Die Szene des Spiels: Mainz-Keeper Heinz Müller (o.) steigt hoch und bereitet den 2:2-Endstand gegen Hoffenheim vor
Die Szene des Spiels: Mainz-Keeper Heinz Müller (o.) steigt hoch und bereitet den 2:2-Endstand gegen Hoffenheim vor

Müller-"Wahnsinn" stoppt die Talfahrt

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Mainz - Christian Heidel ist natürlich so schlau, dieses , das von allen Nullfünfern wie ein Sieg gefeiert wurde, dann auch noch in einen kleinen Mythos zu verwandeln.

Ex-Stürmer Müller: Erst Patzer, dann der Held

"Ich habe den Heinz beschimpft, als er nach vorne lief. Da waren ja noch zwei Minuten zu spielen", sagte Heidel. Nach 0:2 Rückstand war Mainz doch noch zurückgekommen und hatte in Torwart Heinz Müller, der sich ganz am Ende nach vorne wagte und tatsächlich den Ausgleich vorbereitete, seinen Helden.

Die Erleichterung, nach diesem schon verloren geglaubten Spiel die Niederlagenserie doch noch beendet zu haben, war riesig in Mainz. Dieser dramatische Spielverlauf mit der erfolgreichen Aufholjagd hilft den Rheinhessen nun, ein bisschen optimistischer nach vorne zu schauen.



Möglich machte dieses zuletzt seltene Glücksgefühl für Nullfünf auch Torwart Müller, der bei den beiden Toren der Hoffenheimer durch Kevin Volland (14.), einem haltbaren Schuss aus 18 Metern, und dem 0:2 durch Roberto Firmino (22.), einem lange rausgezögerten Lupfer, nicht gut aussah. Später aber dann machte er alles wieder gut: In der ersten Minute der Nachspielzeit rannte Müller nach vorne, köpfte den Ball nach einer Ecke von Johannes Geis aufs Tor, die Kugel wurde von einem Hoffenheimer Abwehrspieler geblockt und schließlich von Yunus Malli über die Linie gedrückt.

"Wahnsinn", versuchte der 35 Jahre alte Müller hinterher seine Gefühle nach dem Ausgleich zu beschreiben, "ich wäre vor Freude am liebsten aus dem Stadion gerannt." Bis zur C-Jugend hatte Müller beim FSV Frankfurt ja noch als Mittelstürmer gespielt. "Ich weiß ja, dass Geisi die Ecken mit der Innenseite vom Tor wegzieht. Also habe ich am Sechzehner gelauert, bin dann hochgesprungen und habe gebetet, dass der Ball irgendwie reingeht", schilderte Müller die Szene, die zum wichtigen Punktgewinn führte.

Pausen-Schwur gehalten



In der Pause habe die Mannschaft sich geschworen, dieses Spiel nicht zu verlieren, erzählte Müller. Dass am Ende der große Aufwand belohnt worden sei, habe das Team verdient. Nach der Niederlagenserie habe doch ein großer Druck auf der Mannschaft und jedem einzelnen gelastet.

Mainz hat noch ein Pünktlein ergattert. Viel ist das nicht, aber die Art und Weise stärkt Selbstvertrauen und hebt die Stimmung. "Wir können es noch", sagte beispielsweise auch Stefan Bell, der erstmals in dieser Saison von Beginn an als Innenverteidiger eingesetzt worden war, weil Niko Bungert und Bo Svensson verletzt fehlten. Bell spielte wie alle Mainzer engagiert, aber mit mehr Tiefen als Höhen. Und weil Mainz derzeit eben nicht so spielen kann, wie Mainz spielt, erzwang die Mannschaft "mit bescheidenen Mitteln" dann am Ende noch ihr Spielglück, wie Trainer Thomas Tuchel sagte.

Tuchel: Bin kein Freund stürmender Keeper



Auch Tuchel sei kein Freund des stürmenden Torwarts, eine Anweisung für Müller habe es nicht gegeben, erklärte er: "Aber heute hat es halt mal geklappt." Es war erstaunlich, wie leidenschaftlich die Mainzer Zuschauer die Mannschaft trotz mitunter schwacher Darbietung das gesamte Spiel unterstützten. Aber auch das hatte der schlaue Heidel schon in der Woche vorher eingefordert. Dass es auch so gekommen ist, machte ihm am Ende "stolz".

"Heute haben wir das Publikum gebraucht, und es war auch da." Nun heißt es Durchatmen in der Länderspielpause, denn danach heißt der Gegner: Bayern München. Die Wahrscheinlichkeit, gegen den Deutschen Meister zu verlieren, sei extrem hoch, weiß Tuchel. Aber immerhin gehen die Mainzer nun mit einem besseren Gefühl auf die Reise nach München, als sie noch zehn Minuten vor Ende der Partie gegen Hoffenheim zu glauben gewagt hätten.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter