Christian Fuchs (l.) und Schalke 04 unterlagen im Hinspiel den Stuttgartern sang- und klanglos mit 0:3
Christian Fuchs (l.) und Schalke 04 unterlagen im Hinspiel den Stuttgartern sang- und klanglos mit 0:3

Offene Rechnungen und Bewährungsproben

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München - Christian Fuchs erinnert sich mit Grauen an den 1. Spieltag. Nach einer guten Vorbereitung und mit großen Ambitionen wollte Schalke mit einem "Dreier" in die neue Saison starten - und bekam in Stuttgart mit 0:3 eine richtige "Packung". In 29 Pflichtspielen dieser Spielzeit hat Schalke nie höher verloren. "Wir haben mit Stuttgart noch eine Rechnung offen", sagt der Österreicher vor dem Rückspiel am Samstag. Und auch der VfB brennt nach drei sieglosen Spielen vor dem Jahreswechsel darauf, dass es endlich wieder losgeht.

In den weiteren Spielen am Samstagnachmittag treten die runderneuerten Wolfsburger gegen die Kölner um ihr neues, altes Traumsturmduo an. Nürnberg hat - in seinem 1000. Bundesliga-Spiel - die Hertha mit Neu-Coach Michael Skibbe zu Gast und Holger Stanislawskis Hoffenheim empfängt stark ersatzgeschwächte Hannoveraner. Außerdem treffen sich Freiburg und Augsburg zum Abstiegsduell 18. gegen 17. (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio).

"Das Kribbeln ist schon seit einigen Tagen wieder da. Wir alle fiebern dem Anpfiff gegen Stuttgart entgegen" - Schalkes Christian Fuchs kann den Anpfiff zur Rückrunde ebenso kaum noch erwarten wie sein Coach. "Die Pause war lang genug, es kann wieder losgehen!", meint Huub Stevens, der mit seinem Team im Trainingslager in Doha eine "gute und harte" Vorbereitung absolviert hat. Diese soll jetzt in einen Auftakterfolg umgemünzt werden. "Wenn du mit einem Sieg startest, geht vieles einfacher. Wir gehen mit viel Selbstvertrauen, aber keinesfalls überheblich in die Partie. Das wäre falsch", warnt er. Mit dem VfB hat sich das Schalker Trainerteam intensiv auseinander gesetzt. "Stuttgart ist stark bei Standards und gefährlich bei Kontern, da müssen wir aufpassen." Personell muss Schalke auf die Mittelfeldspieler Jefferson Farfan (Trainingsrückstand), Jermaine Jones (Rotsperre) und Lewis Holtby (Syndesmoseverletzung) verzichten. Im Angriff erhält Neuzugang Chinedu Obasi wohl den Vorzug vor Teemu Pukki.

"Es ist in jeder Pause das gleiche, die Vorbereitung ist schön und gut, aber am meisten freue ich mich, wenn es wieder losgeht", erklärt VfB-Coach Bruno Labbadia vor dem Rückrundenauftakt: "Die Mannschaft hat sehr gut gearbeitet und alle Spieler haben voll mitgezogen." Bis auf die drei Teilnehmer am Afrika-Cup (Arthur Boka, Ibrahima Traore und Mamadou Bah) sowie Christian Gentner (Hüftbeuger gezerrt) und Timo Gebhart (Verletzung im Bauchmuskelbereich), stehen dem 45-Jährigen alle Spieler zur Verfügung. "Aber mit Gotoku Sakai haben wir auch eine gute Alternative dazubekommen", sagt Labbadia. Und er kann auf Shinji Okazaki zurückgreifen, der seine Verletzung so gut wie überstanden hat. Labbadia nimmt seine Offensivabteilung in die Pflicht: "Von unseren Stürmern muss mehr kommen, das habe ich ihnen gesagt. Sie selbst sind aber auch unzufrieden mit ihrer Leistung", weiß Labbadia. Fünf VfB-Stürmertore sind absolutes Ligaminus, Schalke steht in dieser Statistik mit 23 Treffern an der Spitze. "Vor allem im vorderen Bereich ist Schalke sehr gut besetzt mit Spielern wie Raul, Huntelaar, Baumjohann oder Obasi", sagt der VfB-Trainer. Wechselgerüchten von Zdravko Kuzmanovic erteilt er eine Absage: "Es besteht keine Intention, ihn abzugeben. Er war auch zuletzt im Trainingslager in der Zentrale ein Aktivposten", erklärt er. Eine äußerst positive Nachricht vermeldete Stuttgart noch am Freitag: Sportdirektor Fredi Bobic (vier Jahre) und Keeper Sven Ulreich (fünf) verlängerten ihre Verträge vorzeitig und langfristig.

Mit frischem Personal gehen die "Wölfe" an den Start und wollen gegen den 1. FC Köln genau dort weitermachen, wo sie beim Heimsieg gegen den VfB Stuttgart aufgehört haben. Wen seiner acht Neuen VfL-Trainer Felix Magath direkt Bundesliga-Luft schnuppern lassen wird, ist noch offen. Nicht alle seien auf dem gleichen Fitnessstand, sagt Magath: "Allerdings gibt es auch solche, die trotzdem schon in der Lage sind, zu spielen." Der Einsatz von Ricardo Rodriguez, Felipe Lopes, Vieirinha, Petr Jiracek und Giovanni Sio gilt als wahrscheinlich. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir ein besseres Offensivspiel zeigen können, als es in der Vorrunde der Fall war", meint Magath, warnt aber auch vor den Kölnern: "Der Gegner hat mit Podolski und Novakovic zwei Top-Stürmer in seinen Reihen. Insofern wird Köln eine offensivstarke Mannschaft aufbieten. Und da auch wir nach vorne spielen wollen, sollten die Zuschauer am Samstag auf ihre Kosten kommen." Fehlen wird einzig Toptorjäger Mario Mandzukic (Lungenverletzung).

Beim FC dürfen sich die Fans auf die Rückkehr des Duos Milivoje Novakovic und Lukas Podolski freuen. "Nova hat gut trainiert und trotz längerer Pause seinen Torinstinkt nicht verloren. Lukas ist körperlich topfit, auch wenn er zuletzt keine Spielpraxis hatte", sagt FC-Coach Stale Solbakken. Zuletzt stürmten die beiden in der Bundesliga im vergangenen Oktober gemeinsam. Ebenfalls im Fokus steht Sascha Riether, der mit dem VfL 2009 die Meisterschaft holte und vor der Saison zum FC wechselte. "Das wird bestimmt ein bisschen komisch, sich in der Gästekabine umzuziehen. Ich freue mich auf die Fans und die alten Kumpel", sagte er dem "Kicker". Trotz der guten Vorbereitung ("Wir sind jetzt taktisch gefestigter") warnt der Vizekapitän vor zu viel Träumerei beim Tabellenzehnten: "Ein bisschen Optimismus ist okay, aber man sollte nicht zu euphorisch sein." Dem FC fehlen Henrique Sereno (Gelbsperre), Ammar Jemal (Afrika-Cup) und Kevin McKenna (Magen-Darm-Virus). Kevin Pezzoni muss daher verteidigen. Martin Lanig bildet mit Riether wohl die Doppelsechs, Mato Jajalo droht die Bank.

Jubiläum zum Rückrundenstart: Die Partie ist das 1.000. Bundesliga-Spiel für Nürnberg, noch dazu gegen den gleichen Gegner wie am allerersten Bundesliga-Spieltag am 26. August 1963. Nur 13 Teams haben diese Marke geknackt. Beide Teams waren im Trainingslager in Belek, wobei FCN-Coach Dieter Hecking mit dem 4-4-2 ein neues System einstudieren ließ. Für Samstag sei es eine "Option", wie Hecking meint. Allerdings plagen den Coach einige Personalprobleme. Von den beiden Neuzugängen Hanno Baltisch und Adam Hlousek kann nur Letzterer auflaufen. Balitsch fehlt dem "Club" ebenso wie Timm Klose (beide Muskelfaserriss), Javier Pinola, Juri Judt (beide Aufbautraining) sowie die gesperrten Timothy Chandler und Markus Feulner. Pelle Nilsson und Mike Frantz sind noch fraglich. Immerhin sei positiv, sagt Hecking, "dass sich in der laufenden Trainingswoche nicht noch ein weiterer Akteur verletzt hat." Jens Hegeler wird aufgrund der vielen Ausfälle rechts verteidigen. "Jens hat auf dieser Position schon Erfahrung", erklärt Hecking. Gegen die Hauptstädter hatte Nürnberg zuletzt viel zu feiern: Fünf der letzen sechs Duelle gingen an die Franken, auch das Hinspiel mit 1:0.

Eben dieses 1:0 bezeichnet Herthas Mittelfeldspieler Andreas Ottl als "unser schrecklichstes Spiel in dieser Saison." Dem verpatzten Auftakt folgte für einen Aufsteiger dann aber eine sehr respektable Hinrunde, die jetzt fortgesetzt werden soll. "Das ist machbar in Nürnberg und außerdem wollen wir eine andere Leistung zeigen als am 1. Spieltag", sagt Ottl. Sein Trainer Michael Skibbe hält nicht viel davon, zurückzublicken: "Weil es ganz verkehrt wäre, daraus irgendwelche Rückschlüsse auf das Spiel zu ziehen." Herthas Ziele seien unverändert: "Wir wollen den Klassenerhalt sichern und das Pokalfinale in Berlin erreichen." Mit dem Trainingslager war Skibbe zufrieden: "Die Mannschaft hat sehr engagiert und gut trainiert", lobt er. Die Berliner haben allerdings einige Ausfälle zu beklagen. Mit Mike Franz und Kapitän Andre Mijatovic fallen gleich zwei Defensivspezialisten aus, zudem fehlt der gesperrte Raffael. Nikita Rukavytsya (Wadenprellung) ist mehr als fraglich. Christian Lell wird deshalb die Kapitänsbinde tragen, Christoph Janker in der Innenverteidigung auflaufen.

Nach der Winterpause geht es bei 1899 Hoffenheim traditionell bergab. Unvergessen bleibt die Rückrunde 2009, die das Team als Herbstmeister begann und sich am Ende auf Platz 7 wiederfand. In den Köpfen der aktuellen Mannschaft sei dies allerdings nicht, erklärte Kapitän Andreas Beck: "Es ist eher ein Thema medialer Art. Darüber hinaus haben wir einen neuen Trainer, auch die Mannschaft hat sich verändert. Ich bin überzeugt, dass wir in diesem Jahr eine bessere Rückrunde spielen werden", erklärt Beck. Sorgen bereitet bei den Kraichgauern eher der Ausfall der Stamm-Innenverteidigung. Marvin Compper und Isaac Vorsah fehlen rotgesperrt. Als Ersatz gilt Jannik Vestergaard als gesetzt, neben ihm läuft wohl Daniel Williams auf. Hannover bezeichnet Beck als "äußerst unangenehmen Gegner. Sie verteidigen gut und sind nach dem Ballgewinn innerhalb weniger Sekunden am gegnerischen Strafraum. Darauf müssen wir gefasst sein." Der Außenverteidiger erinnert sich: "Im Hinspiel hatten wir sie gut im Griff und haben uns durch dumme Fehler selbst geschlagen." Im Hinspiel siegte Hannover durch ein kurioses Freistoßtor von Schlaudraff.

Derweil hat 96 aktuell mit großen Personalsorgen zu kämpfen. "Wir können nicht aus den Vollen schöpfen", so Trainer Mirko Slomka. Aber das ist noch deutlich untertrieben: Mit Christian Schulz (Muskelfaserriss in der Wade), Sergio Pinto (Rückenprobleme, die in die Wade ausstrahlen), Henning Hauger (Leisten-OP), Carlitos (Knieprobleme) und Leon Andreasen (Reha) stehen fünf Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Fraglich ist, ob Manuel Schmiedebach (Verhärtung der Oberschenkelmuskulatur) und Jan Schlaudraff (grippaler Infekt) spielen können. Besonders die Häufung von kleineren muskulären Problemen irritiert uns", sagt Slomka. Auch Didier Ya Konan und Karim Haggui (beide Afrika-Cup) fehlen. Kommt es also hart auf hart, fehlen Slomka neun Spieler. Doch es gibt auch einen Lichtblick. Mohammed Abdellaoue, mit neun Treffern Top-Scorer der "Roten", ist wieder einsatzbereit. Mit einem Zähler wäre der 96-Übungsleiter zufrieden, sagt aber auch: "Auswärts müssen wir unsere Qualität erhöhen, sechs Punkte sind zu wenig."

Fünf Punkte liegen die Freiburger derzeit hinter einem Nichtabstiegsplatz, drei hinter dem Relegationsrang 16. Bei einer weiteren Niederlage gegen die Augsburger wären es bereits fünf Punkte auf Tabellenplatz 17. "Die Mannschaft hat in der Hinrunde einfach zu viele Spiele verloren. Vieles ist unglücklich gelaufen. Wir müssen jetzt ganz eng zusammenrücken und gegen Augsburg gleich punkten", sagt der bisherige Assistent Christian Streich, der in der Winterpause die Nachfolge des glücklosen Marcus Sorg als Cheftrainer antrat: "Wir müssen unsere gute Trainingsarbeit jetzt auch in den Spielen umsetzen. Wenn wir das nicht schaffen, dann haben wir keine Chance auf den Klassenerhalt." Im Kampf um das sportliche Überleben fehlt den Freiburgern in der Rückrunde Torjäger Papiss Demba Cisse, der unter der Woche zu Newcastle United wechselte. "Den Weggang von Papiss können wir nicht kompensieren. Wir können nur versuchen, diese Situation als Team aufzufangen", sagt Streich. Als Ersatz holte der SC Sebastian Freis vom 1. FC Köln, muss aber in Garra Dembele (Afrika-Cup) auf einen weiteren Angreifer verzichten. Zudem hat Streich mit Personalproblemen zu kämpfen. Definitiv ausfallen werden der neue Kapitän Julian Schuster, Mensur Mujdza und Oliver Barth. Von den Freiburger Neuzugängen werden Fallou Diagne und Michael Lumb in der Startelf erwartet.

Der direkte Konkurrent FC Augsburg bleibt vor dem ersten Endspiel im Tabellenkeller der Bundesliga ganz gelassen. "Freiburg hat viel mehr Druck. Wenn du zuhause nicht gegen den Vorletzten gewinnst, gegen wen dann? Wenn wir gewinnen, dann wäre das ein Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt", sagte Augsburgs Manager Andreas Rettig vor dem Spiel des Aufsteigers beim Sport-Club. Allerdings kann der FCA noch nicht auf Neuzugang Jan Moravek bauen, der an einer Oberschenkelverletzung leidet. FCA-Coach Jos Luhukay hofft aber dennoch auf einen glänzenden Start: "Es wäre fantastisch, wenn wir gleich zu Beginn einen Sieg einfahren könnten, durch den wir uns etwas Luft zu Platz 18 verschaffen könnten." Neben Moravek stehen Luhukay auch die verletzten Dawda Bah, Axel Bellinghausen und Edmond Kapllani sowie die für den Afrika-Cup nominierten Nando Rafael und Mohamed Amsif nicht zur Verfügung. Auch wenn der Abstiegskampf erst im Frühjahr entschieden wird, hat Manager Rettig eine klare Vorgabe an die Mannschaft. "Wir wollen aus den ersten vier Spielen mehr Punkte holen als in der Hinrunde", sagte er. Im Sommer waren es zwei.