Der Hamburger SV bleibt dank eines 1:1-Unentschiedens in Fürth das einzige Gründungsmitglied der Bundesliga, das noch nie abgestiegen ist
Der Hamburger SV bleibt dank eines 1:1-Unentschiedens in Fürth das einzige Gründungsmitglied der Bundesliga, das noch nie abgestiegen ist

HSV mit gemischten Gefühlen

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Fürth - Der HSV feierte ausgelassen den Last-Minute-Klassenerhalt in Fürth. Ein 1:1-Unentschieden in Fürth reichte den Hanseaten, die dank der Auswärtstorregel die Relegation für sich entscheiden konnten. Doch aus den Reihen der glücklichen HSV-Spieler kamen auch nachdenkliche Töne.

Lasogga: "Bin voller Adrenalin"

Es wurde viel gejubelt in Fürth. Und einer tat sich bei den Feierlichkeiten in Fürth ganz besonders hervor: Der Mann, der mit seinem Kopfballtor in der 14. Spielminute dafür gesorgt hatte, dass der Bundesliga-Dino auch in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen darf: Pierre-Michel Lasogga.

Der Stürmer hüpfte vor der Gästekurve herum, reckte immer wieder die Fäuste in den Frühlingshimmel und wurde noch eine Stunde nach Abpfiff dabei beobachtet, wie bestens gelaunt HSV-Liedgut schmetterte. "Was heute passiert ist, war Wahnsinn", hatte der Goalgetter vorher gesagt. "Wir haben zwar keine Meisterschaft gewonnen, aber ich bin immer noch voller Adrenalin."

Kein Wunder, schließlich hatten nach dem schwachen Auftritt beim 0:0 im Relegationshinspiel nur noch die allergrößten Optimisten unter den HSV-Fans mit einem glücklichen Ende der Saison gerechnet. Dass dennoch etwa 4000 Fans ins Fränkische gefahren waren - davon einige ohne Karte - und noch einmal 20.000 zum Public Viewing in die Imtech-Arena kamen, unterstreicht die Einschätzung von Trainer Mirko Slomka, dass "die irre Unterstützung in ganz Hamburg" ein wesentlicher Faktor beim Klassenerhalt war.

Ende gut, alles gut?

Also: Ende gut, alles gut beim HSV? Mitnichten. Slomka war nicht der Einzige, der unmittelbar nach der Partie mahnende Worte fand. "Wir haben gegen einen sehr starken Gegner gespielt, der uns schon im Hinspiel alles abverlangt hat." Wenn man nicht noch einmal in eine solche Situation kommen wolle, dürfe man keinen Schlussstrich unter die vergangenen Monate ziehen.

"Wir dürfen jetzt nicht blind in die kommende Saison gehen. Wir brauchen neue Gesichter für den Club." So sieht es offenbar auch Heiko Westermann, der eine deutliche Warnung nachschob: "Hier ist in den letzten Jahren viel schiefgelaufen. Ich bin davon überzeugt, dass der HSV noch so eine Saison nicht überleben wird."

Der Mann des Tages steht im Tor

Mann des Tages im Ronhof war Jaroslav Drobny. Der tschechische Nationalkeeper, der den verletzten René Adler vertrat, rettete allein in der Schlussphase dreimal in höchster Not gegen Niklas Füllkrug (88.), Goran Sukalo und Ilir Azemi (90.) und war bei den anschließenden Feierlichkeiten einer der Aktivposten. "Er ist ganz sicher einer der Gewinner der beiden Relegationsspiele", fand sein Trainer.

Dass das für die ganze Mannschaft gilt, ließ dann allerdings auch die Laune der Spieler steigen, die unmittelbar nach dem Abpfiff "total leer" waren, wie Heiko Westermann erklärte. Doch auch der Vize-Kapitän freute sich schließlich auf den Rückflug: "Da werden wir sicher ein Bier trinken. Wir haben schließlich etwas zu feiern."

Blick auf die kommende Saison gerichtet

Zurückhaltender als die Spieler dürften dabei Sportdirektor Oliver Kreuzer und Mirko Slomka gewesen sein. Der Coach kündigte schon unmittelbar nach der Partie, sich bereits am Montag Morgen um die weitere Kaderplanung kümmern zu wollen. Dass Pierre-Michel Lasogga auch in der kommenden Saison in Hamburg spielt, hält Slomka dabei allerdings für unwahrscheinlich: "Es liegt leider nicht in unserer Hand und Hertha BSC Berlin wird ihn zurück wollen, aber trotzdem werden wir versuchen, ihn zu halten."

Christoph Ruf