Über die Niederlage gegen den BVB freute sich Huub Stevens nicht. Dafür war der Trainer des VfB Stuttgart mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden
Über die Niederlage gegen den BVB freute sich Huub Stevens nicht. Dafür war der Trainer des VfB Stuttgart mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden

Noch brennt ein kleines Lichtlein

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Stuttgart - Schwaben halten zusammen. Das muss sich wohl auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz in den Katakomben der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena gedacht haben. "Ich bin mir sicher, dass wir auch in der kommenden Saison hier sitzen werden und eine Pressekonferenz abhalten", so der gebürtige Schwabe an diesem für den VfB wieder einmal so traurigen Samstagabend. Die "Ruhe" müsse man nun behalten, ausreichend "Qualität" sei bei den Stuttgartern in jedem Fall vorhanden, so der gutgelaunte Klopp weiter. Sein Nebenan auf dem Podium, der auch aufgrund einer Erkältung schwer verschnupfte VfB-Trainer Huub Stevens, wird die netten Worte gerne vernommen haben. Nur: Damit ist es in Stuttgart schon lange nicht mehr getan.

Starkes Spiel - aber ohne Punkte

Platz 17, Abstiegsplatz, noch sechs Spiele sind zu absolvieren: In Stuttgart geht’s ans Eingemachte. "Es enttäuscht uns alle, dass wir verloren haben. Dennoch haben wir gegen Dortmund mit der Art und Weise agiert, mit der wir aus dem Tabellenkeller kommen können, nämlich mit Kampf, Kompaktheit und gegenseitiger Unterstützung", versuchte sich Stevens in Durchhalteparolen. "Die Spieler haben bravourös gekämpft." Damit hatte Stevens Recht. Dennoch: Das 2:3 gegen die anfangs fehlerhaften, später starken Dortmunder ist für die Stuttgarter ein weiterer Rückschlag im Abstiegskampf.

Dabei hatte es für den VfB so gut begonnen. Durch zwei Treffer von Christian Gentner und Martin Harnik lag der VfB nach 19 Minuten mit 2:0 in Führung und nicht wenige der 59.500 Zuschauer in der ausverkauften Arena träumten von der Sensation. Dann aber kamen die Dortmunder, erhöhten sukzessive den Druck, profitierten von einer Rote Karte samt Foulelfmeter und drehten die Partie (Analyse). Mal wieder standen am Ende für den VfB trotz starker kämpferischer Leistung null Punkte. Auch deswegen zeigte sich Präsident Bernd Wahler in der Interviewzone als Krisenmanager. "Die Leistung war mehr als in Ordnung, leider hat sich die Mannschaft am Ende nicht belohnt", so Wahler. "Kopf hoch, Brust raus" - Wahler war sichtlich bemüht, seinen Angestellten wieder neues Selbstvertrauen einzuimpfen.

Die Vorstellung gegen die Dortmunder war gut, keine Frage. Aber es gibt nun einmal auch immer wieder den anderen VfB, wie am vergangenen Spieltag bei der Niederlage in Nürnberg, als man eine desolate Leistung zeigte. "Unsere Lage ist brutal", gab auch Wahler zu, der seine Hoffnung auch auf den neuen Trainer Stevens legt. "Der Trainer hat die Mannschaft nach dem Spiel in Nürnberg erstklassig aufgebaut und zeigt immer wieder, was für ein klasse Mann er ist", so der VfB-Präsident.

Ulreich: "Es ist wie verhext"

In der Tat wirkten die Schwaben im Vergleich zum Spiel in Nürnberg komplett verwandelt. Bissig, aggressiv, zweikampfstark - so präsentierte sich der VfB gegen die Dortmunder beinahe über 90 Minuten, auch wenn immer wieder spielerische Defizite zu erkennen waren. Dennoch: Die Mannschaft lebt, ein gutes Zeichen für die kommenden Spiele. Noch brennt ein Lichtlein im Schwabenland.

Die VfB-Spieler allerdings ließen sich trotz des mutigen Auftritts nicht blenden. "Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. In der momentanen Situation zählen aber nur Punkte, deshalb bringt uns dies alles nichts", sagte Daniel Schwaab, der zuvor über die 90 Minuten mit dem dreifachen Torschützen Marco Reus alle Hände voll zu tun hatte. Torhüter Sven Ulreich, der wieder einmal eine starke Leistung ablieferte, hatte dagegen seine Probleme mit dem Schicksal: "Wir bekommen einen Elfmeter sowie einen Platzverweis. Es ist wie verhext."

Bobic: "Ein extrem wichtiger Monat wartet"

Nun also sind es noch sechs Spiele. "Auf uns wartet ein extrem wichtiger Monat", erklärte Sportvorstand Fredi Bobic. Der beginnt am kommenden Samstag mit dem Spiel gegen den SC Freiburg, gegen ein Team also, dass spätestens seit dem Sieg gegen Nürnberg vor Selbstvertrauen und neuem Mut nur so strotzt. Es spricht nicht viel für den VfB derzeit. (Stuttgarts Restprogramm)

Aber halt: Eine gute Nachricht gab es am Ende doch noch. Das Comeback von Daniel Didavi. Der machte nach langer Verletzungspause ein starkes Spiel und überzeugte über 60 Minuten mit vielen Ideen und guter Übersicht. Okay: Ein Hoffnungsschimmer, mehr nicht. Aber in Zeiten wie diesen greift man nach jedem Strohhalm. Auch im Schwabenland.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer