In dieser Saison spielt Philipp Lahm (M.) auf der linken Seite wieder zusammen mit Franck Ribery (r.)
In dieser Saison spielt Philipp Lahm (M.) auf der linken Seite wieder zusammen mit Franck Ribery (r.)

"Offensiv habe ich links mehr Möglichkeiten"

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Wolfsburg - 90. Minute in der Volkswagen Arena. Zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München steht es 0:0. Florian Steuer, der Vierte Offizielle, stellt auf seiner Anzeige-Tafel gerade die Nachspielzeit ein, da trifft Luiz Gustavo aus der zweiten Reihe zum 1:0-Erfolg für den deutschen Rekordmeister.

"Ich hatte mich nach dem Spielverlauf bereits mit dem Remis abgefunden", verriet nach dem Schlusspfiff Bayern-Manager Christian Nerlinger.

Da war er wieder, der berühmte "Bayern-Dusel", ein laut Wikipedia " in Deutschland verbreiteter Fußball-Mythos". Oder ist es doch das Quäntchen Selbstbewusstsein, das den deutschen Rekordmeister bis zum Abpfiff an eine Sieg-Chance glauben lässt?

"Es spielt keine Rolle, was das ist. Wichtig ist, dass wir drei Punkte geholt haben", meinte Philipp Lahm. "Mia san mia", die Philosophie des Rekordmeisters, war auf seinem T-Shirt zu lesen, als er sich nach der Partie den Fragen der Journalisten stellte.

bundesliga.de: Herr Lahm, wie haben Sie das Spiel der Mannschaft gesehen?

Philipp Lahm: Wir haben uns am Anfgang sehr schwer getan. In der zweiten Halbzeit waren wir dann klar überlegen und haben mehr Torchancen herausgespielt. Daher glaube ich auch, dass wir verdient gewonnen haben, auch wenn es am Ende ein wenig glücklich war.

bundesliga.de: Woran lag es, dass die Mannnschaft so lange gebraucht hat, ins Spiel zu kommen? Fehlte nach der Niederlage gegen Mönchengladbach ein wenig das Selbstvertrauen?

Lahm: Selbstvertrauen gibt es sicher nicht, wenn man das erste Spiel verliert. Daher war der Sieg heute wichtig. Jetzt können wir beruhigt ins Spiel zuhause gegen den FC Zürich gehen. Danach kommt der Hamburger SV. Es besteht die Möglichkeit, dass der Start in die Saison doch noch ein guter wird, wenn wir diese Spiele gewinnen.

bundesliga.de: Zumal Borussia Dortmund auch verloren hat. Was erwarten Sie von der Saison?

Lahm: Das wird man sehen. Es sind gerade mal zwei Spiele gespielt, das hat überhaupt noch keine Aussagekraft.

bundesliga.de: Den 1:0-Endstand in der Nachspielzeit. Ist das der berühmte Bayern-Dusel oder zeichnet es die Mannschaft einfach aus, bis zum Schluss an sich und den Erfolg zu glauben?

Lahm: Es spielt keine Rolle, was das ist. Wichtig ist, dass wir drei Punkte geholt haben, auch wenn es kein gutes Spiel war.

bundesliga.de: Aber die Erleichterung war doch groß. Bis auf Manuel Neuer lagen alle Spieler auf dem Torschützen Luiz Gustavo - und das in der Coaching-Zone von Ex-Trainer Felix Magath.

Lahm: Das stimmt, dass die ganze Mannschaft gejubelt hat, weil wir wissen, wie wichtig diese drei Punkte waren. Dass es in der Coaching-Zone von Felix Magath war, war reiner Zufall.

bundesliga.de: Hat auch das tolle Länderspiel mit dem Bayern-Block gegen Brasilien einen Teil zum Erfolg beigetragen?

Lahm: Nein, am Ende eher müde Beine...

bundesliga.de: 60 Prozent Ballbesitz, gerade mal 10:8 Torschüsse. Das Spiel des FC Bayern erinnert noch sehr an vergangene Saison...

Lahm: Das stimmt. Letztes Jahr haben wir viel auf Ballbesitz gespielt, ähnlich wie jetzt. Ballkontrolle ist immer wichtig, aber man muss auch phasenweise schnell spielen. Da müssen wir wieder hin, daran müssen wir arbeiten und daran werden wir arbeiten. Das schnelle Umschalten nach vorne, wenn wir Raum haben, das muss besser funktionieren.

bundesliga.de: Letzte Saison noch rechter Verteidiger, jetzt links. Wo liegt der Unterschied mit Arjen Robben oder Franck Ribery zusammenzuspielen?

Lahm: In erster Linie ist es für mich ein Unterschied ob ich links spiele oder rechts, weniger mit wem. Es sind ja nicht nur Robben oder Ribery. Ich fühle mich defensiv rechts wohler als links, offensiv habe ich links mehr Möglichkeiten als rechts.

Jürgen Blöhs