Siegen abgeschlossen. "Wir denken nicht an Rekorde, für uns zählt nur der Gruppensieg", versicherte Bierhoff jedoch.

Ein Punkt soll mindestens her



Auch für die Spieler sind solche Details oder Rechenspiele nicht wichtig. Für sie zählt nur das Weiterkommen. Mario Gomez, mit drei Treffern bislang der herausragende Akteur im deutschen Team, sieht in der Gruppen-Konstellation sogar einen besonderen Reiz: "Ich finde es gut, dass wir uns nicht ausruhen können. Wir wissen, dass wir noch einen Punkt brauchen. Diesen Punkt wollen wir uns unbedingt holen, wir wollen auch das letzte Spiel in der Gruppe gewinnen", sagte der Münchner und warnte: "Wir haben noch gar nichts erreicht."

Dass noch etwas schiefgehen könnte, davon geht zumindest Kapitän Philipp Lahm nicht aus: "Wir haben eine hervorragende Ausgangsposition. Wir können mit einem Punkt alles klar machen, das wollen und das werden wir uns nicht entgehen lassen." Lukas Podolski, der am Sonntag sein 100. Länderspiel bestreiten könnte, ergänzte: "Wir wollen auch das dritte Spiel gewinnen, dann müssen wir nicht rechnen."

"Alles abrufen und sehr aufpassen"



Unterdessen warnte Mesut Özil in mehreren Zeitungsinterviews vor Selbstgefälligkeit. "Ich bin ja auch stolz auf die Mannschaft. Andere Teams wie England, Italien, Spanien und die Niederlande haben keine sechs Punkte nach zwei Spielen. Wir haben zwei Topnationen besiegt. Trotzdem benötigen wir noch einen Punkt, um sicher im Viertelfinale zu sein. Darum werde ich mich jetzt nicht hinstellen und jubeln, wie gut wir doch sind. Gegen Dänemark müssen wir wieder alles abrufen und sehr aufpassen", sagte der Spielgestalter von Real Madrid.

Mit welchem Personal Löw gegen die Dänemark antritt, war auch am Samstag offen. Löw meinte auf der Pressekonferenz in Lwiw: "Ich weiß, dass dieses Spiel unglaublich schwierig wird. Spieler zu schonen, wenn es um sehr viel geht, ist nicht möglich. Wenn ich einen anderen Spieler bringe, dann weil ich denke, dass diese Entscheidung für unsere Mannschaft und für unsere Spielweise gut ist. Wenn es eine Änderung gibt, dann aus Überzeugung."

Mehrere Varianten für die Rechtsverteidiger-Position



Klar ist, dass der gesperrte Jerome Boateng auf der rechten Abwehrseite der Viererkette ersetzt werden muss. Favorit ist Lars Bender, auch wenn Löw weitere Varianten ins Gespräch brachte. "Philipp Lahm könnte nach rechts, dafür Marcel Schmelzer links spielen. Auch eine Dreierkette und eine andere offensive Anordnung wäre möglich, weil Dänemark sehr defensiv spielt", sagte er und ließ damit erneut Raum für Spekulationen. Benedikt Höwedes, vor Turnierbeginn neben Boateng für diese Position vorgesehen, wäre eine weitere Option.

Offen ließ die sportliche Leitung auch, ob Podolski (27) gegen die Dänen sein Jubiläum feiert. "Er wird mit Sicherheit die 100 Länderspiele vollbekommen, ob schon im nächsten Spiel müssen wir abwarten", sagte Löw-Assistent Hansi Flick. "Prinz Poldi" und WM-Torschützenkönig Thomas Müller hatten trotz des optimalen EM-Starts der DFB-Auswahl Kritik einstecken müssen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Dänemark: Andersen - Jacobsen, Kjaer, Agger, Simon Poulsen - Kvist, Jakob Poulsen - Mikkelsen, Eriksen, Krohn-Dehli - Bendtner. Trainer: Olsen

Deutschland: Neuer - Bender, Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Müller, Özil, Podolski - Gomez. Trainer: Löw

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)