Sahin wie man ihn kennt: Der Stratege gibt bei einem Eckball vom Pfosten aus Anweisungen - © © gettyimages / PATRIK STOLLARZ
Sahin wie man ihn kennt: Der Stratege gibt bei einem Eckball vom Pfosten aus Anweisungen - © © gettyimages / PATRIK STOLLARZ

Werder Bremens Nuri Sahin: "Das war eine sehr reife Leistung!"

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Gelsenkirchen - Mit dem 2:0-Auswärtssieg beim FC Schalke 04 hat sich der SV Werder Bremen in der Spitzengruppe der Bundesliga festgesetzt. Wichtiger als die Platzierung ist Nuri Sahin aber die Punktausbeute und die Entwicklung der Mannschaft, macht der Mittelfeldstratege im Interview deutlich. Nach der Partie sprach Sahin über eine reife Leistung, Stabilität und Selbstbewusstsein – und erklärte, warum er sich als bekennender Dortmunder trotzdem nicht als Derbysieger fühlt.

"Das Spiel zeigt unsere Souveränität und Stabilität"

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Frage: Nuri Sahin, Glückwunsch zum Auswärtssieg! Wie beurteilen Sie die Leistung von Werder?

Nuri Sahin: Es war in der zweiten Halbzeit eine sehr reife Leistung von uns. Da haben wir gut dagegen gehalten. Und wir hatten Phasen, in denen wir dann auch guten Fußball gespielt haben. Das war schon cool, es hat Spaß gemacht. Und es war für uns ein riesiger Entwicklungsschritt.

Frage: In der ersten Hälfte hat sich Bremen allerdings zunächst sehr schwer getan.

Sahin: Wenn wir ins Rollen kommen, dann können wir sehr gut kicken. Aber dieses Mal war es wichtig, in den ersten 35, 40 Minuten andere Lösungen zu finden. Ich musste mich nach hinten fallen lassen, damit wir vernünftig herausspielen können. Als wir mehr über die Außenverteidiger gespielt haben, haben wir auch Max Kruse besser ins Spiel bekommen. Dann sind wir auch gefährlicher geworden.

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Frage: War Max Kruse neben dem Doppeltorschützen Maximilian Eggestein der entscheidende Faktor?

Sahin: Ich denke, dass gegen Schalke elf bis 14 sehr gute Werder-Spieler auf dem Platz standen. Weder Maxi Eggestein noch Max Kruse hat das Spiel alleine gewonnen. Ich glaube, dass es eine komplette Leistung von uns allen war. Dass beide für uns enorm wichtig sind, darüber müssen wir natürlich nicht reden. Wenn vor allem Max an den Ball kommt, dann kommen wir auch ins Rollen. Aber das müssen wir eben auch erstmal hinbekommen. Nach rund einer halben Stunde haben wir das ordentlich gemacht.

Frage: Ist die Abgeklärtheit im Spiel auch Ergebnis des Selbstbewusstseins, das man in den letzten Wochen gesammelt hat?

Sahin: Das ist sicherlich auch ein Grund dafür. Aber wir haben auch die entsprechenden Charaktere in der Mannschaft. Wir haben Jungs, die ohne Ende Kilometer abreißen. Unsere Einwechslungen waren richtig gut, die Jungs sind richtig gut ins Spiel gekommen. Claudio kommt rein und macht quasi jeden Ball fest. Das hat noch einmal Stabilität gebracht. Im Moment passt es einfach bei uns. Und wir sind punktemäßig stabil, das ist auch immer wichtig. Wenn du gut spielst und keine Punkte holst, dann macht es auch keinen Spaß. Aber so ist es wirklich cool. 

Frage: Der Lohn für den Sieg ist zumindest bis Sonntagnachmittag Platz zwei in der Tabelle…

Sahin: Echt? Wer ist denn Erster? (lacht) Wie gesagt, punktemäßig ist es extrem stabil. 17 Zähler nach acht Spieltagen, das ist schon gut. Und es ist wichtig für uns, dass wir uns belohnen. Es ist auch wichtig, das als Werder Bremen wieder so in die Köpfe zu bekommen. Man muss ja ehrlich sagen, dass hier in den letzten Jahren nicht immer Sonnenschein war. Jetzt spielst du gut, du spielst auch mal schlecht – aber du holst in jedem Fall die Punkte.

Voller Einsatz im Mittelfeld: Sahin luchst Schalkes Caligiuri den Ball ab - © gettyimages / Dean Mouhtaropoulos

"Es ist ein Mix aus allem, was uns so stark macht und was uns zurzeit so weit oben hält" Nuri Sahin (SV Werder Bremen)

Frage: Ist der gute Tabellenplatz mehr als eine Momentaufnahme? Und was sagt er über Werders Leistung aus?

Sahin: Das Spiel auf Schalke zeigt unsere Souveränität und unsere Stabilität. Wir sind punktmäßig stabil, wir sind auch fußballerisch stabil. Wir spielen das Spiel auch mal so, wie es gespielt werden muss. Man kann nicht immer erwarten, dass wir alle Staffelungen finden, dass wir immer perfekt hinten rausspielen. Das Spiel muss auch mal so gespielt werden, wie es nötig ist. Schalke hat uns alles abverlangt und wir mussten andere Lösungen finden. Das ist uns gelungen.

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Frage: Sie haben die Stabilität angesprochen, die Werder zurzeit trotz der enormen Entwicklungssprünge an den Tag legt. Wie ist das zu erklären?

Sahin: Wir sind eine selbstbewusste Mannschaft, das ist sehr wichtig. Wir haben Jungs, die Fußball spielen wollen. Jungs, die auch dagegen halten wollen und auch mal die Grätsche auspacken.  Das sind alles Dinge, die nötig sind. Du kannst nicht erwarten, dass wir jetzt jeden Gegner an die Wand spielen. Daher sage ich, dass es ein Mix aus allem ist, was uns so stark macht und was uns zurzeit so weit oben hält. Jeder macht das, was nötig ist. Und jeder macht den Extraschritt, der nötig ist.

"Es war eine komplette Leistung von uns allen" Nuri Sahin (SV Werder Bremen)

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Frage: Wie sieht es denn eigentlich nach diesem Erfolg auf Schalke mit Ihrem persönlichen Gefühlsleben aus? Fühlen Sie sich als einer, der Borussia Dortmund im Herzen trägt, jetzt auch ein bisschen als Derbysieger?

Sahin: Für mich geht es um Werder Bremen. Ich sehe mich nicht als Derbysieger, weil ich jetzt Spieler von Werder bin. Alles andere wäre respektlos gegenüber meinen Mitspielern, dem Verein und allen, die mit Werder zu tun haben. Als ich mit dem BVB auf Schalke gewonnen habe, da war das wirklich sehr schön. Extrem schön sogar. Aber für Bremen war es kein Derby, sondern ein Bundesligaspiel, das gewonnen werden musste. Das haben wir geschafft – und darüber bin ich sehr glücklich.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte