Jürgen Röber trainierte den VfB Stuttgart, Hertha BSC, den Wolfsburg und Borussia Dortmund in der Bundesliga
Jürgen Röber trainierte den VfB Stuttgart, Hertha BSC, den Wolfsburg und Borussia Dortmund in der Bundesliga

"Neuzugänge integrieren und taktisch arbeiten"

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München - Bis zum Rückrundenauftakt am 18. Januar verbleiben nur noch 14 Tage. Trotz der kurzen Zeit stehen Trainingslager in wärmeren Gefilden bei allen Bundesligisten hoch im Kurs. Jürgen Röber, der in der Bundesliga den VfB Stuttgart, Hertha BSC, den VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund trainierte, erklärt im Gespräch mit bundesliga.de die Vorteile eines Trainingslagers, den Rückgang von Hallenturnieren und Winterpausen im internationalen Vergleich.

bundesliga.de: Herr Röber, was meinen Sie, wie viele der 18 Bundesligisten in diesem Jahr in der Winterpause ins Trainingslager fahren?

Jürgen Röber: Da bin ich überfragt.

bundesliga.de: Alle 18 Vereine. Das war aber nicht immer so. Wie haben Sie es als Trainer gehalten?

Röber: Ich bin mit meinen Mannschaften eigentlich immer ins Trainingslager gefahren. Das hat den Vorteil, dass man seine Truppe tagtäglich beisammen hat und in Ruhe mit ihr intensiv arbeiten kann. Man kann dann auch Spieler, die neu dazu gestoßen sind, leichter integrieren und taktisch arbeiten. An konditionellen Grundlagen wird dagegen eher weniger gefeilt. Da dürfte in den paar Tagen zwischen den Jahren nicht so viel verloren gegangen sein. Wir haben früher teilweise sogar dreimal am Tag trainiert. Das dürfte aber in diesem Jahr bei der kurzen Pause eher nicht der Fall sein.

bundesliga.de: Muss man angesichts des derzeit milden Winters überhaupt verreisen?

Röber: Bei dem gegenwärtigen Wetter in Deutschland fragen sich sicher einige Leute, warum man überhaupt ins Trainingslager fährt, weil die Bedingungen allgemein auch hier recht gut sind. Aber solche Trainingslager werden auch relativ frühzeitig geplant und sind sinnvoll. Und es hat auch schon Winter mit Schnee und Eis gegeben.

bundesliga.de: Früher war es eine Alternative, im Winter an vielen Hallenturnieren teilzunehmen. Die gibt's jetzt kaum noch. Bedauern Sie das?

Röber: Für die Fans ist es sicherlich etwas schade, dass der Hallenfußball aus der Mode gekommen ist. Das war immer ein schönes Spektakel. Ich habe das aber eher mit gemischten Gefühlen gesehen. Als Trainer war ich kein so großer Fan davon, als Spieler habe ich dagegen sehr gerne in der Halle gekickt, obwohl wir damals ganz andere Bodenverhältnisse in der Halle hatten. Mittlerweile gibt es ja Plätze mit Granulat.

bundesliga.de: In anderen europäischen Ligen wie in England oder Spanien wird weitgehend durchgespielt. Wie sinnvoll ist die Winterpause in Deutschland überhaupt Ihrer Meinung nach?

Röber: Die Diskussionen über den Sinn der Winterpause gibt es schon lange. Ich kenne das auch aus einem anderen Blickwinkel, als ich noch Trainer in Moskau war. In Russland muss es eine Pause geben, weil es da teilweise Temperaturen von minus 20 Grad gibt. In anderen Regionen wird es sogar noch kälter. In Deutschland müssen sich alle einig sein. Das hängt auch mit dem internationalen Terminkalender zusammen. Wenn man Witterungsverhältnisse wie jetzt hat, könnte man auch durchspielen. Es hat aber alles seine Vor- und Nachteile.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski