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Maurizio Gaudino schoss in 294 Bundesliga-Spielen für Mannheim, Stuttgart, Frankfurt und Bochum insgesamt 48 Tore
Maurizio Gaudino schoss in 294 Bundesliga-Spielen für Mannheim, Stuttgart, Frankfurt und Bochum insgesamt 48 Tore

"Nicht wieder von der Europa League träumen"

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Frankfurt/Main - Die Frankfurter Eintracht gehört zweifellos zu den bisherigen Überraschungsteams der Bundesliga. Mit zwei Siegen in den ersten beiden Spielen legten die Hessen einen perfekten Start hin.

Der ehemalige Bundesliga-Star Maurizio Gaudino (294 Bundesliga-Spiele für Waldhof Mannheim, Frankfurt, Stuttgart und Bochum) spricht im Interview mit bundesliga.de über die Stärken der Eintracht, die positive Entwicklung seines ehemaligen Clubs und weißt auf die Gefahren hin, die auf die Hessen lauern. Doch der 45-jährige Ex-Nationalspieler äußert sich nicht nur zur SGE, sondern auch zum VfB Stuttgart.

bundesliga.de: Herr Gaudino, der Aufsteiger Eintracht Frankfurt, Ihr Ex-Verein, ist mit zwei Siegen in die neue Saison gestartet. Wie bewerten Sie diesen Auftakt?

Maurizio Gaudino: Ich freue mich, dass die Eintracht so einen tollen Start hingelegt hat. Ich war am und habe sie dort live gesehen. Nachdem sie in der ersten Viertelstunde zwei Mal Glück hatte, hat die Mannschaft das Spiel gedreht. Es ist erstaunlich, dass die Eintracht mit den vielen Neuzugängen so schnell eine Mannschaft gefunden hat, die spielt, als wäre sie in dieser Besetzung schon jahrelang in der Bundesliga zusammen. Sie hat kompakt gestanden, nach der Führung die Partie cool runtergespielt und sicher gewonnen. Das hat mir imponiert.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich die tolle Frühform?

Gaudino: Der Eintracht kam sicher der Auftaktsieg gegen Leverkusen zugute. Nach einem Erfolg gegen einen so starken Gegner hat man erst einmal eine breite Brust. Ich hoffe, dass die Frankfurter so weitermachen und nicht nach den ersten Niederlagen nachlassen. Auf dem Saisonstart kann man aber auf alle Fälle aufbauen. Sie haben gute Jungs in ihren Reihen, von denen ich auch niemanden hervorheben möchte. Die ganze Mannschaft wirkte bissig, geschlossen. Man hat das Gefühl, dass es in der Truppe stimmt.

bundesliga.de: Die neuen Spieler wurden schnell integriert. Selbst der junge Torhüter Kevin Trapp hat sich gegen Oka Nikolov durchgesetzt.

Gaudino: Trainer Armin Veh und Manager Bruno Hübner haben da gute Arbeit geleistet. Auch der Wechsel auf der Torwartposition war nur eine Frage der Zeit. Auch ein verdienstvoller Spieler wie Oka Nikolov weiß, dass seine Zeit irgendwann zu Ende geht. Es kann auch eine schöne Aufgabe sein, mit Kevin Trapp einen jungen Torhüter mitauszubilden. Er akzeptiert seine Rolle und macht keine Negativstimmung. So muss es sein.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass durch den Abstieg etwas mehr Demut im traditionell unruhigen Umfeld der Eintracht eingekehrt ist?

Gaudino: Ob das Umfeld in Frankfurt durch den überraschenden Abstieg vor einem Jahr demütiger geworden ist, weiß ich nicht. Nicht umsonst hat der Verein das Image der "Diva vom Main". Das kenne ich ja noch aus meiner eigenen aktiven Zeit. Die Eintracht hatte eine erfolgreiche Vergangenheit. Die Fans erwarten, dass es wieder aufwärts geht. Wichtig war, dass die Eintracht aus dem Abstieg gelernt hat und der Verein einen Manager dazu geholt hat, der als Puffer zwischen Trainer und Vereinsführung fungiert. Das macht Sinn. Er hat seine Freiheiten, seinen Etat und kann sich in diesem Rahmen frei bewegen. Die Mannschaft ist nach dem Aufstieg gut aufgestellt.

bundesliga.de: Wo geht die Reise der Hessen in diesem Jahr hin?

Gaudino: Nach den beiden Auftaktsiegen sollten die Erwartungen jetzt nicht hochgeschraubt werden. Als Frankfurt das letzte Mal nach der guten Hinrunde in der Saison 2010/11 von der Europa League träumte, kam der völlig überraschende Abstieg.

bundesliga.de: Das Kontrastprogramm zu den Frankfurtern liefert der VfB Stuttgart ab. Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Ein überraschender Fehlstart?

Gaudino: Nicht unbedingt. Das ist man ja beim VfB aus den letzten drei, vier Jahren gewohnt, dass die Mannschaft eine Saison durch eine gute Rückrunde noch retten kann. Wie ich gehört habe, fehlen dem VfB nach dem Stadionumbau die Mittel, um die Mannschaft weiter zu verstärken. Dann sollte der Verein auf die eigene Jugend setzen, schließlich sind die Schwaben bekannt dafür, dass die Jugendabteilung viele gute Spieler hervorgebracht hat und sie zu den besten in Deutschland gehört. Leider werden viele Talente verliehen. Diese Ausleihgeschäfte blockieren meiner Meinung nach aber die eigene Jugend.

bundesliga.de: Was erwarten Sie von den Schwaben in dieser Spielzeit?

Gaudino: Es wird eine schwierige Saison für den VfB. Im Kader sind viele Positionen nicht doppelt besetzt. Es kommen die englischen Wochen. Das wird eine schwierige Aufgabe für das Trainerteam. Und das war schon heftig. Man kann in München verlieren, darf sich aber nach einer eigenen Führung nicht so vorführen lassen. Jetzt spielen sie gegen Fortuna Düsseldorf, das gut gestartet ist, und stehen gleich wieder richtig unter Druck.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass es an der Tabellenspitze wieder auf einen Zweikampf zwischen Borussia Dortmund und Bayern München hinaus laufen wird?

Gaudino: Ja. Es wäre aber nicht schlecht, wenn noch andere Vereine in den Titelkampf eingreifen würden. Schalke habe ich auf der Rechnung, auch die neuformierten und erfrischend aufspielenden Bremer. In Leverkusen ist es immer das Gleiche. Sie haben eine spielerisch starke Mannschaft, sind aber über eine ganze Saison nicht konstant genug. Bei Mönchengladbach sind die Säulen der Vorjahresmannschaft weggebrochen. Die Borussia braucht noch Zeit.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski