Wer war er noch gleich? Portugals Nani (l.) hat Mühe, die Dänen zu erkennen. Wir helfen: Lars Jacobsen heißt der Kollege
Wer war er noch gleich? Portugals Nani (l.) hat Mühe, die Dänen zu erkennen. Wir helfen: Lars Jacobsen heißt der Kollege

Nani kennt nur Bendtner

xwhatsappmailcopy-link

Lwiw - Flügelflitzer Nani verdribbelte sich schon vor dem Anpfiff. "Bendtner ist sehr stark. Und dieser andere Typ, die Nummer neun. Wie heißt der noch gleich?", antwortete Portugals Angreifer, als er nach den besten Dänen gefragt wurde. Prompt lästerte die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten vor dem EM-Vorrundenduell am Mittwoch: "Ups! Nani kennt nur Bendtner."

Torflaute trotz Superstars

Nanis fehlendes Wissen über den Gegner im schon entscheidenden Spiel (ab 17:45 Uhr im Live-Ticker) der Portugiesen lässt tief blicken. Die Dänen, gegen die der Stürmer von Manchester United immerhin zweimal in der EM-Qualifikation spielte und zwei Tore erzielte, sehen Nani und Co. offenbar nicht als ihr größtes Problem - weder England-Legionär Nicklas Bendtner, noch die erwähnte Neun, Michael Krohn-Dehli, den Helden des sensationellen 1:0 gegen die Niederlande.



Vielmehr glauben die Portugiesen, den Schuldigen für ihre Auftaktpleite gegen die deutsche Nationalmannschaft (0:1) und die Torflaute der vergangenen Monate gefunden zu haben: den Ball. "Der wollte ja überall hin, aber nur nicht ins Tor", jammerte Nani.

Und Mittelfeldspieler Miguel Veloso assistierte: "Es ist die Wahrheit. Wir haben einen Haufen Torchancen kreiert, aber der Ball wollte nicht rein." Seit dem 6:2 im Play-off am 15. November hat die Seleccao in vier sieglosen Spielen nur noch ein Tor erzielt - trotz Stars wie Cristiano Ronaldo und Nani.

Zumindest Trainer Paulo Bento hat erkannt, dass es nicht nur an der fehlenden Kooperation des Spielgeräts liegt, dass den Portugiesen schon am Mittwoch das EM-Aus droht. Er denkt darüber nach, Stürmertalent Nelson Oliveira statt des enttäuschenden Helder Postiga in die Spitze zwischen Ronaldo und Nani zu stellen. Der 20-Jährige von Benfica Lissabon, auch der "Cantona Portugals" genannt, verfügt über alle Anlagen eines Strafraumstürmers - kopfballstark, physisch stark, beidfüßig.

Olsen: "Sie sind besser geworden"



Für Nani steht indes fest, dass gar nicht viel geändert werden muss. "Wenn wir mit der gleichen Einstellung und Leistung wie gegen Deutschland spielen, wird es diesmal zum Sieg reichen", behauptet der 25-Jährige, von den Dänen erwarte er nicht, "dass sie aufs Ganze gehen".

Wie Portugal zu schlagen ist, wissen Bendtner und Co. allerdings genau. Drei der letzten fünf Vergleiche haben die Dänen gewonnen, mit dem 2:1 am 11. Oktober 2011 im Parken in Kopenhagen schickten sie den Vize-Europameister von 2004 in die Play-offs. "Sie sind besser geworden, seit wir das letzte Mal auf sie getroffen sind", sagt Trainer Morten Olsen, "aber auch wir können noch besser werden, ich erwarte deshalb ein sehr enges Spiel."

Hoffen auf einen Sommer wie 1992



Mit dem überraschenden Auftaktsieg gegen Vize-Weltmeister Niederlande haben die "Wikinger" bereits Erinnerungen an den sensationellen Titelgewinn 1992 geweckt. "Mein Vater ist damals jubelnd durch den ganzen Garten gerannt. Ich hoffe, es wird wieder so ein Sommer", sagte der Stuttgarter William Kvist dem "kicker".

Mit einem weiteren Sieg wären sie höchstwahrscheinlich schon für das Viertelfinale qualifiziert. "Wir wissen, wie die Portugiesen zu schlagen sind", sagt Olsen, "das ist unser Vorteil." Respekt haben Bendtner und Co. vor allem vor Superstar Cristiano Ronaldo und seinen Freistößen, auch wenn der ehemalige Weltfußballer zuletzt die Bälle meist in den Himmel jagte.

"Er schießt sehr spezielle Dinger", sagt Torhüter Stephan Andersen, der in der WM-Qualifikation 2010 (3:2, 1:1) zweimal kein Ronaldo-Tor kassierte: "Der schafft es, dass die in der Luft abbiegen, das kann so kein anderer." Es geht also darum, "dumme Freistöße zu vermeiden. Ansonsten können wir nur hoffen, dass er keinen so guten Tag hat."


Voraussichtliche Aufstellungen:

Dänemark: Andersen - Jacobsen, Kjaer, Agger, Poulsen - Kvist, Zimling - Rommedahl, Eriksen, Krohn-Dehli - Bendtner

Portugal: Rui Patricio - Joao Pereira, Pepe, Bruno Alves, Fabio Coentrao - Miguel Veloso - Raul Meireles, Joao Moutinho - Nani, Cristiano Ronaldo - Helder Postiga


Die Top-Fakten zum Spiel:

    Dänemark und Portugal sind bisher einmal bei einer Europameisterschaft aufeinander getroffen (bei einer WM noch nie). 1996 beim Turnier in England gab es im ersten Gruppenspiel ein 1:1-Remis in Sheffield (Tore: Brian Laudrup - Ricardo Sa Pinto).

    Dänemark und Portugal trafen schon in den letzten beiden Qualifikationen (zur WM 2010 und EM 2012) aufeinander - Dänemark wurde jeweils Gruppensieger, Portugal Zweiter. Die Nordeuropäer gewannen dabei zweimal, Portugal einmal (bei einem Unentschieden).

    Dänemark hat drei der letzten fünf Duelle mit Portugal gewonnen (ein Remis, eine Niederlage).

    Insgesamt hat Portugal in der Bilanz gegen Dänemark aber die Nase vorn: Sieben Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen.

    Portugal hat im Kalenderjahr 2012 noch kein Länderspiel gewonnen (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen) - der letzte Sieg gelang im November 2011 im EM-Playoff gegen Bosnien-Herzegowina.

    Dänemark ließ im Auftaktspiel gegen die Niederlande 30 Torschüsse zu und blieb trotzdem ohne Gegentor - erstmals gewannen die Nordeuropäer ein Auftaktspiel bei einer EM.

    Portugal hat bei einer EM oder WM noch nie die ersten beiden Spiele verloren - es droht nun also eine unliebsame Premiere. Portugal ist bei einer EM aber auch noch nie in der Vorrunde gescheitert.

    Nicklas Bendtner hat vier seiner 18 Länderspieltore gegen Portugal erzielt.