Nichts für schwache Nerven

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München - Was für ein Pokalabend - drei Verlängerungen, zwei Elfmeterschießen! Während Borussia Dortmund beim Drittligisten aus Offenbach scheiterte, setzte sich Gladbach im Elferkrimi gegen Leverkusen durch. Der VfB Stuttgart bekleckert sich in Chemnitz nicht mit Ruhm, Nürnberg löst seine Pflichtaufgabe souverän.

Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen 6:5 i. E. (1:1, 0:0)

Elfmeter-Krimi verloren, Revanche misslungen, Achtelfinale verpasst: Die Pokalträume von Bayer Leverkusen sind bereits in der 2. Runde geplatzt. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes verlor nach dem 3:6 in der Liga das Pokal-Duell bei Borussia Mönchengladbach 5:6 im Elfmeterschießen. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte der Belgier Filip Daems. Nach 90 Minuten hatte es 0:0 gestanden. Eren Derdiyok hatte Leverkusen in der Verlängerung in Führung gebracht (107.), doch Mohamadou Idrissou gelang fast postwendend der Ausgleich (109.).

Der dreimalige Pokalsieger aus Gladbach zog damit erstmals seit der Saison 2003/2004 wieder ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein und feierte den ersten Heimsieg gegen Bayer seit April 1992. Damals behielt die Borussia im Pokal-Halbfinale ebenfalls im Elfmeterschießen die Oberhand. Trotz des Absturzes in der Liga nach sieben sieglosen Spielen auf Platz 17 war bei der Borussia von Verunsicherung zunächst nichts zu spüren. Die Gladbacher begannen schwungvoll und kamen in der Anfangsphase zu hochkarätigen Chancen. Doch Nationaltorhüter Rene Adler rettete gegen Marco Reus (2.), Mohamadou Idrissou (6.) und Raul Bobadilla (22.) glänzend.

Helmes vergibt Elfer in regulärer Spielzeit

Die Gäste bekamen die Begegnung nach 25 Minuten besser in den Griff. In der Abwehr stand der Pokalsieger von 1993 nun sicherer, im Mittelfeld wurden die Kombinationen flüssiger. So ergaben sich erste Tormöglichkeiten. Nationalspieler Helmes scheiterte nach einer schönen Einzelleistung (19.) und mit einem Kopfball (31.) aber an Christofer Heimeroth. Die Gladbacher Nummer zwei vertrat den belgischen Nationaltorhüter Logan Bailly, dem Frontzeck nach zuletzt schwachen Leistungen eine Auszeit verordnet hatte. Zudem griff der Gladbacher Coach wieder auf die in der Meisterschaft gesperrten Sebastian Schachten und Juan Arango zurück. Schachten erwies sich auf der linken Abwehrseite allerdings als Unsicherheitsfaktor.

Bei Bayer hatte Trainer Jupp Heynckes im Gegensatz zur Niederlage gegen Mainz am vergangenen Sonntag (1:2) mit Helmes und Eren Derdiyok zwei Stürmer aufgeboten. Der Schweizer Nationalspieler Derdiyok verzog nach Fehler von Michael Bradley allerdings aus guter Position (39.). Nach dem Wechsel bot sich erneut Derdiyok in einer unterhaltsamen Begegnung die Möglichkeit zum Führungstreffer. Nach Helmes-Vorarbeit schlenzte er den Ball von der Strafraumgrenze in der 49. Minute aber knapp vorbei. Auf der anderen Seite zwang Reus vier Minuten mit einem Kopfball Adler zu einer Glanztat. In der 63. Minute entschied Schiedsrichter Wolfgang Stark nach Foul von Daems an Helmes auf Elfmeter, doch Helmes schoss den Ball am Gladbacher Tor vorbei.


Kickers Offenbach - Borussia Dortmund 4:2 i. E. (0:0, 0:0)

Drittliga-Tabellenführer Kickers Offenbach hat den Bundesliga-Zweiten Borussia Dortmund im DFB-Pokal besiegt. Der OFC gewann gegen die zuletzt so starke Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp mit 4:2 im Elfmeterschießen und steht erstmals seit der Saison 2006/2007 wieder im Achtelfinale. Die 120 Minuten zuvor waren torlos geblieben. Vier Tage vor dem Liga-Gipfel am Sonntag beim Tabellenführer FSV Mainz 05 scheiterten die BVB-Torjäger Lucas Barrios und Robert Lewandowski an Offenbachs Torhüter Robert Wulnikowski, bevor Sehad Mehic den Triunph der Hessen perfekt machte.

Die Westfalen mussten auf dem ausverkauften Bieberer Berg über die gesamten Spielzeit an ihre Grenzen gehen, von einem Zwei-Klassen-Unterschied war kaum etwas zu sehen. Die Kickers kämpften bedingungslos gegen die spielerisch deutlich besseren Gäste und kamen im ersten Abschnitt sogar zu zwei hochkarätigen Torchancen. Zunächst scheiterte der wiedergenesene Mittelfeldspieler Elton da Costa mit einem Freistoß an BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller (5.). Erneut der bereits seit Wochen starke Weidenfeller verhinderte nach einem überraschenden 25-Meter-Schuss von Nils Teixeira mit den Fingerspitzen den Rückstand (25.), als er den Ball an die Latte lenkte.

Offenbachs Wulnikowski hält die Null fest

Allerdings kamen auch die Dortmunder immer wieder gefährlich vor das Tor der Offenbacher. Zunächst konnte Shinji Kagawa OFC-Schlussmann Robert Wulnikowski aus aussichtsreicher Position nicht überwinden (7.). In der 20. Minute parierte der ehemalige Schalker Wulnikowski dann glänzend gegen Robert Lewandowski. Zudem setzte Dortmunds Top-Torjäger Lucas Barrios freistehend einen Kopfball deutlich über das Offenbacher Tor (24.). Kurz vor der Pause klärte der gute Offenbacher Verteidiger Teixeira einen Schuss von Barrios gerade noch vor der Torlinie (39.).

Nach dem Seitenwechsel übernahm zunächst die Mannschaft von Trainer Wolfgang Wolf die Initiative. Während der BVB zunehmend seine Ordnung verlor, drängten die Offenbacher angetrieben von ihrem frenetischen Publikum auf den Führungstreffer. Dagegen gelang den Borussen zu Beginn des zweiten Abschnitts so gut wie gar nichts mehr. Zahlreiche Fehlpässe prägten nun das Spiel der Gäste. Und auch bei den wenigen Standardsituationen strahlte die Klopp-Elf keine Torgefahr aus.

Der OFC musste gegen Dortmund auf den in dieser Saison bislang besten Vorlagengeber Denis Berger verzichten, sein Fehlen machte sich aber kaum bemerkbar. Dagegen konnten die Westfalen die Ausfälle von Jakub Blaszczykowski und Sven Bender nicht kompensieren. In der Startformation stand auch Antonio da Silva, der den Dortmundern am vergangenen Sonntag mit seinem Tor in der Nachspielzeit das glückliche 1:1 gegen Hoffenheim rettete.

Chemnitzer FC - VfB Stuttgart 1:3 n. Verl. (1:1, 0:0)

Superjoker Martin Harnik hat den VfB Stuttgart mit einem "Dreierpack" vor einer Blamage bewahrt. Der Experte für entscheidende Tore führte die Schwaben im DFB-Pokal beim Viertligisten Chemnitzer FC zu einem mühevollen 3:1 (1:1, 0:0)-Sieg nach Verlängerung und damit ins Achtelfinale. Der österreichische Nationalspieler traf 180 Sekunden nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt zum 1:1 (79.), legte in der 106. Minute nach und setzte auch den Schlusspunkt (119.). Schon in der Europa League und der Bundesliga hatte der 23-Jährige einige ganz wichtige Jokertore erzielt.

Der CFC wurde für eine kämpferisch überragende Leistung nicht belohnt. Der Spitzenreiter der Regionalliga Nord war durch Benjamin Förster (73.) in Führung gegangen und quälte die Stuttgarter bis zur letzten Minute, obwohl Kapitän Andreas Richter in der 95. Minute wegen einer Notbremse gegen Pavel Pogrebnyak die Rote Karte sah. Der VfB hätte sich die Verlängerung ersparen können - aber Ciprian Marica schoss beim Stand von 0:0 einen Foulelfmeter nur an den Pfosten (72.).

Im Stadion an der Gellertstraße drängte Stuttgart zwar von Beginn an auf die schnelle Führung, doch die Gastgeber bauten einen dichten Abwehrriegel auf und ließen zunächst kaum Chancen zu. In der 3. Minute tauchte Marica allein vor dem Chemnitzer Tor auf, doch Keeper Philipp Pentke blieb lange genug stehen und wehrte ab. In der 28. Minute scheiterte Marica erneut an Pentke. Im Aufbau agierten die Stuttgarter viel zu nervös und luden die Gäste durch viele Abspielfehler immer wieder zu Gegenstößen ein. Vor allem der Chemnitzer Chris Löwe sorgte mit seinen gefährlichen Flanken (10./15) für Gefahr. In der 42. Minute wurde allerdings ein Treffer des Stuttgarters Timo Gebhart nicht gegeben, da Marica zuvor im Strafraum ein Foul begangen hatte. Kurz zuvor hatte Pogrebnijak einen Kopfball neben das Tor gesetzt.

Marica ohne Glück im Abschluss

Im zweiten Durchgang hatte der Europa-League-Teilnehmer Oberwasser, doch im Spiel der Gäste fehlte die ordnende Hand. Lediglich nach Einzelaktionen wurde der VfB gefährlich. In der 47. Minute war es erneut Marica, der zum dritten Mal in Pentke seinen Meister fand.

Die Gastgeber verteidigten geschickt und blieben ihrerseits gefährlich. In der 55. Minute setzte der eingewechselte Pavel Dobry einen Kopfball knapp am Tor vorbei. Die Sensation lag in der Luft. Vier Minuten später kochte die Stimmung über, als Förster den Stuttgarter Keeper Sven Ulreich mit einem Kopfball zu einer Großtat zwang. Förster wedelte nach der Aktion mit den Armen und forderte die Zuschauer zu noch mehr Unterstützung auf. In der 65. Minute hätte Marica nach einem Alleingang endlich die VfB-Führung erzielen können - doch wieder stand Pentke im Weg. Dann ging es Schlag auf Schlag. Förster traf und löste bei den "Himmelblauen" eine Rieseneuphorie aus, die aber nur kurz anhielt. Harnik sorgte für eine kalte Dusche und traf wieder einmal nach seiner Einwechslung.


SV Elversberg - 1. FC Nürnberg 0:3 (0:1)

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