Deutschland muss sich mit dem 2:2 gegen Ghana begnügen, hat den Gruppensieg aber immer noch in eigener Hand
Deutschland muss sich mit dem 2:2 gegen Ghana begnügen, hat den Gruppensieg aber immer noch in eigener Hand

Sammeln vor dem Endspiel gegen die USA

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Fortaleza - Nach der Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft beim 2:2 (0:0) im zweiten Match gegen Ghana kreisten die Gedanken von Bundestrainer Joachim Löw und seinen Spielern nur noch um das Gruppen-Finale gegen Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und die USA.

Lahm: "Ich bin nicht zufrieden"

"Jetzt haben wir ein Endspiel gegen die USA. Wenn wir unsere Leistung abrufen, sehe ich keine Gefahr", sagte Kapitän Philipp Lahm zwar voller Inbrunst nach der Achterbahnfahrt gegen die Black Stars mit Blick auf den Showdown am Donnerstag in Recife. Aber wirklich überzeugend klangen die Worte des Münchners, der sich gegen Ghana ungewohnt viele Fehler erlaubte, nicht.

Immerhin war Lahm nach dem Abpfiff in Fortaleza selbstkritisch: "Ich bin nicht zufrieden. Wir wollten alles klar machen. Aber wir waren taktisch nicht so clever und unsere Raumaufteilung hat nicht gepasst."

Das unterstrich Joachim Löw, der während der Begegnung immer wieder aufgesprungen war und Anweisungen ins Feld gebrüllt hatte. "So war das nicht geplant. Wir wollten unsere Konter besser fahren", sagte der Bundestrainer. Er hatte aber auch etwas Positives aus der Partie mitgenommen: "Wir haben nach dem 1:2 bei hohen Temperaturen Moral bewiesen."

Aufmunternde Worte von Niersbach

Dem schloss sich der DFB-Präsident an. Auf dem Rückflug von Fortaleza nach Porto Seguro schnappte sich Wolfgang Niersbach das Bordmikrofon und richtete aufmunternde Worte an die Mannschaft: "Es war ein tolles WM-Spiel, es war alles drin. Vor allem war es ein echter Härtetest für den Willen. Ihr könnt stolz auf euch sein."

Das Match gegen seinen früheren Chef und Freund Klinsmann, mit dem es derzeit Funkstille gibt, sieht Joachim Löw einigermaßen gelassen: "Unsere Ausgangslage hat sich nicht entscheidend verändert. Wir wissen, dass wir nach wie vor eine gute Chance haben, mit einem Sieg oder je nach Konstellation auch mit einem Punkt die nächste Runde zu erreichen."

Kroos legt den Finger in die Wunde

Nach der "Spannung und Dramatik pur", wie es Löw bezeichnete, waren die Spieler aber nicht so locker wie ihr Coach. "Hinten raus wurde es zu wild. Die letzten 15 Minuten waren Harakiri. Insgesamt haben wir Ghana zu große Räume gelassen. Das ist nicht unser Spiel, so einen Schlagabtausch haben wir auch nicht nötig", sagte Toni Kroos und legte damit den Finger in die Wunde.

Von der Euphorie nach dem 4:0 zum Auftakt gegen Portugal, das allerdings angesichts der frühen Roten Karte für Pepe und anschließend lustlos agierenden Gegnern von Kroos auch nicht so hoch gehängt wurde, war nicht mehr viel zu spüren. "Es ist ein schmaler Grat zwischen Ballsicherheit und Risiko. Bei beiden Gegentoren hatten wir kurz zuvor noch den Ball", sagte der rechtzeitig fit gewordene Mats Hummels zu den Fehlern vor den beiden Treffern von Andre Ayew (54.) und Asamoah Gyan (63.).

Götze mit Kopf-Knie-Tor, Klose mit Rekord-Tor

Im verflixten zweiten Gruppenspiel eines Großereignisses - 2008 1:2 gegen Kroatien und 2010 0:1 gegen Serbien - hatte der ansonsten unauffällige "Man of the Match" Mario Götze (51.) Deutschland mit einem Kopf-Knie-Treffer in Führung geschossen. Nach dem Rückstand musste Löw dann reagieren und brachte 20 Minuten vor Schluss seine Edeljoker Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger, was sich auszahlte.

Der 36-jährige Klose traf zwei Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:2-Endstand und schrieb mit seinem 15. WM-Treffer zudem Geschichte. Der deutsche Rekordtorjäger egalisierte die WM-Bestmarke des Brasilianers Ronaldo und will diesen noch überholen. "Der Rekord reizt mich natürlich. Das ist ein großes Ziel", sagte Klose, der seinen 15. Treffer im 20. WM-Spiel wie in jungen Jahren mit einem Salto gefeiert hatte, allerdings mit schlechten Haltungsnoten für die missglückte Landung.

Klose gegen die USA wohl wieder Joker

Ob Klose aber gegen die USA den Vorzug vor dem diesmal gut abgeschirmten Thomas Müller erhält, ist unwahrscheinlich. "Ob klassische Neun oder falsche Neun - das ist für mich nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir Tore machen. Gegen Ghana haben Mario Götze und auch Miro getroffen. Beide sind auf ihre Art sehr flexibel. Den statischen Mittelstürmer gibt es nicht mehr", sagte Löw. Damit deutete er durch die Blume an, dass auch gegen die US-Boys wieder Müller in vorderster Front spielen wird, sofern er ebenso wie der ebenfalls leicht angeschlagene Jerome Boateng rechtzeitig fit wird.