Der Frust sitzt tief bei den Nürnbergern, die in Mainz die vierte Auswärtsniederlage in Folge hinnehmen müssen
Der Frust sitzt tief bei den Nürnbergern, die in Mainz die vierte Auswärtsniederlage in Folge hinnehmen müssen

"Nur 65 Minuten reichen nicht"

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Mainz - Dieter Hecking sprach von einem "richtig guten Auswärtsspiel" seiner Mannschaft. Der Trainer des 1. FC Nürnberg fügte aber hinzu. "Leider gilt das nicht für die ersten 25 Minuten, weshalb der verdient ist." Bis zu jener 25. Minute führten die Gastgeber durch Tore von Nicolai Müller (12.) und Andreas Ivanschitz (21.) schon mit 2:0. Erst danach gestalteten die Nürnberger die Partie ausgeglichen und kamen noch vor der Pause durch einen Kopfball von Innenverteidiger Per Nilsson nach einer Flanke des starken Hiroshi Kiyote zum verdienten Anschlusstreffer (40.).

Hecking hadert mit Schläfrigkeit in der Anfangsphase

"Wir müssen es schaffen, über 90 Minuten hellwach zu sein, heute waren wir nur 65 Minuten wach", analysierte Hecking. Mainz ist ja so etwas wie ein Angstgegner für die Nürnberger, schon zum siebten Mal hintereinander verloren sie ein Auswärtsspiel in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Doch dass seine Mannschaft nach dem frühen Rückstand sich steigerte, fand der Nürnberger Trainer positiv. In der Anfangsphase aber habe in den entscheidenden Szenen immer der "letzte Schritt" gefehlt.



So verlor Linksverteidiger Marvin Plattenhardt vor dem 0:1 durch Müller den wichtigen Zweikampf gegen den Torschützen. Und auch beim 2:0 setzte sich Müller im Mittelfeld energisch durch, passte auf Julian Baumgartlinger, der den Ball schließlich ungestört auf den Torschützen Ivanschitz weiterleiten konnte. "Du musst in den entscheidenden Momenten halt auch mal einen Zweikampf gewinnen", kritisierte Hecking.

In der zweiten Halbzeit wirkten die Nürnberger in diesem Kampfspiel mit zehn gelben Karten zwar gleichwertig, aber große Chancen zum Ausgleich konnten sie nicht mehr herausspielen. "Für unseren Aufwand in den letzten 65 Minuten wäre das Unentschieden sicher verdient gewesen, aber nur 65 Minuten reichen halt nicht", haderte Hecking. Das sei ein generelles Problem in Nürnberg, so der Trainer. Die vielen jungen Spieler hätten eben noch tägliche Schwankungen. Diese in den Griff zu kriegen, sei die Aufgabe.

Kuriosum um Ballitsch



In der zweiten Halbzeit hatte Hecking mit drei Einwechslungen auf einen Streich noch einmal versucht, dem Spiel eine Wende zu geben. Doch die Bemühungen fruchteten nicht, zumal sich seine Mannschaft durch leichte Abspielfehler immer wieder selbst aus dem Rhythmus gebracht hat. "Die Mainzer haben mit drei defensiven Wechseln es geschafft, die Führung über die Zeit zu retten. Am Ende spielten die ja mit drei Sechsern", analysierte Hanno Balitsch. Auch der Mittelfeldspieler sah die letzten 16 Minuten von der Bank aus zu.

Kurios: Balitsch handelte sich nach seiner Auswechslung wegen Meckerns auf der Ersatzbank seine fünfte gelbe Karte ein und wird den Franken im nächsten Spiel fehlen.

Vor dem Derby gegen den FC Bayern München am kommenden Wochenende machen Hecking also nicht nur die Schwankungen der jungen Spieler Sorgen. Viele Nationalspieler fehlen wegen der Länderspiele in der Vorbereitung auf die wichtige Partie. Hecking sagt mit leicht ironischem Unterton: "Das wird eine tolle Woche mit wenig Spielern. Das ist für uns eher ungünstig." Doch die Bayern haben das gleiche Problem.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter