Das 100. Bundesligaspiel von Bert van Marwijk als Trainer war zugleich sein vorerst letztes
Das 100. Bundesligaspiel von Bert van Marwijk als Trainer war zugleich sein vorerst letztes

Nach van Marwijks Aus: HSV am Scheideweg

xwhatsappmailcopy-link

Braunschweig - Noch am späten Samstagabend haben die Verantwortlichen des HSV Konsequenzen aus der Talfahrt gezogen und Trainer Bert van Marwijk entlassen. Das 100. Bundesliga-Spiel als Coach war vorerst sein letztes. Die Lage beim Bundesliga-Dino wird nach dem 2:4 in Braunschweig immer bedrohlicher. Nach der siebten Bundesliga-Niederlage in Folge schreiben die Rothosen einen weiteren Negativrekord. Mittlerweile geht bei einigen Spielern schon die Angst um.

Diekmeier: "Angst ist ein großes Wort"

Eigentlich sollte das Auswärtsspiel bei der Eintracht der Wendepunkt in der bisher so enttäuschend verlaufenden Saison werden. Endlich wollten die Hamburger die Negativserie beenden, stattdessen stecken sie mehr denn je im Abstiegskampf und müssen um den Verbleib in der Liga zittern. "Wenn ich auf die Tabelle schaue, dann bekomme ich es schon mit der Angst zu tun", gibt Abwehrspieler Lasse Sobiech zu, "Wahnsinn, was da heute abgelaufen ist."

Teamkollege Hakan Calhanoglu hingegen sieht die Situation noch nicht so bedrohlich: "Angst habe ich nicht. Ich bin mir sicher, dass wir da unten rauskommen. Ich weiß nur nicht genau, wie lange wir zittern müssen." Auch Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier hat mit dem Wort Angst so seine Probleme. "Angst ist ein großes Wort. Wir sind uns alle der prekären Lage bewusst, jetzt müssen wir weiter hart arbeiten und am Samstag etwas mitnehmen." Nichts leichter als das, der Gegner am Sonnabend im Heimspiel heißt ja schließlich nur Borussia Dortmund.

"Es ist ganz enttäuschend und total bitter. Wir hatten uns viel vorgenommen und in der ersten Halbzeit auch gut begonnen. Das 1:0 sollte uns Selbstbewusstsein geben", analysierte Linksverteidiger Marcell Jansen. Eigentlich. Doch in der zweiten Hälfte gab der HSV aus unerfindlichen Gründen das Spiel aus der Hand.  "Wir können jetzt nicht aufhören. Uns bleibt nichts anderes übrig, als wieder aufzustehen und nächste Woche einen neuen Anlauf zu nehmen", zeigte sich Jansen kämpferisch.

Statistik spricht gegen den HSV

Doch der Optimismus hält sich angesichts der erdrückenden Statistik in Grenzen. Mit 51 Gegentoren hat der HSV die schlechteste Defensive der Liga. Bereits zum elften Mal in dieser Saison kassierten die Hanseaten mindestens drei Treffer - das ist dem HSV in der Bundesliga-Historie noch nie passiert.

Sinnbildlich für die Vorstellung der Hamburger war das 2:4 durch den Braunschweiger Jan Hochscheidt. Eintrachts Karim Bellarabi düpierte zunächst Heiko Westermann, ehe er auch noch Tomas Rincon an der Außenlinie wie eine Slalomstange stehen ließ. Hochscheidt musste den Ball nur noch über die Linie drücken. Selbst der sonst so sichere HSV-Rückhalt Rene Adler patzte bei zwei Gegentoren.

Was macht jetzt noch Hoffnung?

"Ich kann mir den HSV in der 2. Liga irgendwie nicht vorstellen, aber wenn wir so weiterspielen, werden wir es nicht packen", resümierte Verteidiger Sobiech, "nach den Gegentoren sind wir wieder in unsere alten Muster gefallen."

Einziger Lichtblick bei den Hamburgern war Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der in Braunschweig bereits zum zehnten Mal in dieser Saison treffen konnte. So oft in einer Serie hat die Leihgabe aus Berlin noch nie den Ball im Netz versenkt. Auf ihn wird es am Samstag gegen die Dortmunder auch wieder angekommen. Kleines Manko: Neun seiner zehn Tore erzielte Lasogga auswärts und der HSV ist seit der Niederlage in Braunschweig nun auch noch die schlechteste Heimmannschaft der Liga.

Aus Braunschweig berichtet Alexander Barklage