Sportdirektor Jörg Schmadtke hebt ob der Auswärtsschwäche seiner Hannoveraner warnend den Zeigefinger
Sportdirektor Jörg Schmadtke hebt ob der Auswärtsschwäche seiner Hannoveraner warnend den Zeigefinger

"Müssen auch auswärts punkten"

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Dortmund - Mit der hat Hannover 96 seiner schlechten Auswärtsbilanz ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Grund für Sportdirektor Jörg Schmadtke, mit Blick auf die internationalen Ambitionen warnend den Zeigefinger zu heben.

Erst sieben Punkte hat Hannover 96 in dieser Saison auf fremden Plätzen geholt. Eindeutig zu wenig, meint Jörg Schmadtke im Interview mit bundesliga.de. Hannovers Sportdirektor spricht über die Probleme beim Spiel in Dortmund, den Weg zurück in den Europacup und richtet den Fokus auf das kommende Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt.

bundesliga.de: Herr Schmadtke, Hannovers Präsident Martin Kind hat gesagt, Niederlagen in Dortmund müsste man einplanen. Würden sie das so unterschreiben?

Jörg Schmadtke: Ich verliere grundsätzlich nicht gerne. Aber Dortmund ist ohne Zweifel eine sehr, sehr gute Mannschaft, gegen die man natürlich verlieren kann. Vor allem, wenn man ein Spiel so anfängt, wie wir es getan haben. In den ersten zwanzig Minuten musste man ja den Eindruck haben, dass die Dortmunder zwei Spieler mehr auf dem Feld haben.

bundesliga.de: Was war in dieser Phase los bei Hannover? Hatte man nach der Pokalniederlage der Dortmunder vielleicht eine verunsicherte Mannschaft erwartet?

Schmadtke: Wer Dortmund kennt, der weiß, dass diese Mannschaft genau so zuhause auftritt. Für mich war das keine große Überraschung. Was mich aber vielmehr erstaunt hat, war die Tatsache, dass wir auch in der guten Phase des BVB quasi aus dem Nichts heraus immer mal wieder zu Torchancen gekommen sind, wie etwa bei dem Tor von Konstantin Rausch zum vermeintlichen 1:1, bei dem Abseits angezeigt wurde. Wir hatten immer wieder Ansätze von Möglichkeiten, und das hat uns zumindest lange Zeit im Spiel gehalten.

bundesliga.de: Nach dem Anschlusstor hatte Dortmund zeitweise die Zielstrebigkeit verloren. Hatten Sie da Hoffnung, dass Ihre Mannschaft daraus etwas machen kann?

Schmadtke: Nach dem Tor zum 1:2 haben wir das Ganze deutlich besser gemacht und die Dortmunder auch mehr beschäftigt. Je länger wir dieses Ergebnis gehalten haben, desto mehr habe ich den Eindruck gewonnen, dass der nächste Treffer das Spiel entscheiden wird. Das hat er dann auch - allerdings zugunsten der Dortmunder.

bundesliga.de: Die Partie gegen den BVB war das erste von zwei Spitzenspielen. Am Sonntag kommt Eintracht Frankfurt nach Hannover. Ist das ein echtes Schlüsselspiel auf dem Weg in den Europapokal?

Schmadtke: Es ist sicher nicht das einzige, seligmachende Spiel. Aber es ist ohne Zweifel sehr bedeutsam für uns, zumal es wieder ein Heimspiel ist. Und da wir auswärts wieder verloren haben, stehen wir da auch wieder entsprechend unter Druck. Am Ende bleibe ich aber dabei: Wenn wir in der nächsten Saison international spielen wollen, dann müssen wir auch auswärts Punkte holen und Spiele gewinnen.

bundesliga.de: Auswärts sieht die Bilanz nicht gut aus für Hannover…

Schmadtke: Da haben wir einfach zu wenige Zähler auf dem Konto. Nur sieben Punkte auswärts sind deutlich zu wenig.

bundesliga.de: Haben Sie eine Erklärung für diese Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen?

Schmadtke: Nein, denn wir sind eine Mannschaft, die auswärts viel besser sein müsste. Und international haben wir diesen Bruch zum Beispiel auch gar nicht. Wir haben jetzt zuletzt bei Anschi Machatschkala zum ersten Mal auswärts verloren - fünf Mal zuvor blieben wir in der Europa League ungeschlagen. Und vor zwei Jahren, als wir in der Bundesliga Vierter geworden sind, haben wir auswärts noch richtig viele Punkte eingefahren. Das Problem haben wir erst seit der vergangenen Saison, aber eine Erklärung habe ich dafür nicht.

bundesliga.de: Kommt Frankfurt am Sonntag gerade recht? Die Mannschaft hat seit vier Spielen nicht mehr gewonnen.

Schmadtke: Ich bin da sehr skeptisch, ob das wirklich etwas aussagt. Jedes Spiel muss jedes Mal neu angegangen werden, in jedem Spiel gilt es jedes Mal Antworten auf die entsprechenden Fragen zu finden. Dann muss der Spielverlauf mitspielen, die Dinge müssen alle zusammen passen - ich denke nicht, dass eine Negativserie wie bei Frankfurt da viel aussagt vor so einer Partie.

bundesliga.de: Das klingt nach großem Respekt vor der Eintracht. Wie schätzen Sie Frankfurt ein?

Schmadtke: Frankfurt spielt als Aufsteiger eine überragende Saison. Ganz egal, auf welchem Platz die Mannschaft am Ende landet. Sie haben bisher toll gespielt, sind toll aufgetreten. Sich so zurückzumelden in der Bundesliga, das ist wirklich aller Ehren wert.

bundesliga.de: Abwehrspieler Johan Djourou musste in Dortmund verletzt ausgewechselt werden, Torjäger Mame Diouf stand gar nicht im Kader. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass beide am Sonntag spielen können?

Schmadtke: Bei Djourou liegt keine ernsthafte Verletzung vor. Bei ihm sieht es also ganz gut aus für einen Einsatz gegen Frankfurt. Bei Diouf müssen wir abwarten. Aber vorne haben wir sicher noch mehr Möglichkeiten, auf Probleme und Ausfälle zu reagieren.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte