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Der "Missionar" Jürgen Klopp hat in seiner "Trainer-Bibel" schon das Rezept für eine standfeste Borussen-Defensive
Der "Missionar" Jürgen Klopp hat in seiner "Trainer-Bibel" schon das Rezept für eine standfeste Borussen-Defensive

Neue Zeitrechnung unter Klopp

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Borussia Dortmund blieb in der vergangenen Bundesliga-Saison hinter den Erwartungen zurück. Das große Manko war die Defensive.

Der BVB kassierte 62 Gegentore und somit die meisten aller Bundesligisten. Vereinsintern war es die schlechteste Abwehrleistung seit 22 Jahren. Zuletzt musste ein Dortmunder Torwart in der Bundesliga-Saison 1985/86 häufiger hinter sich greifen (65 Mal) als dies in der vergangenen Saison der Fall war.

Damals wurde die "Borussia" 16. und belegte damit den letzten Nichtabstiegsplatz in der Abschlusstabelle. Die Runde 2007/08 beendete Dortmund kurioserweise noch auf dem 13. Rang. Und dank der DFB-Pokalfinalteilnahme gegen Meister Bayern München (1:2 nach Verlängerung) zog der BVB sogar in den UEFA-Cup ein.

Trotzdem kostete die schlechteste Abwehr seit über zwei Jahrzehnten Thomas Doll den Job und bereitete das Feld für Jürgen Klopp, den neuen Trainer des sechsmaligen Deutschen Meisters aus dem Ruhrgebiet.

Wörns musste dem Alter Tribut zollen

Damit dem einstigen ZDF-Fernsehexperten am Ende der kommenden Saison nicht dasselbe Schicksal wie Doll widerfährt, sortierte das ehemalige Aushängeschild des 1. FSV Mainz 05 fünf Abwehrspieler (Martin Amedick, David Vrzogic, Nico Hillenbrand, Christian Wörns, Philipp Degen) aus und holte dafür vier neue (Patrick Owomoyela, Neven Subotic, Felipe Augusto Santana, Marcel Schmelzer).

Zur Lösung des Defensivproblems setzt Klopp auf einen rigorosen Verjüngungskurs, der am prägnantesten durch den Austausch des 36-jährigen Routiniers Christian Wörns mit dem 19-jährigen Talent Neven Subotic symbolisiert wird.

Dass dieser Generationenwechsel dringend vonnöten war, wurde von Jahr zu Jahr - mit dem Wörns an Schnelligkeit verlor - augenfälliger. Besonders in der abgelaufenen Saison (20 Einsätze) konnte der 66-malige Nationalspieler die mangelnde Antrittsschnelligkeit nicht mehr durch sein Stellungsspiel wettmachen und muss sich nun - nach neun Jahren bei Borussia Dortmund - entscheiden, ob er noch einmal bei einem anderen Verein angreift oder seine aktive Karriere endgültig beendet.

"BVB-Naldo" soll Amedick ersetzen

Subotic soll in Dortmund zusammen mit Neuzugang Felipe Augusto Santana eine neue Innenverteidiger-Ära einläuten und die Dortmunder "Institution" Wörns vergessen machen. Der 1,93 Meter lange Subotic bringt als Referenz 33 Zweitligaeinsätze aus der vergangenen Saison mit. Er bildete mit Nikolce Noveski eines der besten Innenverteidiger-Duos der 2. Bundesliga, dem der FSV mit nur 36 Gegentreffern in der vergangenen Saison die statistisch beste Abwehr der Liga verdankte.

Der 22-jährige Neuzugang Felipe Augusto Santana soll den Weggang des 25-jährigen Innenverteidigers Martin Amedick (zum 1. FC Kaiserslautern) ersetzen. Der brasilianische Innenverteidiger wurde in der "Bild" bereits mit Werder Bremens Naldo verglichen. Die Affinität Santanas zu Naldo rührt nicht nur durch die Physis - wie Naldo trägt Santana Glatze - auch durch die Spielanlage: der 1,92 Meter große Abwehrrecke vom brasilianischen "Serie A"-Verein Figueirense ist nur sechs Zentimeter kleiner als Naldo und in puncto Schnelligkeit, Kopfballstärke und Zweikampfstärke kann er dem viermaligen brasilianischen Nationalspieler ebenfalls das Wasser reichen.

Owomoyela variabel einsetzbar

In der Startelf werden sich die beiden Neuzugänge aber wahrscheinlich nicht auf Anhieb finden, da der 34-jährige kroatische Nationalspieler Robert Kovac nach einer starken EURO seine Ansprüche auf einen Stammplatz geltend machen dürfte. Dennoch können die beiden Talente nur von der Erfahrung Kovac´ profitieren. Schließlich lehrte der kroatische Nationalverteidiger im zweiten Gruppenspiel der EURO schon den deutschen Nationalstürmern das Fürchten.

Mit der Verpflichtung von Werder Bremens elfmaligen deutschen Nationalspieler Patrick Owomoyela hat Jürgen Klopp auch seinen Wunschspieler auf der Außenverteidigerposition bekommen. Er kann sowohl als linker als auch als rechter Verteidiger eingesetzt werden und macht damit sowohl Antonio Rukavina (24, rechts) als auch Dede (30, links) Konkurrenz. Zudem wurde durch Owomoyelas Verpflichtung der Wechsel des rechten Außenverteidigers Philipp Degen zum FC Liverpool kompensiert.

Weitere 22 Jahre ohne neue Negativmarke

Die löchrige BVB-Defensive soll mit diesen Investitionen nun endgültig gestopft werden. Und wer, wenn nicht der Trainer der besten Abwehr der 2. Bundesliga 2007/2008, könnte da prädestiniert sein, die schlechteste Bundesliga-Abwehr der vergangenen Saison wieder auf Kurs zu bringen und ab dem Saisonauftakt am 15. August 2008 eine neue Dortmunder Ära einzuläuten?

Am Dortmunder Borsigplatz hört man das Volk in Verbindung mit Jürgen Klopp bereits von einer neuen Zeitrechnung sprechen. Einer, in der die Negativmarke von 62 Gegentoren in einer Bundesliga-Saison für weitere 22 Jahre unangetastet bleibt.

Jean-Charles Fays