Chef auf dem Platz: Ilkay Gündogan (l.) beherrscht das Mittelfeld beim Dortmunder Auswärtssieg in Wolfsburg. Hier erzielt er das 2:0
Chef auf dem Platz: Ilkay Gündogan (l.) beherrscht das Mittelfeld beim Dortmunder Auswärtssieg in Wolfsburg. Hier erzielt er das 2:0

Nikolaus gegen Osterhase

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München - Seit Herbergers Zeiten wissen wir, dass ein Spiel 90 Minuten dauert, der Ball rund und das nächste Spiel immer das schwerste ist. Im Laufe der Jahre haben noch viele weitere kluge - und auch nicht ganz so kluge - Fußballweisheiten Einzug in den deutschen Wortschatz gehalten.

Vorfreude auf Dortmund gegen Bayern

Eine der schönsten und zutreffendsten Aussagen hat Uli Hoeneß im Herbst 2006 getätigt, als er nach einem Unentschieden der Bayern auf die drei Punkte Vorsprung des Tabellenführers aus Bremen angesprochen wurde: "Der Nikolaus war noch nie ein Osterhase." Wer könnte dem damaligen Bayern-Manager widersprechen? Was er damit sagen wollte, schob er noch im Klartext hinterher: "Bremen kann Weihnachten gerne oben stehen, Meister werden wir." Basta.



Teilweise lag Hoeneß damals richtig: Bremen stand Weihnachten ganz oben und lag weder an Ostern noch am Saisonende auf Platz 1. Allerdings wurde auch Bayern München nicht Deutscher Meister, denn den Titel sicherte sich der VfB Stuttgart. "Ostermeister" 2007 wurde Schalke 04. Es war das letzte Jahr, in dem der Tabellenführer des Osterwochenendes anschließend nicht Meister wurde. In den letzten zehn Jahren war das insgesamt nur zwei Mal der Fall - Bayer Leverkusen gab 2001/02 die Tabellenspitze noch an Borussia Dortmund ab.

In dieser Spielzeit standen die Bayern am Nikolaustag vorne, während der BVB durch den 3:1-Erfolg in Wolfsburg auch zu Ostern die Tabellenspitze verteidigen konnte. Statistisch gesehen besitzen die Dortmunder also gute Chancen, ihren Titel zu verteidigen. Am kommenden Mittwoch kommt es zum direkten Duell, wenn der Osterhase in Dortmund den Nikolaus empfängt. Ganz Fußball-Deutschland fiebert dieser Partie entgegen.

Gündogan präsent, Gomez effektiv



Die Dortmunder werden auf einen starken Ilkay Gündogan hoffen, der nach einigen Anfangsproblemen immer besser in Tritt kommt und beim Sieg in Wolfsburg das Mittelfeld beherrschte. Der deutsche Nationalspieler hatte 94 Ballkontakte und spielte 58 Pässe zum Mitspieler. Beides absolute Topwerte für einen Mittelfeldspieler. Doch er war nicht nur Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Spiels, sondern erzielte auch das wichtige 2:0.

Der FC Bayern München blieb durch ein 2:1 gegen den FC Augsburg am BVB dran und freute sich über die Effektivität von Mario Gomez, der gegen Augsburg lediglich 29 Ballkontakte hatte, aber beide Treffer erzielte. Beide Teams ließen in der Allianz Arena den Ball laufen und überzeugten mit einer guten Passquote. Die 84 Prozent gelungenen Zuspiele der Augsburger wurden an diesem Wochenende nur von vier Teams übertroffen. Auch weil die eine Mannschaft der FC Bayern war (87 Prozent), blieb die Mannschaft von Jos Luhukay zum ersten Mal nach sechs Spielen wieder ohne Punkte.

Stuttgarter Lauf hält an



Am passsichersten präsentierte sich an diesem Wochenende Borussia Mönchengladbach, die trotz optischer Überlegenheit und 88 Prozent gelungener Zuspiele nicht über ein 0:0 gegen Hertha BSC hinauskam. Berlin hielt dagegen und lieferte mit 124,8 km die beste Laufleistung des Wochenendes ab. Den Gladbacher Ausrutscher nutzte der FC Schalke 04, der sich beim 3:0-Erfolg gegen Hannover 96 wieder einmal auf seine Angreifer Raul und Klaas-Jan Huntelaar verlassen konnte und nun fünf Punkte vor Gladbach auf Rang drei liegt. Allein Raul schoss einmal mehr aufs Tor (fünf Mal), als die gesamte Mannschaft von Hannover 96.

Im Kampf um die Europa League setzte der VfB Stuttgart seine gute Serie fort und gewann souverän mit 4:1 gegen den 1. FSV Mainz 05. Vedad Ibisevic stellte bei dieser Partie sogar die Effektivität von Mario Gomez in den Schatten: Der bosnische Stürmer hatte 23 Ballkontakte und schoss zwei Mal aufs Mainzer Tor. Beide Schüsse waren drin. Während Ibisevic auf passende Zuspiele wartete, riss sein Teamkollege Martin Harnik die gegnerische Abwehr immer wieder mit Sprints auseinander. 33 Mal war der Österreicher in höchstem Tempo unterwegs. Nur Herthas Nikita Rukavytsya sprintete noch häufiger (38 Mal).

Harter Kampf in Hamburg und Köln



In Hamburg trennten sich Bayer Leverkusen, Stuttgarts Konkurrent um die internationalen Plätze, und der HSV 1:1. Ein Ergebnis, das keinem der beiden Vereine wirklich weiterhilft. Leverkusens neues Trainerduo setzte auf Michael Ballack in der Startformation, der nach über zwei Monaten Verletzungspause sein Comeback feierte. Bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute zeigte er sich einsatzfreudig, absolvierte 17 Zweikämpfe und legte 8,6 km zurück.

In Köln verpassten sowohl der FC als auch Werder Bremen den Befreiungsschlag nach zuletzt schlechten Ergebnissen. Die Begegnung war von Kampf und Einsatz geprägt. Bremens Tom Trybull dürfte sich nach seinem ersten Spiel in der Domstadt schon ganz gut im Rhein-Energie-Stadion auskennen, denn der junge Mittelfeldspieler war satte 13,3 km unterwegs. So viel lief kein anderer Spieler an diesem Wochenende. Zum ersten Bremer Sieg seit drei Spielen hat es dennoch nicht gereicht. Bremen und Köln werden froh sein, dass Ostern nun bald vorbei ist, denn irgendwo zwischen Nikolaus und Osterhase haben sie ihre Form verloren. Der nächste Feiertag ist übrigens der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Stale Solbakken und Thomas Schaaf werden ihre Spieler in den nächsten Wochen sicherlich daran erinnern.

Florian Reinecke