Nordtveit und Kramer sind Gladbachs Laufmaschinen

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Rottach-Egern - Er ist erst 23 Jahre alt, doch für Borussia Mönchengladbach und deren Trainer Lucien Favre schon jetzt von unschätzbarem Wert. Havard Nordtveit trägt seit Januar 2011 das Trikot des fünfmaligen Deutschen Meisters und fühlt sich darin "fohlenwohl".

Den Konkurrenzkampf sieht der Norweger positiv

"Es war damals eine sehr schwere Entscheidung, Arsenal London zu verlassen, weil ich doch schon recht nah an der Stammelf dran war. Aber inzwischen kann ich sagen, dass es meine bislang beste Entscheidung war, nach Gladbach zu gehen. Ich habe mich unter Trainer Favre enorm weiterentwickelt", sagte Nordtveit im Trainingslager der Borussia in Rottach-Egern am Tegernsee.



Der Norweger spielt bevorzugt auf der Position des strategisch immer bedeutender werdenden Sechsers, kann aber auch als Innenverteidiger oder rechter Außenverteidiger einspringen, was ihm das Prädikat "besonders wertvoll" verleiht. "Der Trainer möchte flexible Spieler und ich kenne alle Positionen. Damit ist es für mich nur eine Frage der Konzentration, um meine Arbeit zu erledigen." Die aber versieht er am liebsten dann doch im defensiven Zentrum, wo er der Gladbacher Dauerläufer ist. "Mein Bruder meint immer, ich sei wie das Duracell-Häschen", sagte Nordtveit mit einem Grinsen im Gesicht.

Daher hat der im gerade einmal 1.128 Einwohner zählenden Vats geborene Nordtveit auch keinen langen Urlaub gebraucht, obwohl er im vergangenen Juni zunächst mit dem A-Nationalteam noch ein WM-Qualifikationsspiel bestritten hatte, bevor er anschließend die U21 bei der EM in Israel bis ins Halbfinale führte. Schließlich gilt es in Gladbach den Platz gegen viele Konkurrenten zu behaupten. Die Borussia verfügt auf der Sechser-Position mit Nordtveit, Granit Xhaka, Thorben Marx und Zugang Christoph Kramer über gehobene Qualität. "Hier sind wir richtig gut aufgestellt, denn alle können ganz hervorragend Fußball spielen", sagte Nordtveit, der das Gerangel um einen Stammplatz als positiv ansieht. "Du darfst dir nie sicher sein, zu spielen und dadurch holst du immer das beste aus dir raus."

Gleichwohl geht der "Wikinger" mit einem Vorsprung ins Rennen. Granit Xhaka (20) hatte in seiner ersten Saison am Niederrhein noch Schwierigkeiten, sich vom Niveau in der Schweiz an das der Bundesliga anzupassen, "Oldie" Thorben Marx (32) gilt als die solide Routinelösung und der vom VfL Bochum gekommene Christoph Kramer stellt sich freiwillig bescheiden hinten an. "Ich habe ja bislang noch kein Bundesliga-Spiel absolviert und muss mich erst an die größere Belastung gewöhnen. Also sollte ich auch zunächst mal etwas kleinere Brötchen backen."

Gladbach wollte Kramer fest verpflichten



Nach sehr intensiven und langen Einheiten im Birkenmoosstadion in Rottach-Egern hatte sich der 22-Jährige Blasen geholt, konnte aber auch sein Talent beweisen. Der Solinger ist laufstark, gut im defensiven Zweikampf und kann mit dem Ball umgehen. Mit diesen Fähigkeiten war er in der vergangenen Saison einer der auffälligsten Zweitligaspieler und so ganz möchte Kramer sein Licht dann doch nicht unter den Scheffel stellen. "Ich glaube nicht, dass mich die Borussia nur geholt hat, um den Kader aufzufüllen."

Wahrlich nicht, schließlich wollte Manager Max Eberl das Talent, das Trainer Lucien Favre als Laufmaschine bezeichnet, sogar fest verpflichten. Leverkusen aber ist sich der Qualität von Kramer bewusst, war nur zur Ausleihe bis 2015 bereit und verlängerte den Vertrag bis 2017. "Ich wäre gerne fest nach Mönchengladbach gewechselt, weil ich so natürlich in zwei Jahren erneut nicht weiß, wohin die Reise geht. Allerdings ist es natürlich auch ein Lob für mich, dass Leverkusen meinen Verkauf nicht möchte", sagte Kramer und ergänzte: "Vielleicht planen Sie mich ja in zwei Jahren als Nachfolger von Simon Rolfes ein, aber derzeit sind sie auf meiner Position gut besetzt."

Borussia Mönchengladbach allerdings auch, dennoch betonen Kramer und Nordtveit unisono, dass Konkurrenten um einen Stammplatz in erster Linie eigene Mitspieler sind. Und mit denen soll die kommende Spielzeit erfolgreich verlaufen. "Mit Raffael und Max Kruse haben wir uns in der Offensive verstärkt. Nun gilt es, die Anzahl an Gegentoren zu verkleinern", sagte Nordtveit und ergänzte: "Dann ist es vielleicht möglich, dass wir um einen Platz im Europacup kämpfen können."

Aus Rottach-Egern berichtet Thomas Schulz