Arturo Vidal (r.) absolvierte gegen Werder seinen 21 Einsatz in der laufenden Saison für Bayer
Arturo Vidal (r.) absolvierte gegen Werder seinen 21 Einsatz in der laufenden Saison für Bayer

Neues Anspruchsdenken in Leverkusen

xwhatsappmailcopy-link

Mit Sicherheit war sich Jupp Henyckes der Tatsache bewusst, dass er zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundesliga etwas ganz Besonderes vollbracht hat. 23 Spieltage in Folge blieb er mit Bayer Leverkusen von Saisonbeginn an ohne Niederlage. Das schaffte er zuvor als einziger Trainer schon einmal - in der Saison 1988/89. Mit dem FC Bayern wurde er damals auch Deutscher Meister.

Doch für Heynckes war die erneute Rekordserie nach dem 2:2 in Bremen am 23. Spieltag nur ein Nebenprodukt, das ihm eigentlich nichts bedeutete. Er freute sich vielmehr darüber, dass sein Team in der Entwicklungsphase einen weiteren Schritt nach vorn gemacht hat.

"Die Spieler haben sich sehr über den späten Ausgleich geärgert. Das zeigt mir, dass sie mehr wollen. Denn früher wäre man über einen Punktgewinn in Bremen noch glücklich gewesen. Aber unsere Ansprüche sind gestiegen", erklärte Heynckes nach dem Spiel.

Vidal setzt hohe Ziele

Und die Spieler bestätigen die Aussagen ihres Trainers. Arturo Vidal, der nach seiner Gelbsperre gegen Wolfsburg wieder in der Startelf stand, sieht Bayer auf dem richtigen Weg. "Für uns Spieler ist es ein schönes Gefühl, unbesiegt zu sein. Aber wichtig ist, dass wir am Ende die Meisterschaft holen und uns für die Champions League qualifizieren", sagte der Chilene zu bundesliga.de.

Dass das unglückliche Unentschieden in Bremen dabei zum Stolperstein auf dem Weg zum ganz großen Coup werden könnte, glaubt Vidal nicht: "Dieser Punkt wird uns am Ende vielleicht sogar zum Meister machen. Schließlich war nicht davon auszugehen, dass wir gegen Werder gewinnen."

Hyypiä-Ausfall kein Problem

Die Leverkusener dürfen sich trotz des Last-Minute-Ausgleichtreffers von Per Mertesacker aber dennoch als Gewinner fühlen. Denn gegen die Tormaschine aus dem Norden haben sie trotz des Ausfalls ihres wichtigsten Spielers eine abgeklärte Vorstellung abgeliefert. Abwehrchef Sami Hyypiä, der in dieser Saison bislang noch keine Minute verpasst hatte, war nach seiner 5. Gelben Karte gesperrt.

Für ihn rückte Stefan Reinartz in die Innenverteidigung und drückte das Durchschnittsalter der Bayer-Truppe damit auf 22,9. "Wir sind zwar eine junge Mannschaft, aber der Großteil der Spieler spielt schon zwei, drei Jahre zusammen. Wir haben aus unseren Fehlern in der Vergangenheit gelernt und sind in diesem Jahr 100 Prozent darauf konzentriert, dass uns das nicht noch einmal passiert", berichtete Vidal.

Feuerwerk gegen Köln

Die in schöner Regelmäßigkeit auftretenden Leistungseinbrüche in der Rückrunde sind in Leverkusen also Geschichte. Zeit, sich der Realität zu stellen und in die Offensive zu gehen.

"Meine Mannschaft ist gefestigt und es wird nicht so leicht, uns da oben von der Spitzen zu holen", verspricht Heynckes. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte soll am nächsten Spieltag gegen den Erzrivalen aus Köln getan werden. "Wir haben jetzt das Derby zuhause vor ausverkauftem Haus. Da ist tolle Stimmung garantiert und wir werden wie immer ein Feuerwerk abschießen", kündigt Sportdirektor Rudi Völler an.

Und auch wenn es mit einem "Dreier" gegen den FC nicht klappen und erneut ein Remis rausspringen sollte, einen neuen Startrekord hätte Heynckes mit Leverkusen dann trotzdem aufgestellt.

Michael Reis