Ist das schon der Abgang in die zweite Liga? Der 1. FC Nürnberg gewann auch gegen Hannover 96 nicht und ist seit sechs Spielen ohne Punkterfolg
Ist das schon der Abgang in die zweite Liga? Der 1. FC Nürnberg gewann auch gegen Hannover 96 nicht und ist seit sechs Spielen ohne Punkterfolg

"Sind noch am Leben"

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Nürnberg - Die Nürnberger Spieler stellen sich derzeit nicht sonderlich gerne den Fragen der Journalisten. Zehn Niederlagen aus den letzten elf Spielen sprechen eine eigene Sprache - und wenn sie zum Teil auch unglücklich zustande gekommen sein mögen. Dass die FCN-Profis die Fragen der Journalisten dennoch bereitwillig beantworten, muss man ihnen deshalb wohl umso höher anrechnen.

FCN hadert mit dem Spielverlauf

Am Samstag, nach der alles in allem deprimierenden 0:2-Heimniederlage gegen Hannover 96, war es neben Per Nilsson und Javier Pinola ("wir waren eigentlich gut drauf") Kapitän Raphael Schäfer, der Rede und Antwort stand. "Wenn du hier 2:0 verlierst", ahnt der Nürnberger Keeper, "kannst du dich nicht hinstellen und sagen: Wir gewinnen jetzt auf Schalke." Dennoch versicherte der Keeper immer wieder, dass er nach wie vor an den Klassenerhalt glaube. Und damit eben auch an ein Erfolgserlebnis auf Schalke.

Zum einen, weil sich durch die Niederlagen der Konkurrenten aus Braunschweig und Hamburg an der Ausgangslage nicht allzuviel geändert habe. Und zum anderen, weil einmal mehr "nicht viel gefehlt" habe. "Wir sind noch am Leben. In einem Spiel kann viel passieren." Die Zahlen gaben ihm Recht: 15 zu 12 Ecken hatte sich der Club erarbeitet, 58 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen (Hannover: 42 Prozent) und sich auch in Sachen Laufbereitschaft wenig vorzuwerfen. "In kämpferischer Hinsicht kann man die Mannschaft nicht kritisieren", sagte Schäfer. "Uns fehlt eben das gute Gefühl, das du nur nach Erfolgserlebnissen hast. Dann läuft vieles von selbst." Der Gegner habe es da leichter gehabt, schließlich habe er in der fünften Minute aus dem Nichts heraus den Führungstreffer erzielt.

Tatsächlich hatte Mike Frantz mit einem seiner ersten Ballkontakt die Führung durch Artjoms Rudnevs (5.) eingeleitet, später sollte Javier Pinola mit einem verunglückten Einwurf das 0:2 durch Manuel Schmiedebach vorbereiten (53.) und somit das Spiel entscheiden. "Aus zwei Fehlern von uns macht Hannover zwei Tore", ärgerte sich Abwehrchef Per "Pelle" Nilsson. "Vorne hatten wir diesmal auch einige gute Chancen. Aber wir schaffen es momentan einfach nicht, die auch in Tore umzumünzen."

"Mannschaft brannte"

Den Nürnbergern war nach dem 0:2 jedenfalls anzumerken, dass ihnen die Überzeugung fehlte, das Spiel noch drehen zu können. "Wir haben die Mannschaft so eingestellt, dass sie brannte. Aber sie kann Rückschläge nur schlecht verkraften", ächzte Coach Roger Prinzen. Das sah auch Javier Pinola so, der seinem Verein ebenso wie Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt wegen der fünften Gelben Karte auf Schalke fehlen wird. "Wir haben ein Problem: Nach einem Rückstand verlieren wir das Selbstvertrauen."

Ebenjenes könne sich im Übrigen jeder Club-Spieler im Training erarbeiten, betonte Prinzen, als er darauf angesprochen wurde, dass Winter-Neuzugang José Campana nun schon im zweiten Spiel unter seiner Ägide nicht in der Startformation gewesen sei. "Alle haben die Möglichkeit, uns zu zeigen, dass wir uns auf sie verlassen können. Diejenigen, die uns jetzt schon abgeschrieben haben, werden wir jedenfalls eines Besseren belehren."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf